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Die Abenteuer des starken Wanja

Die Abenteuer des starken Wanja

Titel: Die Abenteuer des starken Wanja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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du, er hatte die Hand im Spiel ?«
    »Warum
nicht ?« sagte Mischa. »Es wäre ihm zuzutrauen — ihm
und dem Wirt Anissim, diesem verdammten Giftmischer. Gottes Blitz soll sie alle
beide erschlagen !«
    Er
ahnte nicht, daß sein Wunsch sich, soweit er den Wirt betraf, inzwischen
erübrigt hatte. Anissim, in seinem blinden Eifer, hatte des Bösen zuviel getan
und die Steppe so gründlich in Brand gesteckt, daß er selbst in den Flammen
umgekommen war. Qualvoll und elend war er zugrunde gegangen — so elend, wie
nicht einmal Mischa Holzbein es ihm gewünscht hätte.
     
    S ie erreichten die Zarenstadt um
die dritte Nachmittagsstunde.

    Rauch
und Ruß hatten Wanjas Rüstung nichts nehmen können von ihrem Glanz, sie
strahlte und leuchtete makellos wie zuvor. Die Kunde von seiner Ankunft
verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Stadt:
    »Kommt
aus den Häusern, ihr Nachbarsleute, und seht, was geschehen ist! Gott hat uns
nicht vergessen, er hat uns den neuen Zaren gesandt !«
    Da
verließen die Handwerker ihre Werkbänke, die Kaufleute ihre Läden, die Wirte mit
ihren Gästen und dem Gesinde die Schankstuben. Von allen Seiten kamen die Leute
herbeigeströmt und geleiteten Wanja in langem Zug durch die Stadt: eine
wimmelnde Menschenmenge, Alte und Junge, Reiche und Arme, ehrsame Bürger und
Spitzbuben — alles, was Beine hatte und halbwegs zu Fuß war, folgte ihm nach;
und die Kirchensänger stimmten den Großen Lobgesang an, daß es über den Markt
schallte wie die Posaunen von Jericho.
    So
zogen sie vor die Stadt hinaus, auf den weiten Platz vor dem Zarenschloß.
    Die
Mauern des Schlosses waren mit Blumen und Laubgewinden bekränzt. Von allen
Fenstern und Brüstungen hingen rote, mit goldenen Borten gesäumte Tücher herab.
Kein Turm ohne Fahne, kein Giebelkreuz ohne flatternde bunte Bänder.
    Aber
die Flügel des Haupttores waren verschlossen, und auf der Quermauer über dem
Torbogen stand der Hauptmann Kujuk. Breitbeinig stand, er da, finsteren
Blickes, die linke Hand in die Hüfte gestemmt.
    Als
die Bürger ihn sahen, bekamen sie Angst. Keiner von ihnen getraute sich, einen
Schritt weiterzugehen. Die Kirchensänger verstummten.
    Wanja
ritt langsam über den leeren Platz auf das Tor zu. Mischa wich ihm nicht von
der Seite, er führte Waron am Halfter. Ganz still war es plötzlich geworden.
Kein Laut war zu hören außer dem Hufschlag des Rappen Waron und dem Klappern
von Mischas Stelzfuß.
    Kujuk
ließ die beiden auf einen Pfeilschuß weit an das Schloßtor herankommen. Dann
hob er die rechte Hand. Augenblicklich tauchten zu beiden Seiten des Tores
seine Tataren hinter der Mauer auf: die Bogen gespannt, die Pfeile auf Wanjas
Brust gerichtet. Die sichersten Schützen hatte der Hauptmann ausgewählt,
siebenunddreißig verläßliche und erprobte Männer.
    Wanja
verhielt das Pferd. Mischa Holzbein formte die Hände zu einem Trichter und rief
den Tataren zu:
    »Untersteht
euch, auf ihn zu schießen, Kahlköpfe! Seht ihr nicht, daß er die Rüstung des
Zaren Iwan Wassiljewitsch trägt? Dieser Mann wird nach Recht und Gesetz euer
neuer Zar sein! Die Waffen nieder — und gebt ihm Einlaß !«
    In
diesem Augenblick riß das Gewölk auf, die Sonne brach durch. Mit ihren Strahlen
machte sie Wanjas Rüstung aufleuchten, daß sie wie tausend Sterne glänzte und
funkelte. Geblendet senkte die Menge den Blick, die Schlitzaugen der
tatarischen Bogenschützen wurden zu dünnen Strichen.

    »Schießt
ihn ab !« rief Kujuk. »Warum schießt ihr nicht,
Hundesöhne ?«
    Die
Bogenschützen starrten gebannt auf den Mann in der strahlenden Rüstung. Keiner
bewegte sich. Hätte Mischa sie anfrieren lassen, sie hätten nicht regloser
dastehen können.
    Der
Hauptmann begann zu toben.
    »Ich
lasse euch alle aufhängen, wenn ihr bei drei nicht schießt !« schrie er. — »Eins — zwei — drei!«
    Die
Tataren schossen.
    Sie
schossen den eigenen Hauptmann tot.
    Von
siebenunddreißig Pfeilen durchbohrt, stürzte Kujuk von der Mauer.
    Dann
schwenkten die Bogenschützen die Waffen und riefen: »Es lebe der neue Zar !« Und obgleich sie es auf tatarisch riefen, verstanden die
anderen Leute sofort, was gemeint war — und alle, die auf dem weiten Platz vor
dem Schloß standen, stimmten in ihren Jubel ein.
     
    W eit öffneten sich die
bekränzten Tore vor Wanja; er senkte die Lanze zum Gruß, und, von Mischa
geleitet, ritt er ins Schloß des Zaren ein. Die Menge blieb draußen zurück. Der
Gesang und die Hochrufe drangen nur schwach

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