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Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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gebildet! Nun, mal sehen, wer mit Ihnen einer Meinung ist. Ich sage im Süden, das Land ist nämlich dort öde.«
    »Und ich sage im Osten«, meinte mein Patient.
    »Ich bin für den Westen«, bemerkte der Detektiv. »Da gibt es mehrere ruhige kleine Dörfer.«
    »Und ich bin für den Norden«, sagte ich, »weil es dort keine Hügel gibt, und unser Freund sagt, er hätte im Wagen nichts von Steigungen bemerkt.«
    »Also wirklich«, sagte der Inspektor lachend, »das sind ja hübsche Meinungsunterschiede. Wir haben die ganze Windrose unter uns aufgeteilt. Wem stimmen Sie denn nun zu?«
    »Sie alle irren sich.«
    »Wir können uns doch nicht
alle
irren!«
    »O doch, das können Sie. Das hier ist mein Punkt.«
    Damit legte er seinen Finger auf den Mittelpunkt des Kreises. »Dort werden wir sie finden.«
    »Aber die Fahrt von zwölf Meilen?« ächzte Hatherley.
    »Sechs hin und sechs zurück. Nichts einfacher als das. Sie selbst sagen, daß das Pferd frisch und glänzend war, als Sie eingestiegen sind. Wie könnte das sein, wenn es zwölf Meilen schlechter Straßen hinter sich hätte?«
    »Das ist wirklich ein sehr wahrscheinlicher Trick«, bemerkte Bradstreet nachdenklich. »Natürlich kann kein Zweifel über das Wesen dieser Bande bestehen.«
    »Überhaupt keiner«, sagte Holmes. »Das sind Falschmünzer in großem Maßstab, und sie haben die Maschine verwendet, um das Amalgam zu verfertigen, das als Silber ausgegeben wird.«
    »Wir wissen seit einiger Zeit, daß eine sehr gerissene Bande am Werk ist«, sagte der Inspektor. »Sie haben zu Tausenden halbe Kronen herausgebracht. Wir haben sie sogar bis nach Reading verfolgt, sind dann aber nicht mehr weiter gekommen; sie hatten nämlich ihre Spuren in einer Weise verwischt, die beweist, daß es sich um sehr erfahrene Leute handelt. Aber ich glaube, daß wir sie jetzt dank dieses glücklichen Zufalls wirklich erwischt haben.«
    Aber der Inspektor irrte sich, denn diese Verbrecher sollten nicht in die Hände der Justiz fallen. Als wir in den Bahnhof von Eyford einfuhren, sahen wir eine riesige Rauchsäule, die hinter einer nahegelegenen Baumgruppe in den Himmel wuchs und wie eine gewaltige Straußenfeder über der Landschaft hing.
    »Brennt da ein Haus?« fragte Bradstreet, als der Zug weiterdampfte.
    »Ja, Sir«, sagte der Stationsvorsteher.
    »Wann ist das Feuer ausgebrochen?«
    »Angeblich in der Nacht, Sir, aber es ist schlimmer geworden, und jetzt steht da alles in Flammen.«
    »Wem gehört das Haus?«
    »Dr. Becher.«
    »Sagen Sie«, warf der Ingenieur ein, »ist Dr. Becher ein Deutscher, sehr dünn, mit einer scharfen langen Nase?«
    Der Stationsvorsteher lachte herzlich. »Nein, Sir, Dr. Becher ist ein Engländer, und in der ganzen Gemeinde gibt es keinen Menschen mit einer hübscher ausgefüllten Weste. Bei ihm wohnt aber ein Gentleman, ein Patient, soviel ich weiß, der Ausländer ist und so aussieht, als könnte ihm ein wenig gutes Rindfleisch aus Berkshire nicht schaden.«
    Der Stationsvorsteher hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als wir schon alle in Richtung des Brandes eilten. Die Straße erklomm einen niedrigen Hügel, und vor uns lag ein ausgedehntes, weißgekälktes Gebäude; aus allen Ritzen und Fenstern schlugen Flammen, während im Vordergarten drei Feuerwehrwagen vergebens versuchten, das Feuer unter Kontrolle zu bekommen.
    »Das ist es!« rief Hatherley ganz aufgeregt. »Da ist der Kiesweg, und da sind die Rosenbüsche, wo ich gelegen habe. Das zweite Fenster da ist das, aus dem ich gesprungen bin.«
    »Nun ja«, sagte Holmes, »immerhin haben Sie sich an ihnen gerächt. Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß es Ihre Öllampe war, die, als sie in der Presse zerquetscht wurde, die hölzernen Wände in Brand gesetzt hat, und zweifellos waren sie mit allzu viel Erregung hinter Ihnen her, um es zeitig zu bemerken. Nun halten Sie Ihre Augen gut offen, ob vielleicht in dieser Menge Ihre Freunde aus der vergangenen Nacht sind; ich fürchte allerdings sehr, daß sie inzwischen gute hundert Meilen entfernt sind.«
    Und Holmes’ Befürchtungen wurden wahr, denn seit jenem Tag bis heute hat man weder von der schönen Frau noch von dem finsteren Deutschen noch von dem mürrischen Engländer etwas gehört. Früh an jenem Morgen war ein Bauer einem Wagen begegnet, der mehrere Personen und einige sehr große Kisten trug und eilig in Richtung Reading fuhr, aber dort lösten sich alle Spuren der Flüchtigen auf, und sogar Holmes’ Einfallsreichtum gelang es

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