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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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und Walimais Kräutern hatten sie die erste Runde gewonnen, der Kampf war damit jedoch nicht beendet. Jetzt konnte Alex zusehen, wie es Nadia Stunde um Stunde besser ging, während die beiden Mönche still beteten, und er nahm sich vor, mit seiner Mutter ins Reich des Goldenen Drachen zu reisen oder selbst diese geheimnisvolle Heilmethode zu lernen.
    Als die Sonne über den Bergkamm stieg, erwachte Nadia ohne Fieber, hatte eine gesunde Gesichtsfarbe und einen Bärenhunger. Borobá, der zusammengerollt neben ihr gelegen hatte, wünschte ihr als Erster einen guten Morgen. Tensing rührte Tsampa an, und Nadia stopfte diesen graubeigen, geräucherten Gerstenschleim in sich hinein, als wäre er ihr Leib- und Magengericht. Auch den Kräutertee, den der Lama ihr reichte, stürzte sie gierig hinunter.
    Dann berichtete Nadia ihnen auf Englisch von den Blauen Kriegern, von der Entführung, von Pema und den anderen, die in der Höhle etwas weiter unten am Abhang gefangen gehalten wurden.Sie spürte, dass dieser Hüne und der schmale junge Mönch die Bilder in ihrem Kopf auffangen konnten. Tensing unterbrach sie hin und wieder mit einer Nachfrage, und wenn sie mit dem Herzen hörte, konnte sie ihn verstehen. Alex hatte da mehr Mühe, obwohl die Mönche auch seine Gedanken errieten. Vor Erschöpfung fielen ihm ständig die Augen zu, und er fragte sich, wie der Lama und sein Schüler noch immer so hellwach sein konnten, nachdem sie die halbe Nacht mit Nadias Rettung und den Rest mit Beten verbracht hatten.
    »Wir müssen diesen Mädchen so schnell wie möglich zu Hilfe kommen«, sagte Dil Bahadur, als Nadia geendet hatte.
    Aber Tensing schien es nicht ganz so eilig zu haben wie der Prinz. Er fragte Nadia noch einmal, was sie in der Höhle gehört habe, und sie wiederholte ihm die wenigen Wörter, die Pema von der Unterhaltung der Skorpionkrieger verstanden hatte. Tensing bohrte weiter, ob sie sicher sei, dass sie den Goldenen Drachen und den König erwähnt hatten.
    »Mein Vater! Vielleicht ist er in Gefahr!« Dil Bahadur war bleich geworden.
    Alex verstand nicht, aber Nadia übersetzte es und fragte nach: »Dein Vater?«
    »Der König ist mein Vater.«
    »Ich habe mir das alles tausendmal hin und her überlegt und bin mir sicher, dass die Skorpionsekte nicht bloß wegen der Entführung ins Verbotene Reich gekommen ist. Das hätten sie in Indien einfacher haben können …«, sagte Alex.
    »Du meinst, sie sind wegen etwas anderem hier?« Nadia sah ihn ungläubig an.
    »Ich glaube, diese Entführung ist ein Ablenkungsmanöver, und sie haben irgendwas mit dem König und dem Goldenen Drachen vor.«
    »Zum Beispiel die Statue stehlen?«
    »Die ist jedenfalls sehr wertvoll. Ich kapiere nur nicht, wieso sie über den König gesprochen haben, aber bestimmt hat das nichts Gutes zu bedeuten.« Alex sah ratlos aus.
    Tensings und Dil Bahadurs Gelassenheit war dahin. Sie redeten aufgeregt miteinander, schließlich sagte der Lama, sie solltensich erst eine Weile ausruhen, dann würden sie etwas unternehmen.
    ~
    Nach dem Stand der Sonne zu urteilen, musste es etwa neun Uhr am Morgen sein, als die vier erwachten. Alex trat vor die Höhle und sah sich um: Berge und noch mehr Berge, als wären sie am Ende der Welt, aber im Grunde war es bis in die Täler des Verbotenen Reichs ein Katzensprung, auch wenn man sie von hier aus nicht sehen konnte. Der Rastplatz, den der Lama und sein Schüler ausgesucht hatten, lag gut versteckt im Schutz einiger großer Felsen. Offensichtlich hatten die beiden die Höhle schon früher genutzt, denn im Hellen erkannte Alex jetzt Kerzenreste in einer Ecke. Tensing zeigte ihm, in welche Richtung Tunkhala lag, und machte ihm klar, dass der direkte Weg durch eine nahe gelegene Steilwand unpassierbar war und man einen großen Umweg in Kauf nehmen musste, wenn man nicht auf Skorpionkrieger treffen wollte.
    Nadia hatte kein Fieber und keine Schmerzen mehr, und die Schwellung an ihrem Arm war verschwunden. Wieder hatte sie einen Bärenhunger und aß alles, was ihr angeboten wurde, sogar ein Stück grünen Stinkkäse, das Tensing aus seinem Beutel zog. Der Lama rieb Nadias Schulter mit frischer Paste ein, verband sie wieder mit denselben Stoffstreifen, denn andere hatten sie ja nicht, und dann half er ihr auf die Füße.
    »Jaguar, guck mal, ich bin wieder ganz heil! Ich kann euch zeigen, wo die Höhle ist«, sagte Nadia und hüpfte zum Beweis ein bisschen herum.
    Aber Tensing forderte sie auf, sich wieder auf das Yakfell zu

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