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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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sie über die Vorfälle in Tapirawa-teri erzählten. Was würden sieschon ausgeplaudert haben? Er musste seinen Vorgesetzten beim Militär einen Bericht liefern und mit der Presse sprechen, ehe die Gerüchte ins Kraut schossen. Omayra Torres hatte vor dem Abflug ständig etwas über den Masernvirus vor sich hin gefaselt. Wenn sie auspackte, war er geliefert. Die ist doch nicht zu retten!, knurrte er bei sich.
    Ariosto schickte den Anthropologen in sein Zelt zurück, drehte eine Runde im Lager, um sich zu vergewissern, dass seine Männer wie befohlen Wache hielten, und dann schlenderte er auf den Baum zu, an den er diesen halbstarken Ami hatte anbinden lassen, denn er konnte sich ja ein bisschen auf dessen Kosten die Zeit vertreiben. In diesem Augenblick traf ihn der Gestank wie ein Knüppelhieb. Er stürzte hintenüber. Er wollte nach der Pistole an seinem Gürtel greifen, aber seine Hände gehorchten ihm nicht. Eine Welle der Übelkeit schlug über ihm zusammen, das Herz wollte bersten, und dann war da nichts mehr. Nur noch Schwärze. Nichts sah er von der Bestie, die drei Schritte neben ihm aufragte und ihn mit ihrem todbringenden Gestank einnebelte.
    Der üble Geruch breitete sich im ganzen Lager aus, nahm zuerst den Soldaten den Atem und drang schließlich durch die schützenden Zeltplanen. Im Handumdrehen war keiner mehr bei Sinnen. Für einige Stunden herrschte eine grauenvolle Stille in Tapirawateri und dem nahen Wald, wo alle Tiere Reißaus genommen hatten. Die beiden Bestien, die gleichzeitig angegriffen hatten, zogen sich in ihrer gewohnten Behäbigkeit zurück, aber der Gestank hing noch lange in der Luft. Keiner im Lager bekam mit, was sich in diesen Stunden zutrug, denn erst am Morgen sollten sie wieder zu sich kommen.
    ~
    Im Schutz der Dunkelheit lief Alex mit Borobá auf den Schultern hinter Walimai her, der sich einen Weg durch das Unterholz bahnte, bis die flackernden Lichter des Lagers nicht mehr zu sehen waren. Der Schamane schritt aus, als wäre helllichter Tag, er wurde vielleicht von seiner Engel-Ehefrau geführt, die Alex aber nicht sehen konnte. Sie schlängelten sich eine ganze Weile zwischen denBäumen hindurch, bis der Schamane schließlich die Stelle erreichte, wo er Nadia zurückgelassen hatte. Die beiden hatten sich im Laufe des Nachmittags und Abends immer wieder durch die Rufe der Eule verständigt, bis Nadia das Lager hatte verlassen können, um sich mit ihm zu treffen. Alex und Nadia fielen einander um den Hals, während Borobá seine Herrin glücklich an den Haaren zog und kreischte.
    Walimai bestätigte ihnen, was sie schon wussten: Die Indianer behielten das Lager im Auge, hatten aber gelernt, den Zauber der Nahab zu fürchten, und wagten nicht anzugreifen. Die Krieger waren so nah gewesen, dass sie das Weinen des Säuglings hatten hören können, genau wie die Rufe ihrer Toten, die noch keine würdige Bestattung erhalten hatten. Walimai sagte, noch hätten die Geister der Männer und der Frau, die getötet worden waren, die Körper nicht verlassen; sie würden sich weiter daran klammern müssen, solange keine angemessene Zeremonie stattgefunden hatte und sie nicht gerächt waren. Alex sagte ihm, die Krieger hätten nur eine Chance, wenn sie noch in der Nacht angriffen, denn am Tag würden die Nahab mit dem Vogel, der Donner und Wind macht, das Auge der Welt so lange aus der Luft absuchen, bis sie die Indianer entdeckt hätten.
    »Wenn sie jetzt angreifen, wird es ein paar Tote geben, aber ansonsten wird der ganze Stamm sterben«, sagte Alex. Er sei bereit, sie anzuführen und zusammen mit ihnen zu kämpfen, denn dazu habe er schließlich die Probe bestanden: Auch er sei ein Krieger.
    »Häuptling für den Krieg: Tahama. Häuptling, um mit den Nahab zu verhandeln: du«, antwortete Walimai.
    »Zum Verhandeln ist es zu spät. Ariosto ist ein Mörder.«
    »Du hast gesagt, einige Nahab sind böse und andere Nahab Freunde. Wo sind die Freunde?«
    »Meine Großmutter und einige andere dort sind Freunde. Hauptmann Ariosto und seine Soldaten sind Feinde. Mit ihnen können wir nicht verhandeln.«
    »Deine Großmutter und ihre Freunde sollen mit den Nahab reden, die Feinde sind.«
    »Die Freunde haben keine Waffen.«
    »Sind sie nicht mächtig?«
    »Im Auge der Welt sind sie nicht sehr mächtig. Aber weit von hier sind mehr Freunde, die sehr mächtig sind, in den Städten, woanders.« Alex war verzweifelt, weil es fast aussichtslos schien, es dem Schamanen zu erklären.
    »Dann musst du zu

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