Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
Vom Netzwerk:
Dorf fanden. Er sah sie den Hügel hinabgehen und immer kleiner werden, bis sie hinter der Kuppe außer Sichtweite waren. Von den wenigen Fahrwegen im Reich des Goldenen Drachen waren die meisten während der Regenzeit und im Winter unpassierbar, aber jetzt im Sommer würden die Mädchen zumindest damit kein Problem haben. Sie mussten nur überhaupt einen Weg finden, dann würde sie sicher jemand auflesen.
    Alex winkte zu Dil Bahadur hinauf, und der ließ den langen, mit einem Stein beschwerten Zopf ab. Er musste ein bisschen hantieren, bis er auf dem Absatz landete. Alex hatte ein Seil zusammengerollt und mit einem Karabiner am Gurt befestigt, und jetzt band er das zweite an den schwarzen Zopf und gab Dil Bahadur zu verstehen, er solle ziehen. Der Prinz hievte den Zopf vorsichtig in die Höhe, bis er das Seilende zu fassen bekam, das er oben über die Schlingen sicherte, und dann half er Alex beim Aufstieg.

SECHZEHNTES KAPITEL
Kämpfende Yetis
    Mit einem letzten Blick auf Pema und die anderen, die man von hier oben noch als winzige Pünktchen auf dem Weg ins Tal ausmachen konnte, begannen der Lama, der Prinz, Alexander, Nadia und Borobá den Aufstieg in die Berge. Je höher sie kamen, desto kälter wurde es. Hin und wieder mussten sie mit den Wanderstäben der Mönche schmale Klüfte überwinden. Die Behelfsbrücken entpuppten sich als stabiler und sicherer, als sie auf den ersten Blick wirkten. Alex war es von den Kletterpartien mit seinem Vater gewöhnt, in großer Höhe herumzuturnen, und sprang mühelos, einen Fuß auf die Stäbe setzend, auf die andere Seite, wo Tensings kräftige Hand ihn packte, während Nadia nicht im Traum daran gedacht hätte, es auch nur zu versuchen, mit einer gesunden Schulter nicht und erst recht nicht mit einer angeschlagenen. Deshalb stellten sich Dil Bahadur und Alex mit einem straff gespannten Seil zu beiden Seiten der Kluft auf, und Tensing schnappte sich Nadia, klemmte sie sich wie ein Paket unter den Arm und brachte sie auf die andere Seite. Das Seil sollte ihm eigentlich Sicherheit geben, falls er das Gleichgewicht verlor, aber Alex und Dil Bahadur spürten kein einziges Mal einen Zug darauf: Die Hand des Mönchs streifte es kaum. Einen Lidschlag lang balancierte Tensing auf den Stäben, schwebte fast hinüber, und noch ehe Nadia mitbekam, wie ihr geschah, hatte sie schon wieder sicheren Boden unter den Füßen.
    »Vielleicht irre ich mich, ehrwürdiger Meister, aber dies scheint mir nicht die Richtung zum Chenthan Dzong«, sagte der Prinz, als sie sich nach etlichen Stunden Fußmarsch auf einem Felsen niederließen, um Tee zu trinken.
    »Auf dem herkömmlichen Weg würden wir möglicherweise etliche Tage brauchen, und die Skorpionkrieger haben Vorsprung. Eine Abkürzung wäre nicht schlecht …«, antwortete Tensing.
    »Der Tunnel der Yetis!«
    »Ich glaube, gegen die Skorpionsekte brauchen wir etwas Unterstützung.«
    »Mein ehrwürdiger Meister will die Yetis darum bitten?«
    »Vielleicht …«
    »Bei allem Respekt, Meister, aber ich glaube, die Yetis haben nicht mehr Verstand als dieser Affe.«
    »In dem Fall sind wir fein raus, Borobá hat nämlich mindestens so viel Verstand wie du«, raunzte Nadia ihn an.
    Alex versuchte das Gesprochene und die Bilder in seinem Kopf zu deuten, war sich aber nicht ganz sicher, worum es ging.
    »Habe ich das richtig verstanden? Ihr redet über Yetis? Über den Schneemenschen?«
    Tensing nickte.
    »Professor Ludovic Leblanc hat jahrelang den ganzen Himalaja nach ihm abgesucht und am Ende gemeint, dass es ihn nicht gibt.«
    »Wer ist das?«, wollte Dil Bahadur wissen.
    »Ein rotes Tuch für meine Großmutter Kate.« Alex begriff, dass er den beiden Mönchen unmöglich erklären konnte, was Leblanc für ein schräger Vogel war.
    »Vielleicht hat er nicht an der richtigen Stelle gesucht …« Tensing lächelte.
    Nadia und Alex freuten sich wie die Schneekönige darauf, einen Yeti zu sehen, das erinnerte sie an ihre Begegnung mit den wilden Göttern am Amazonas. Diese Urzeittiere waren manchmal in einem Atemzug mit dem Yeti genannt worden, weil sie auch so große Fußabdrücke hinterließen und sie nie jemand zu Gesicht bekam. Genau wie der Yeti waren auch sie angeblich bloß eine Legende, aber Alex und Nadia hatten sie mit eigenen Augen gesehen.
    »Meine Großmutter kriegt einen Anfall, wenn sie erfährt, dass ich einen Yeti gesehen und kein Foto von ihm gemacht habe.« Zerknirscht dachte Alex an die Kamera, die er im Hotel gelassen

Weitere Kostenlose Bücher