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Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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      »Die heiligen?«, unterbrach ich ihn. »Sind sie nicht eher voll von unheiligem Aberglauben? Lass mich mal einen Blick darauf werfen.«
      Er reichte mir das Buch mit zitternden Händen, und ich überflog die Seiten. Meine Augen wurden von folgenden Worten angezogen:
      Aber die Unachtsamen sollen gewarnt sein. Es ist nicht einfach, mit Erde und Luft, Feuer und Wasser zu arbeiten. Die vier Großen Elemente des Lebens können nähren und beschützen, aber sie können auch zerstören.
      »Das sollte wohl als Warnung genügen«, sagte ich. »Wo hast du das Buch her?«
      »Ich verrate es dir, aber du musst es für dich behalten. « Er zog mich neben sich auf das Sofa. »Ich bin mit Philips in Marrakesch auf einem Basar herumgelaufen. Irgendwann kamen wir an einen Stand mit lauter verzierten Beh?ngen und ganzen Stapeln verstaubter, uralter B?cher. Der Verk?ufer, ein alter Mann mit einem langen Gewand und kaum noch einem Zahn im Mund, winkte uns zu sich und zeigte uns seine Waren. Es handelte sich um Schriftrollen und B?cher in allen m?glichen Sprachen, die alle auf einem gro?en Haufen lagen. Wir wollten schon wieder gehen, als der alte Mann mich am ?rmel packte und rief: ?Englisch! Junger englischer Herr! Englisch!? Er wiederholte diese Worte und lie? mich einfach nicht los, sondern machte mir heftige Zeichen, dass ich ihm in die Tiefen seines kleinen Ladens folgen sollte, die sich hinter dem Stand befanden und mir wie Aladins H?hle vorkamen. Philips gefiel das nicht, aber ich war fest entschlossen, einzutreten und herauszufinden, weshalb der alte Mann so beharrlich war.
      Als wir den hinteren Teil des Ladens betraten, öffnete der Buchhändler eine Kiste aus schwarzem Holz, die mit seltsamen Symbolen versehen war. In ziemlich ehrerbietiger Weise holte er dieses Buch heraus und sagte: ›Dies ist es, was Ihr sucht, junger Herr; es ist für Euch.‹ Ich fragte ihn, wie teuer es wäre, aber er drückte es mir in die Hand und sagte: ›Nichts, nichts. Dies ist der Augenblick; nehmt Eure Bestimmung an.‹ Also, Agnes, was sagst du dazu?«
      »Eine schöne Geschichte.« Ich lächelte. »Es überrascht mich, dass er es dir umsonst gegeben hat. Ich vermute, du hast ihm als Gegenleistung ein hübsches Geschenk gemacht?«
      »Ich habe dir doch gesagt«, erwiderte er ungeduldig und hustete, ehe er weiterreden konnte, »er wollte von mir nichts annehmen. Aus einem bestimmten Grund wollte er, dass ich es bekomme; dessen bin ich ganz sicher. Ich glaube, dass wir zusammen Wunder wirken k?nnten, wenn wir diesen alten Ritualen folgen. Hast du nicht immer gesagt, dass du gern etwas Neues lernen w?rdest? Dass du aus der Welt deiner Mutter und Miss Binns und aus all den engstirnigen Beschr?nkungen ausbrechen willst, die dich wie Gef?ngnismauern umgeben?? Sein Blick wurde weich und bittend, und er legte mir sanft eine Hand auf den Arm. Ein Beben ging durch meinen K?rper, und ich h?tte nicht sagen k?nnen, ob vor Vergn?gen oder Schmerz. ?Hier hast du etwas Neues. Bitte, Agnes. Lass es uns versuchen.?
      Ich sah auf den schweren Band auf meinem Schoß. Fast von allein öffnete er sich in der Mitte, als würde er von einem eigenen Willen geleitet. Jede Seite war eng mit fremden Symbolen versehen, und mein Puls begann zu rasen, als ich die verschiedenen Überschriften in verblassender, roter Tinte las: Ritual zur Beschwörung von Regen. Ritual zur Beruhigung der Winde. Ritual zur Herstellung von Amuletten gegen Blitze. Ritual zur Anreicherung der Erde vor der Aussaat.
      »Denk nur an all das Gute, das wir zusammen bewerkstelligen könnten«, drängte er.
      Ich las weiter, jetzt verzaubert. Zur Heilung einer gefährlichen Krankheit. Zur Erleichterung des Geistes bei Düsternis und Trübsinn. Zum Auffinden des Herzenswunsches. Zur Beschwörung des Heiligen Feuers.
      In diesem Moment kam mir der alte, vertraute Traum wieder in den Sinn, lebhafter als je zuvor. Ich stand wie immer vor einer Säule aus weißglühenden Flammen. Diesmal schien das Feuer allerdings in meinem Innern zu lodern, und ich musste nur die Hand ausstrecken, um nach dem zu greifen, was immer ich haben wollte.
      »Nein!« Abrupt schlug ich das Buch zu. » Ich will nichts damit zu tun haben. Es ist gefährlich. Es ist falsch.«
      »Du meinst, dass Miss Binns es nicht gutheißen würde, ebenso wenig wie dieser umständliche alte Vikar unten in der Dorfkirche und die ganze Plage von Reaktionären, die bei jeder neuen Entdeckung Herzrasen kriegen? Ich

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