Die Abrichtung (German Edition)
ist ja auch praktisch. Wenn irgendwo hinten Mist gebaut wird, ist vielleicht doch ein Körper in der Nähe, dem man eine – nein, zwei – knallen kann.»
«Schwein! Sucker! Wollt ihr das? Sofern ihr überhaupt etwas zu wollen hättet?»
«Ja, Herr», ertönt es zweistimmig.
«Gut, Ratte, dann machen wir das so. Willkommen. Du schläfst dann aber auch in meinem Bett, und beide bleiben nachts dabei. Pech für Punk, aber der ist ja nun mal frei. Und ich will ein sichtbares Zeichen. Mir gefallen diese Körper am besten, wenn sie erigiert sind. Das soll nun meistens der Fall sein. Zum Beispiel, wenn sie das Zimmer betreten. Oder wenn einer am Tisch serviert. Vier Hände und zwei Mäuler müssten das doch hinkriegen. Wir müssen mal nachdenken über die genauen Regeln.»
«Ja, Chef, ne klasse Idee. Bei den Abendessen mit Punks Kunden müssen sie immer steif sein, einfach, weil wir das wollen. Das Tattoo von meinem Dreckstück sieht sonst auch viel zu zahm aus.»
«Genau. Aber vielleicht fangen wir zunächst mit dem richtigen Stehen an. Das habe ich viel zu lange vernachlässigt. Die Grundhaltung …»
«Haltung, Chef? Etwa wie bei Soldaten? Brauchen wir das denn, solange sie funktionieren? Ich brauch keinen Hampelmann, der strammsteht, wenn man die Strippe loslässt. Oder, Chef?»
«Ratte, du darfst deinen abrichten wie du willst, aber vielleicht lässt du dich ja überzeugen. Wie stehen Kellner und Friseure?»
«Moment … Ich glaube, die haben immer die Hacken zusammen und wippen albern auf den Fußballen herum, wenn sie sich drehen müssen. Also, das will ich bestimmt nicht, das ist affig, auch wenn affig nicht das richtige Wort ist.»
«Genau. Der Grund ist wohl, dass in diesen Berufen die Geschlechtsteile so unauffällig wie möglich getragen werden. Dagegen sollte ein Sklave immer breitbeinig stehen. Leicht gegrätscht, sagen wir mal. Man kann dann von vorne, aber auch von hinten den Sack schön hängen sehen, ohne dass die Schenkel das Bild stören. Dann kann man auch sofort überall dran. Und denk mal an kurz abgeschnittene, lockere Jeans. Wie dann alles zugänglich ist, und wie sie auch den Wind spüren. Schutzlos, ja, das auch. Manchmal könnte es ja nötig sein, kurz mit dem Knie reinzutreten, zur Korrektur. Kurzum: das schönste, was sie haben, sollte möglichst frei hängen. Darum will ich nun endlich drauf achten, dass bei uns immer breitbeinig gestanden wird. Auch auf der Straße, im Theaterfoyer, oder wo auch immer. Das sieht eben nicht affig aus, sondern geil und männlich, es hat seinen Zweck, und es tut gut, wenn die Aufmerksamkeit so lange darauf gerichtet ist, bis es ganz automatisch drin sitzt.»
«Ja, das gefällt mir, Chef. Dann sieht man auch, dass es keine Lakaien sind, sondern was Richtiges. Und, wenn ich so drüber nachdenke, dass man wirklich immer beim Stehen darauf achtet, ist ja auch ein Zeichen von Hingabe und Treue. Sollten wir deshalb nicht ab sofort jede Abweichung betrafen? Die können sich ja jetzt gegenseitig dran erinnern.»
«Ja, Ratte. Die haben ja gehört was wir wollen. Dieses kleine Zeichen werden sie wohl für uns übrig haben, wenn sie uns mögen. Wir geben ihnen drei Tage Gelegenheit zu lernen. Fehler werden nicht bestraft, wenn der andere sie innerhalb von einer Sekunde korrigiert. Eine Sekunde ist lang genug. Korrigiert wird mit einem Tritt. Und wenn der Abstand dafür zu groß ist, aber nur dann, mit dem Ruf «Achtung.»
Leder
Dieter ist ein Lederschneider, der kreativ mitdenkt. Er versteht, was ich will und hat selbst noch ein paar gute Ideen. Und er kann was.
Die Lederhose des Schweins wird noch einmal nachgenäht, bis sie enger sitzt als die eigene Haut. Ins rechte Hosenbein bleibt die Beule eingearbeitet, in die die Weichteile des Schweins genau passen. Die Unterschenkel bleiben weit, sogar mit leichtem Schlag. Das Schwein soll nicht aussehen wie ein Storch. Die Hose soll auch über den Stiefeln getragen werden können.
Der Hosenbund wird nun viel tiefer gelegt. Vorn glaubt man die Schwanzwurzel zu sehen. Man braucht wenig Phantasie um sich vorzustellen, dass das Schwein totalrasiert ist. Über dem Bund ist hinten der Beginn der Arschritze sichtbar, und durch eine Schnürung im Bund schimmert noch mehr. Auch vorn ist an die Stelle der Knopfleiste ein Schnürverschluss gekommen, mit großen Ösen, durch die man, wenn man genau hinschaut, Haut erkennen kann.
Die Lederjacke hat Löcher unter den Achseln bekommen. Wenn die Arme anliegen, sieht man sie
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