Die Abenteuer von Sherlock Holmes
verbeugte sich und wandte sich um, ohne die Hand zu beachten, die der König ihm hinstreckte, und machte sich in meiner Begleitung auf den Weg zu seiner Wohnung.
So also war das, als ein großer Skandal das Königreich Bohemia bedrohte und die besten Pläne des Mr. Sherlock Holmes durch den Scharfsinn einer Frau vereitelt wurden. Er hatte sich immer über die Schläue der Frauen lustig gemacht, aber seitdem habe ich
dergleichen nicht mehr von ihm gehört. Und wenn er Irene Adler erwähnt oder sich auf ihre Fotografie bezieht, dann geschieht es stets unter dem ehrenvollen Titel: die Frau.
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Die Liga der rothaarigen Männer
Im Herbst des letzten Jahres schaute ich eines Tages bei meinem Freund Sherlock Holmes herein und traf ihn, wie er sich lebhaft mit einem ziemlich beleibten älteren "Herrn. mit blühender Gesichtsfarbe und brandrotem Haar unterhielt. Ich wollte mich mit einer Entschuldigung entfernen, aber Holmes zog mich ins Zimmer und schloß die Tür hinter mir.
"Sie hätten zu keiner besseren Zeit kommen können, mein lieber Watson", sagte er herzlich.
"Ich befürchtete, Sie hätten zu tun."
"Das habe ich. Sehr viel sogar."
"Ich kann ja im Nebenzimmer warten."
"Keinesfalls. Dieser Gentleman, Mr. Wilson, ist mein Partner und war mein Helfer in vielen der Fälle, die ich erfolgreich zum Abschluß gebracht habe, und ich zweifle nicht, daß er mir auch in Ihrer Angelegenheit außerordentlich nützlich sein wird."
Der stämmige Herr erhob sich halb aus dem Sessel, senkte
grüßend den Kopf und warf mir einen schnellen fragenden Blick aus seinen kleinen, im Fett fast versunkenen Augen zu.
"Setzen Sie sich aufs Sofa", sagte Holmes, ließ sich wieder in seinen Lehnstuhl zurücksinken und legte, wie es seine Gewohnheit in kritischen Augenblicken war, die Fingerspitzen gegeneinander. "Ich weiß, mein lieber Watson, daß Sie mit mir die Vorliebe für alles Bizarre und außerhalb der Konvention und täglichen Routine Liegende teilen. Sie haben Ihren Gefallen daran in der Begeisterung gezeigt, mit der Sie sich veranlaßt fühlten, so viele meiner kleinen Abenteuer aufzuzeichnen und sie, wenn ich so sagen darf, auch noch auszuschmücken."
"Ihre Fälle haben mich immer stark interessiert", stellte ich fest.
"Sie werden sich erinnern: Gestern, als wir in das sehr simple Problem einstiegen, welches Miss Mary Sutherland uns aufgab, sprach ich davon, daß wir wegen ausgefallener Wirkungen und außergewöhnlicher Zusammenhänge ins Leben selber gehen
müssen, das stets kühner, ist als alle Anstrengung der Phantasie."
"Eine Behauptung, die ich so frei war zu bezweifeln."
"Das taten Sie, Doktor, aber dennoch müssen Sie sich zu meiner Ansicht bekehren, sonst werde ich Tatsache um Tatsache auf Sie
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häufen, bis Ihre Meinung darunter zusammenbricht und Ihnen nichts übrigbleibt, als mir recht zu geben. Nun aber zu Mr. Jabez Wilson, der mich heute früh aufgesucht und begonnen hat, mir eine Geschichte zu erzählen, die so eigenartig zu werden verspricht wie seit langem nichts mehr. Ich habe mitunter bereits angemerkt, daß die befremdlichsten, wirklich einmaligen Dinge oft nicht mit den größeren, sondern mit den kleineren Verbrechen zusammenhängen, bei denen manchmal sogar Platz für Zweifel bleibt, ob überhaupt ein Verbrechen begangen wurde. Bis jetzt ist es mir unmöglich, zu entscheiden, ob diese Sache ein Fall von Verbrechen ist oder nicht, aber die Ereignisse sind mit Sicherheit die sonderbarsten, die mir je zu Ohren gekommen sind. Vielleicht, Mr. Wilson, haben Sie die Freundlichkeit, Ihre Geschichte noch einmal zu beginnen. Ich bitte Sie darum nicht nur, weil mein Freund Dr. Watson den Anfang nicht gehört hat, sondern auch, weil die Eigenart der Geschichte mich begierig macht, jede mögliche Einzelheit aus Ihrem Munde zu erfahren. In der Regel kann ich mich, wenn ich den Lauf der Ereignisse in Andeutungen kenne, leicht orientieren, da mir Tausende ähnliche Begebenheiten einfallen. Jetzt jedoch muß ich zugeben, daß die Fakten nach meiner Überzeugung einmalig sind."
Der stattliche Klient drückte geschmeichelt die Brust heraus und zog eine schmutzige, zerknitterte Zeitung aus der Innentasche seines Mantels. Als er mit vorgerecktem Kopf auf den Ins eratenteil der über die Knie gebreiteten Zeitung niederblickte, sah ich mir den Mann genau an und bemühte mich nach Art meines Freundes die
Besonderheiten zu erkennen, die sein Äußeres anbot. Die Musterung brachte mir, nicht viel ein. Unser
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