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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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ihn selbst zwischen die Augen getroffen, und er wäre rückwärts hingestürzt, hätten Carías’ Wächter ihn nicht an beiden Armen fast in der Schwebe gehalten.
    »Was hast du getan, du Idiot!«, schrie der Unternehmer und richtete nun seinerseits die Waffe auf César Santos.
    Seine Wächter ließen Alex los, der das Gleichgewicht verlor und hinfiel, und die beiden wollten sich den Führer vorknöpfen, wagten es jedoch nicht, weil der noch immer die Pistole in der Hand hielt.
    »Ich habe ihn freigelassen«, sagte César Santos seelenruhig.
    Mauro Carías beherrschte sich mit Mühe und Not. Er begriff, dass er sich vor der Presse und vor Leblanc kein Feuergefecht mit ihm liefern konnte.
    »Lasst ihn!«, befahl Mauro Carías seinen Wächtern.
    »Er hat ihn umgebracht! Er hat ihn umgebracht!«, kreischte Leblanc und hüpfte rot vor Aufregung herum. Das mörderische Spektakel hatte ihn aufgeputscht, er war wie von Sinnen.
    »Keine Bange, Professor Leblanc, ich kann so viele Tiere haben, wie ich will.« Carías zwang sich zu einem Lächeln. »Entschuldigen Sie, ich fürchte, dieses Schauspiel war nichts für empfindliche Gemüter.«
    Kate Cold half ihrem Enkel auf die Füße, dann nahm sie César Santos beim Arm und führte ihn aus dem Hof, bevor die Situation noch brenzliger werden konnte. Der Führer ließ sich von Kate Cold wegbringen, Alex folgte ihnen. Draußen trafen sie Nadia und den bibbernden Borobá, der sich um ihre Taille gerollt hatte.
    ~
    Alex wollte Nadia erklären, was sich zwischen ihm und dem Jaguar abgespielt hatte, ehe Mauro Carías den Affen in den Käfig warf, aber in seinem Kopf verschwamm alles. Die Erfahrung war so greifbar gewesen, dass er hätte schwören können, für einige Minuten in einer anderen Welt gewesen zu sein, in einer Welt aus strahlendem Sand, in der sechs Monde am Firmament kreisten, einer Welt, in der er und der Jaguar mit einer einzigen Stimme gesprochen hatten. Obwohl er keine Worte für seine Empfindungen fand, schien Nadia ihn zu verstehen und brauchte die Einzelheiten gar nicht zu hören.
    »Der Jaguar hat dich wiedererkannt, weil er dein Totemtier ist«, sagte sie. »Wir tragen alle den Geist eines Tieres in uns, das uns begleitet. Es ist wie unsere Seele. Nicht jeder begegnet seinem Tier, nur die großen Krieger und Schamanen, aber du hast es gefunden, ohne danach zu suchen. Dein Name ist Jaguar .«
    »Jaguar?«
    »Alexander ist der Name, den dir deine Eltern gegeben haben. Jaguar ist dein wahrer Name, aber wenn du ihn tragen willst, musst du so werden wie er.«
    »Und wie ist er? Grausam und blutrünstig?« Alex musste daran denken, wie die Raubkatze in Carías’ Käfig den Affen in Stücke gerissen hatte.
    »Tiere sind nicht wie Menschen, sie sind nicht grausam, sie töten nur, um sich zu verteidigen oder weil sie Hunger haben.«
    »Hast du auch ein Totemtier, Nadia?«
    »Ja, aber ich habe es noch nicht gefunden. Das ist auch nur für Männer so wichtig. Frauen bekommen ihre Kraft aus der Erde. Sie sind die Natur.«
    »Woher weißt du das alles?« Alex zweifelte mittlerweile nicht mehr so sehr an dem, was seine neue Freundin sagte.
    »Von Walimai.«
    »Ist der Schamane dein Freund?«
    »Ja, Jaguar, aber ich habe niemandem gesagt, dass ich mit ihm spreche, noch nicht einmal meinem Papa.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Walimai lieber allein ist. Die einzige Begleitung, die er aushalten kann, ist der Geist seiner Frau. Nur manchmal erscheint er in einem Schabono, wenn jemand krank ist und seine Hilfe braucht oder wenn es eine Zeremonie für einen Toten gibt, aber vor den Nahab erscheint er nie.«
    »Nahab?«
    »Fremde.«
    »Aber für die Indianer bist du doch auch eine Fremde, Nadia.«
    »Walimai sagt, dass ich nirgends hingehöre, dass ich keine Indianerin bin und keine Fremde und auch kein Geist.«
    »Was bist du dann?«, fragte Jaguar.
    »Ich bin einfach.«
    ~
    César Santos erklärte den Teilnehmern an der Expedition, sie würden mit Motorbooten noch ein Stück den Río Negro hinauffahren und dann weit hinein in das Land der Indianer bis zum Fuß der Wasserfälle des oberen Orinoko. Dort würden sie ihr Lager errichten und wenn möglich einen Streifen Urwald für eine behelfsmäßige kleine Landebahn roden. Er werde zurück nach Santa María de la Lluvia fahren und sein Flugzeug holen, mit dem sie eine schnelle Verbindung zum Ort halten konnten. Er sagte, bis dahin sei der neue Motor sicher angekommen, und dannmüsse er ihn nur rasch einbauen. Mit dem kleinen Flugzeug

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