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Die Abenteuer des starken Wanja

Die Abenteuer des starken Wanja

Titel: Die Abenteuer des starken Wanja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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Burschen durchs
dickste Dickicht gerannt, bevor du ihn abgeworfen hast — ja? Das ist fein,
Bjeluscha, das hast du schlau gemacht! Gutes Pferd, braves Pferd! Und hast du
ihm auch gezeigt, wie hart deine Hufe sind? Recht so, mein Schimmel, recht so !«
    Wolok
sprach mit seinem Roß wie mit einem Menschen. Bjelaja antwortete ihm auf ihre
Weise; bald nickte sie mit dem Kopf, bald ließ sie ein Schnauben hören, bald
scharrte sie mit den Vorderhufen im Moos. Nie zuvor hatte Wanja ein Pferd
gesehen wie dieses — so schön und zugleich so klug.
    Wolok
klopfte seiner Schimmelstute den Hals.
    »Sie
ist ein Geschenk des Fürsten Wladimir«, sagte er. »Der Herr von Kiew ist ein
guter und freundlicher Herr. Nicht umsonst ließe jeder Ritter vom Goldenen
Tisch sich für ihn in Stücke schlagen. Nun, später erfährst du mehr davon.
Jetzt sollten wir erst mal zu Abend essen, finde ich .«
    Wolok
erhob sich, und Wanja half ihm beim Absatteln. Dabei zeigte es sich, daß
Bjelaja verletzt war. Sie blutete an der linken Hinterhand. Wolok untersuchte
die Wunde.
    »Ruhig,
schön ruhig, Bjeluscha! Batur hat dir eins mit dem Schwert versetzt, aber es
ist nicht schlimm. Morgen, wenn wir daheim sind, streicht unsere edle Fürstin
dir eine Salbe auf, dann wird über Nacht alles wieder gut. Und diesem Batur,
sofern er sich nicht das Genick gebrochen hat, werde ich’s heimzahlen, das verspreche
ich dir !«
    Wanja
klaubte im Wald ein paar dürre Äste zusammen, dann entzündeten sie ein kleines
Feuer. Wolok holte seine letzten Vorräte aus den Satteltaschen: Rauchfleisch,
getrockneten Fisch, ein paar Scheiben im Ofen gedörrten Brotes, ein Säckchen
Backpflaumen. Dankbar verzehrte Wanja sein Teil davon. Welch ein Festmahl für
ihn, nach den Pilzen und Beeren der letzten Tage!
    »Übrigens
wußte ich, daß ein Mann vor mir herreitet«, sagte er. »Ich habe Bjelajas Spuren
im Wald gefunden .«
    Wolok
war als Bote des Fürsten Wladimir beim König von Polen gewesen, nun kehrte er
durch die weiten Wälder zurück nach Kiew. »Batur hat mich überfallen, als ich
hier rastete«, sagte er. »Und darauf hatte er’s abgesehen !«
    Er
holte ein schweres goldenes Kreuz unter seinem Kettenpanzer hervor, das über
und über mit Perlen und Edelsteinen besetzt war. »Vom Polenkönig für meinen
Herrn. Ist es nicht eine Pracht, wie die Steine im Feuerschein blitzen und
funkeln ?«

    Wolok
freute sich auf die Heimkehr. Er freute sich auf Kiew und auf seine Gefährten
vom Goldenen Tisch. Nach dem Abendessen erzählte er Wanja von ihnen und ihren
Taten.
    Da
war Ilja, der Held aus Murom, der mit seiner Wunderkeule die Feinde Kiews zu
Paaren trieb; da waren der fröhliche Sänger und Zecher Aljoscha Popensohn und
der Ritter Potok, der auf dem Kahlen Berge in einer einzigen Mondnacht ein
ganzes Schlangenheer zu Tode getanzt hatte; da waren Dunaj und Dobrinja,
Churilo und vierzig andere — alles erlesene Recken von unvergleichlicher Kühnheit
und Treue, eine verschworene Bruderschaft.
    Atemlos
lauschte Wanja den Worten Woloks.
    »Nach
allem, was ich da von dir höre«, sagte er, »stelle ich mir das Leben bei euch
in Kiew sehr schön und sehr lustig vor !«
    »Recht
hast du«, meinte Wolok. »Bloß — in Wirklichkeit ist es noch hundertmal schöner
und lustiger, glaub mir das !«
    Spät
legten sie sich zur Ruhe nieder, Wolok war bald eingeschlafen. Wanja aber lag
lange wach und bedachte, wie herrlich es wäre, ein Ritter des Fürsten Wladimir
zu sein: Er sah sich im Geist mit Wolok und den anderen Recken bechernd am
Goldenen Tisch sitzen; und er malte sich aus, wie er Seite an Seite mit ihnen
auf feurigem Roß gegen Drachen und Heiden stritt.
     
    A nderntags setzten sie ihren Weg
gemeinsam fort. Auch Wolok ging zu Fuß. Er führte Bjelaja am Zügel, aus
Rücksicht auf ihre Wunde, aber auch Wanjas wegen. Der Wald wurde immer lichter,
die Sonne schien, tausend Vögel pfiffen und zwitscherten in den Zweigen.
    Und
wieder erzählte Wolok von der Tafelrunde des Fürsten Wladimir.
    »Bei
uns gilt nicht Rang und Herkunft«, sagte er. »Wer tapfer und treu ist, er sei
von Geburt ein Bauernjunge wie du, ein Handwerkersohn oder Prinz: der ist unser
Mann — und ich denke, es wird dir bei uns gefallen...«
    »Mir ?« fragte Wanja betroffen.
    »Ja,
dir !« rief Wolok. »Für Burschen wie dich ist an
unserer Tafel immer ein Platz frei. Wenn ich dem Fürsten erzähle, wie du die
Bande des Schwarzen Batur in die Flucht geschlagen hast, wird er dich auf der
Stelle in seine

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