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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Boden krümmenden Soldaten und das viele Blut, das aus dem Schädel von Mauro Carías quoll,ein entsetzliches Schauspiel; noch immer lagen die Indianer dort, wo sie tot zusammengebrochen waren, und keiner machte Anstalten, sie wegzuschaffen. Wie hätte sich ihr Vater Nadias Gekreisch anders erklären sollen, als dass sie diese grausigen Geschehnisse nicht verkraften konnte. Alex dagegen lächelte stolz in sich hinein, als er seine Freundin hörte: Nadia spielte ihren letzten Trumpf aus.
    »Her mit den Filmen!«, befahl Hauptmann Ariosto dem Fotografen Timothy Bruce.
    Ebenso gut hätte er von ihm verlangen können, sein Leben herzugeben. Was die Negative anging, war Timothy Bruce fanatisch, noch nie hatte er eines aus der Hand gegeben, verwahrte sie alle feinsäuberlich sortiert in seinem Londoner Studio.
    »Eine ausgezeichnete Idee, dass Sie sich dieser wertvollen Negative annehmen, Herr Hauptmann«, mischte sich Leblanc ein. »Mit ihnen lässt sich beweisen, was hier passiert ist, wie dieser Indianer Herrn Carías angegriffen hat, wie Ihre tapferen Soldaten im Pfeilhagel zusammengebrochen sind und Ihnen gar nichts anderes übrig geblieben ist, als Karakawe zu erschießen.«
    »Dieser Kerl hat sich in Sachen eingemischt, die ihn nichts angingen!«, brüllte der Hauptmann.
    »Aber natürlich! Ein Spinner. Er wollte Dr. Torres daran hindern, ihre Arbeit zu tun. Was für schwachsinnige Anschuldigungen! Ein Jammer, dass die Ampullen mit dem Impfstoff im Schusswechsel zerstört worden sind. Jetzt werden wir nie beweisen können, dass Karakawe gelogen hat.« Der Professor machte sich gut in seiner Rolle als Unschuldslamm.
    Ariosto verzog den Mund zu etwas, das unter anderen Umständen ein Lächeln hätte sein können. Er steckte seine Pistole zurück in den Gürtel, verschob die Sache mit den Negativen auf später und hörte auf herumzubrüllen. Vielleicht, dachte er bei sich, haben diese Ausländer ja wirklich keinen Schimmer und sind noch viel blöder, als ich angenommen hatte.
    Kate Cold hörte sich das Gespräch zwischen dem Anthropologen und dem Hauptmann mit offenem Mund an. Sie hätte nie gedacht, dass dieser Hanswurst von Leblanc so kaltblütig sein konnte.
    »Bitte, Nadia, sei doch endlich still«, sagte César Santos, als Nadia zum zehnten Mal den Ruf der Eule ausstieß.
    »Ich nehme an, wir bleiben heute Nacht hier. Sollen wir nicht ein Abendessen zubereiten, Herr Hauptmann?« Leblanc war die Liebenswürdigkeit in Person.
    Ariosto erlaubte ihnen, Essen zu machen und sich im Lager zu bewegen, allerdings nur in einem Umkreis von dreißig Metern, wo er sie im Auge behalten konnte. Er befahl seinen Soldaten, die toten Indianer unter einen der Bäume zu legen; am nächsten Tag könnten sie sie verscharren oder verbrennen. Die Nacht würde ihm Zeit geben, sich zu überlegen, was er mit den Ausländern anstellen sollte. Santos und seine Tochter konnte er verschwinden lassen, da würde niemand nachfragen, aber bei den anderen musste er vorsichtig sein. Ludovic Leblanc war berühmt, und diese Alte und ihr Enkel waren Bürger der Vereinigten Staaten. Er wusste aus Erfahrung, dass es immer eine Untersuchung gab, wenn einem US-Amerikaner etwas zustieß; diese überheblichen Amis hielten sich doch für die Herren der Welt.
    ~
    Obwohl es eigentlich Professor Leblancs Idee gewesen war, kümmerten sich César Santos und Timothy Bruce um das Abendessen, denn der Anthropologe war unfähig, ein Ei hart zu kochen. Kate Cold redete sich damit heraus, sie könne bloß Fleischbällchen machen, und dazu fehlten ihr die Zutaten; außerdem hatte sie alle Hände voll damit zu tun, dem Kind löffelweise verdünnte Kondensmilch einzuflößen. Unterdessen hockte Nadia nur da, starrte ins Dickicht und schrie von Zeit zu Zeit wie eine Eule. Auf eine gewisperte Bitte hin war Borobá von ihrem Arm gesprungen und im Wald verschwunden. Eine halbe Stunde später erinnerte sich Hauptmann Ariosto an die Negative und zwang Timothy Bruce dazu, sie ihm auszuhändigen, wobei er Leblancs Argument benutzte: In seinen Händen seien sie gut aufgehoben. Es half nichts, dass sich der Engländer mit ihm stritt und sogar versuchte, ihn zu bestechen, der Hauptmann blieb stur.
    Sie aßen nacheinander, unter den wachsamen Blicken derSoldaten, und dann schickte Ariosto die Expeditionsteilnehmer zum Schlafen in die Zelte, wo sie, wie er sagte, im Falle eines Angriffs sicherer seien, aber eigentlich ging es ihm darum, sie besser unter Kontrolle zu haben. Nadia, Kate

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