Die Abrichtung (German Edition)
Schritt? Willst du lieber wieder frei sein?» – «Nein, Herr, ich bin und bleibe Ihr Sklave. Ich bin dankbar für diese Woche. Jetzt weiß ich wirklich, dass mein Weg der richtige ist. Ich gehöre Ihnen. Aber es war schwer. Sehr schwer. So eine Woche will ich nie wieder erleben müssen.»
«Ratte, das darfst du ni…» Weiter komme ich nicht, da schlägt Ratte Sucker schon derartig in die Fresse, dass er umfällt, und tritt ihn noch einmal mit dem Stiefel gegen die Brust. Nicht mit der Spitze, sondern mit der Innenseite, wie ein Fußballer. Er weiß, was er tut. Schmerz, Erniedrigung, aber keine Rippenbrüche. Dann reißt er ihn an der Halskette wieder hoch, stellt ihn auf und umarmt ihn ganz fest: «Sucker, mein Sklave! Ich will dich ja für immer behalten. Ich will gut auf dich aufpassen und dich behüten. Aber du musst lernen, dich ganz hinzugeben, ohne eigenen Willen.»
Sucker schluchzt. «Herr, ich muss es lernen. Es geht alles so schnell. Aber das muss so sein. Bitte geben Sie mich nicht auf! Bitte, bestrafen Sie mich, damit ich schnell lerne. Ich liebe Sie. Ich will alles für Sie ler… – Scheiße!!» Er hält Ratte ganz fest und heult nur noch.
«Ja, ich werde dich bestrafen. Sonst bleibt das ja immer zwischen uns hängen. Diese Nacht wirst du stehen. Acht Stunden lang, angekettet an der Wand. Und morgen ist alles vorbei, bereinigt, und wir beide fangen zusammen ein neues Leben an. Du bist dann müde und kaputt, aber ich werde dich ganz annehmen. Du als mein Sklave und mein Mann. Und wenn mir gefällt, dass du unsere Küche wieder putzt, tust du es einfach. Für mich. Für uns.»
Im Keller legt er ihm Lederfesseln an und kettet seine Hände über seinem Kopf an. Es ist unbequem, aber die Blutzirkulation wird nicht behindert. Jedenfalls solange Sucker stehen bleibt. Ich sage zum Schwein: «Du darfst diese Nacht bei ihm bleiben. Pass auf ihn auf und mach es ihm leichter.» – «Danke, Herr.»
Das Schwein streichelt Sucker und flüstert ihm ins Ohr. Ratte wirft sich auf die Matratze, Punk legt sich daneben, und ich gehe in mein Bett.
Nicht lange bleibe ich allein. «Chef, darf ich mich neben Sie legen? Wir müssen diesen Abend besprechen. Sonst kann ich nicht schlafen.» – «Ja, Ratte, du darfst jederzeit kommen um alles zu besprechen. Dafür werde ich ja sogar bezahlt.» Ich kann ein Grinsen nicht unterdrücken. «Aber ich glaube, ich weiß schon, was du fragen willst. Ja, du warst gut. Du hast es genau verstanden. Und Sucker auch. Liebe und eine solch ungleiche Beziehung vertragen sich ja sehr gut.» – «Ja, Chef, ich sehe das bei Ihnen und Ihrem Schwein. Da ist ja von beiden Seiten Liebe. Kann es sein, dass in so einer Beziehung Liebe länger anhält?» – «Das werden wir sehen. Ich bin überzeugt davon. Ungleichheit kann eine große Kraftquelle sein. Wenn da kein Raum für Herumgezicke ist, ist der Raum für Liebe und Geilheit größer. Und wenn einer sagt, wo’s langgeht, wird keine Kraft verschwendet für Getue und Gemache. Aber das geht nur, wenn beide dafür geschaffen sind, Ratte. Es kann gut sein, dass ihr beide das seid. Obwohl ich es von Maik nicht erwartet hätte.»
«Es ist komisch, Chef, eigentlich sind Punks ja Anarchisten, aber hier fühle ich manchmal, was ich tun muss, ohne nachzudenken. Wie heute. Wenn er mein Sklave sein will – und das hat er ja mit all seinem Geld und Anwälten und Notaren wirklich deutlich gemacht – dann muss es auch stimmen. Aber ich bin glücklich, dass ich ihn dabei auch lieben kann und darf. Ich will ihn immer beschützen und nie verlieren.» – «Wenn du so weitermachst, wirst du ihn nicht verlieren. Du darfst ihn auch als fast gleichberechtigten Freund haben, mit ihm herumalbern, gegen andere zu ihm halten. Mach ihn zum Punk, zieht beide als Punker los. Aber er muss immer, wirklich immer bedingungslos gehorchen. Und du musst das einfordern. Wenn ihr erst mal anfangt zu diskutieren und zu verhandeln, ist das Ende nah. Gut, dass er das einsieht und auch so fühlt. Er hat es leichter. Du hast es schwer. Aber es lohnt sich. Halte es fest! Und jetzt will ich schlafen.» – «Ja, Chef. Noch ein letztes Wort: es tut so gut, dass man Fehler einfach bestrafen kann. Danach ist alles wieder gut. Die Beziehung ist wieder rein. Mein Gott, wie viel negative Gefühle sich bei Leuten aufstauen, die das nicht kennen. Ich hab’s ja bei meinen Eltern gesehen. Und nicht nur bei denen. Gute Nacht, Chef!»
Disziplin
Am nächsten Tag sind alle übermüdet.
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