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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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glauben, dass es die Indianer waren, es sieht ihnen so gar nicht ähnlich. Wenn wir Glück haben, ist der Stamm hier friedlich«, sagte der Führer.
    »Und wenn wir Pech haben, essen sie uns auf«, knurrte der Anthropologe.
    »Aber Herr Professor, das wäre doch prima. Damit könnten Sie Ihre Theorie über die Wildheit der Indianer unter Beweis stellen«, sagte Kate Cold.
    »Jetzt aber Schluss mit dem Unfug. Es muss eine Entscheidung her. Gehen oder bleiben …?«, fiel ihnen Timothy Bruce ins Wort.
    Noch einmal versuchte César Santos, die aufgeheizte Stimmung zu entspannen: »Das erste Boot ist vor drei Tagen aufgebrochen. Sie sind mit der Strömung gefahren, und Matuwe kennt sich aus, also müssten sie bald in Santa María de la Lluvia sein. Morgen, spätestens übermorgen, sind die Helikopter von Hauptmann Ariosto hier. Sie werden bei Tag fliegen, deshalb sollten wir das Lagerfeuer rund um die Uhr brennen lassen, damit sie den Rauch sehen können. Unsere Lage ist schwierig, wie schon gesagt, aber wir dürfen uns nicht verrückt machen, viele Leute wissen, wo wir sind, sie werden uns hier rausholen.«
    Mit ihrem Äffchen im Arm war Nadia die Ruhe selbst, als würde sie überhaupt nicht begreifen, was vorging. Alex dagegen wurde es ganz anders bei dem Gedanken, dass er sich noch nie in einer solchen Gefahr befunden hatte, nicht einmal als er am El Capitán, einer glatten Felswand im Yosemite Park, an die sich nur dieerfahrensten Bergsteiger wagten, den Halt verloren hatte. Wäre das Seil nicht gewesen, mit dem er an der Hüfte seines Vaters gesichert war, er hätte sich zu Tode gestürzt.
    ~
    Von Vogelspinnen bis hin zu Schlangen hatte César Santos die Expeditionsteilnehmer vor allem möglichen Getier im Urwald gewarnt, bloß die Ameisen hatte er vergessen. Alex verzichtete ja schon länger auf seine Stiefel, sie hatten gegen die Blutegel nichts genutzt, waren ständig feucht und müffelten, und außerdem bekam er darin Blasen; wahrscheinlich waren sie durch die Nässe auch noch geschrumpft. César Santos hatte ihm ein Paar Schlappen gegeben, die er in den ersten Tagen eigentlich nur zum Schlafen auszog, trotzdem waren seine Füße mittlerweile von Krusten und Schwielen überzogen.
    »Das ist kein Ort für zarte Füßchen«, war alles, was seine Großmutter dazu sagte, als er ihr die blutenden Schrammen zeigte.
    Überhaupt nicht gleichgültig, sondern offen besorgt war sie allerdings, als ihr Enkel von einer Feuerameise gebissen wurde. Alex schrie auf: Er hatte das Gefühl, dass jemand eine Zigarette an seinem Knöchel ausdrückte. Zuerst war der Biss nur ein kleiner weißer Fleck, aber binnen weniger Minuten wurde er knallrot und schwoll auf die Größe einer Kirsche an. Der Schmerz peitschte Alex am Bein hoch, und er konnte keinen Schritt mehr gehen. Dr. Omayra Torres kündigte ihm an, das Gift werde mehrere Stunden wirken, außer heißen Wickeln könne man nichts machen, so lange müsse er die Zähne zusammenbeißen.
    »Ich hoffe, du bist nicht gegen das Ameisengift allergisch, denn dann steht dir Schlimmeres bevor«, meinte sie noch.
    Allergisch war Alex zwar nicht, aber der Biss machte ihm dennoch einen großen Teil des Tages zur Hölle. Nachmittags, als er eben den Fuß wieder aufsetzen und ein paar Schritte laufen konnte, kam Nadia zu ihm und erzählte, während alle mit ihren Siebensachen beschäftigt gewesen seien, habe sie beobachtet, wie Karakawe um die Kiste mit dem Impfstoff herumschlich. Der Indianer hatte sie bemerkt und so fest an beiden Armen gepackt, dass mandie Druckstellen seiner Finger noch sehen konnte, und dann hatte er ihr gedroht, es würde sie teuer zu stehen kommen, wenn sie auch nur ein Sterbenswörtchen sagte. Sie war sich sicher, dass mit dem Kerl nicht zu spaßen war, aber Alex fand, sie dürften nicht schweigen und müssten Dr. Omayra Torres warnen. Nadia mochte die Ärztin genauso wie ihr Vater und machte sich insgeheim schon Hoffnungen, dass sie vielleicht irgendwann zu ihrer Ersatzmama werden würde, deshalb hätte sie ihr am liebsten auch von dem Gespräch zwischen Mauro Carías und Hauptmann Ariosto erzählt, das sie und Alex in Santa María de la Lluvia belauscht hatten. Sie hatten doch inzwischen so viele Anhaltspunkte dafür, dass Karakawe die Person war, die Carías’ düstere Pläne in die Tat umsetzen sollte.
    »Darüber sagen wir vielleicht besser noch nichts«, meinte Alex.
    Sie warteten auf eine günstige Gelegenheit, und als Karakawe zum Fischen ans Ufer gegangen

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