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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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gebraucht, um zu wissen, wo er sich befand. Der knochige Karakawe sah neben ihm fast wie ein Hüne aus. Er galt als »Stadtmensch«, weil er oft nach Manaus und Caracas reiste und, wie viele Leute aus der Stadt, sehr verschlossen war.
    César Santos nahm die unentbehrliche Ausrüstung für das Lager mit: Zelte, Nahrungsmittel, Kochutensilien, Lampen und ein batteriebetriebenes Funkgerät, Werkzeug, Netze zum Bauen von Fallen, Macheten, Messer und etwas Krimskrams aus Glas und Plastik, um mit den Indianern Geschenke tauschen zu können. In letzter Minute erschien seine Tochter mit ihrem schwarzen Äffchen, das sich an ihre Hüfte klammerte, und Walimais Talisman um den Hals; eine Baumwolljacke über den Schultern war ihr ganzes Gepäck, aber sie behauptete, sie sei startklar. Sie hatte ihrem Vater verkündet, sie denke nicht daran, in Santa María de la Lluvia bei den Nonnen der Krankenstation zu bleiben, wie sie das sonst gelegentlich tat, weil Mauro Carías in der Gegend war und sie es nicht ausstehen konnte, wie er sie ansah und versuchte sie anzufassen. Sie hatte Angst vor dem Mann, der »sein Herz in einer Tasche trägt«. Professor Leblanc bekam einen Tobsuchtsanfall. Zuvor hatte er sich bereits bitter darüber beklagt, dass Kate Cold ihren Enkel dabeihatte, aber den konnte er ja unmöglich in die Vereinigten Staaten zurückschicken, und er hatte sich also mit ihm abfinden müssen; jetzt war er allerdings unter gar keinen Umständen gewillt, auch noch die Tochter des Führers mitzunehmen:
    »Wir sind doch hier kein Kindergarten, das ist eine äußerst riskante wissenschaftliche Expedition, die Welt blickt auf Ludovic Leblanc.«
    Da ihn keiner beachtete, weigerte er sich, an Bord zu gehen. Ohne ihn konnten sie nicht aufbrechen; einzig das große Prestige seines Namens bürge dem International Geographic für die Forschungsergebnisse, tobte er. César Santos versuchte, ihn damit umzustimmen, dass seine Tochter ihn oft begleite und keinen Ärger machen werde, ganz im Gegenteil könne sie eine große Hilfe sein, weil sie etliche Indianersprachen beherrsche. Leblanc blieb stur. Eine halbe Stunde später war die Temperatur insUnerträgliche gestiegen, der Steg und die Boote troffen vor Feuchtigkeit, und die Stimmung unter den Expeditionsteilnehmern war so aufgeheizt wie die Atmosphäre. Da griff Kate Cold ein:
    »Auch mir tut der Rücken weh, Herr Professor. Ich brauche eine persönliche Gehilfin. Ich habe Nadia Santos angestellt, damit sie meine Hefte schleppt und mir mit einem Bananenblatt Luft zufächelt.«
    Alle prusteten vor Lachen. Würdevoll schritt das Mädchen an Bord und setzte sich neben die Reporterin. Borobá ließ sich auf ihrem Schoß nieder, streckte Professor Leblanc, der rot vor Entrüstung ebenfalls ins Boot gestiegen war, die Zunge heraus und zog Grimassen.

ACHTES KAPITEL
Die Expedition
    Wieder fuhr die Gruppe stromaufwärts. Diesmal reisten dreizehn Erwachsene, Alex und Nadia in zwei Motorbooten, die Mauro Carías dem Professor zur Verfügung gestellt hatte.
    Alex wartete auf eine günstige Gelegenheit und erzählte seiner Großmutter dann unter vier Augen von der sonderbaren Unterhaltung zwischen Mauro Carías und Hauptmann Ariosto, die Nadia ihm übersetzt hatte. Kate hörte aufmerksam zu, und Alex war überrascht, denn sie glaubte ihm nicht nur, sondern schien sich sogar sehr für die Sache zu interessieren.
    »Dieser Carías hat mir von Anfang an nicht gefallen. Was mag er nur vorhaben da oben?« Sie machte ein finsteres Gesicht.
    »Keine Ahnung.«
    »Im Moment können wir nur abwarten und die Augen offen halten.«
    »Das hat Nadia auch gesagt.«
    »Dieses Mädchen sollte meine Enkeltochter sein, Alexander.«
    Alex gefiel die Fahrt auf dem Fluss diesmal noch besser, denn seit sie Santa María de la Lluvia verlassen hatten, war die Landschaft um sie her bergiger geworden, und es gab mehr zu sehen. Mittlerweile hatte er beschlossen, es so zu machen wie Nadia, und anstatt die Moskitos mit Unmengen von Mückenschutzmittel zu bekämpfen, ließ er sich stechen und zwang sich dazu, sich nicht zu kratzen. Auch die Stiefel hatte er ausgezogen, nachdem er feststellen musste, dass sie dauernd nass waren und gegen die Blutegel sowieso nichts taugten. Als sich zum ersten Mal welche an seinen Füßen festbissen, hatte er es gar nicht gemerkt, bis seine Großmutter auf seine Strümpfe deutete: Sie waren blutig. Er zog sie aus und sah die ekelhaften, vom Blut aufgedunsenen Viecher, die an seiner Haut

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