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Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer von Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Lady identifiziert und ich glaube, daß der Leichnam nicht weit von dem Ort sein kann, wo man die Kleider fand."
    -2 1 8 -

    "Durch solch glänzendes Schlußfolgern kommt man dahin, daß jedermanns Leichnam in der Nähe seiner Garderobe zu finden sei.
    Bitte, sagen Sie mir, wohin Sie auf die Weise zu gelangen hoffen?"
    "Zu einem Beweis, daß Miss Millar in das Verschwinden der Braut verwickelt sein muß."
    "Ich fürchte, das wird Ihnen schwerfallen."
    "Fürchten Sie das?" rief Lestrade ziemlich verbittert. "Ich fürchte, Holmes, daß Ihre Deduktionen und Schlußfolgerungen nicht sehr brauchbar sind. Innerhalb zwei Minuten haben Sie zwei Böcke geschossen. Dieses Kleid zieht Flora Millar in die Sache hinein."
    "Inwiefern?"
    "In dem Kleid ist eine Tasche. In der Tasche ist ein Etui für Visitenkarten. In dem Etui befindet sich eine Mitteilung. Hier ist sie." Er warf einen Zettel auf den Tisch. "Hören Sie:
    ›Wir treffen uns sofort, wenn alles erledige ist. F. H. M ‹
    Nun hatte ich gleich die Theorie, daß Flora Millar Lady St. Simon weggelockt hat und daß sie - mit Kumpanen, versteht sich - für das Verschwinden die Verantwortung trägt. Hier, unterzeichnet mit Flora Millars Initialen, haben wir nun die Nachricht, die der Lady zweifelsohne vor ihrem Hause zugespielt wurde und mit der man sie köderte."
    "Sehr gut, Lestrade", sagte Holmes und lachte. "Das haben Sie wirklich gut gemacht. Zeigen Sie mal." Er nahm das Stück Papier interesselos hin, aber sofort erregte es seine Aufmerksamkeit. Ich hörte an einem leisen Schrei, daß es ihn zufriedenstellte.
    "Das hier ist wirklich wichtig", sagte er.
    "So, finden Sie?"
    "Auf jeden Fall. Ich gratuliere Ihnen von Herzen." Lestrade erhob sich triumphierend und beugte sich über Holmes.
    "Aber was machen Sie denn?" jammerte er los. "Sie betrachten ja die falsche Seite."
    "Im Gegenteil. Das ist die richtige Seite."
    "Die richtige Seite? Sind Sie, verrückt? Auf der anderen steht die Nachricht, mit Bleistift geschrieben."
    "Und hier steht etwas, das wie ein Teil einer Hotelrechnung aussieht, und die interessiert mich sehr."
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    "Das bedeutet gar nichts. Das habe ich als erstes gelesen", sagte Lestrade.
    "›4. Okt.; Zimmer 8 Schilling, Frühstück 2 Schilling 6 Pence, Cocktail 1 Schilling, Lunch 2 Schilling 6 Pence, Glas Sherry 8 Pence.‹
    Ich kann damit nichts anfangen."
    "Das glaube ich. Trotzdem ist sie sehr wichtig. Und was die Nachricht angeht: die ist auch wichtig, wenigstens die Initialen. Lassen Sie sich also noch einmal gratulieren."
    "Ich habe genug Zeit verschwendet", sagte Lestrade und stand auf.
    "Ich bin für harte Arbeit und halte nichts davon, am Kamin zu sitzen und schöne Theorien auszuspinnen. Guten Tag, Mr. Holmes. Wir werden sehen, wer der Sache zuerst auf den Grund kömmt." Er sammelte die Kleidungsstücke zusammen, stopfte sie in den Beutel und ging zur Tür.
    "Noch etwas, Lestrade", sagte Holmes gedehnt, ehe sein Rivale verschwand. "Ich verrate Ihnen die richtige Lösung. Lady St. Simon ist eine Fiktion. Es gibt keine Lady St. Simon, und es hat nie eine gegeben."
    Lestrade sah meinen Gefährten traurig an. Dann wandte er sich zu mir, tippte dreimal mit dem Finger an seine Stirn, schüttelte schwermütig den Kopf und eilte davon. Kaum hatte Lestrade die Tür geschlossen, als Holmes aufstand und den Mantel anzog. "Das hat etwas für sich, was der Bursche über harte Arbeit gesagt hat", bemerkte er, "und so glaube ich, daß ich Sie für eine Weile Ihren Zeitungen überlassen muß."
    Es war kurz nach fünf Uhr, als Sherlock Holmes ging, aber ich kam nicht dazu, mich einsam zu fühlen, denn es war noch keine Stunde vorbei, als ein Delikatessenhändler mit einer sehr großen, flachen Kiste erschien. Er hatte einen Jungen mit und die beiden leerten die Kiste und breiteten zu meinem wachsenden Staunen auf unserem bescheidenen Mahagonitisch ein ausgesprochen epikureisches kleines Abendessen aus. Da gab es ein paar kalte Waldschnepfen, einen Fasan, eine pute de foie gras und dazu einige alte,
    spinnwebbedeckte Flaschen. Nachdem sie die Köstlichkeiten aufgetragen hatten, verschwänden die zwei wie Geister aus
    Tausendundeiner Nacht, ohne anderes erklärt zu haben, als daß dies hierher beordert und bezahlt worden sei. Kurz vor neun Uhr kam Sherlock Holmes ins Zimmer. Seine Miene war ernst, aber in seinem Auge stand ein Leuchten und daran erriet ich, daß seine
    Schlußfolgerungen ihn nicht getäuscht hatten.
    -2 2 0 -

    "Der Abendbrottisch ist also

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