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Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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dachte, du hättest mehr vor, als einfach nur mit deinen Nähsachen mit deiner Hauslehrerin zusammenzusitzen wie eine ausstaffierte Puppe, die nicht zu denken oder zu atmen oder zu leben wagt.«
      »Darum geht es nicht«, sagte ich zögernd. »Ich begrüße in unserer modernen Zeit alles, was neu und gut ist. Aber das hier ist kein Fortschritt. Das ist ein Rückschritt in die Dunkelheit.«
      »Manche sagen, dass in Gott eine tiefe, aber blendende Dunkelheit wäre …«, murmelte er. »Erinnerst du dich nicht an dieses Gedicht? Glaubst du, das Allmächtige beschränkt sich auf das, was wir in diesem kleinen Land, zu diesem bestimmten Zeitpunkt, wissen und anerkennen? Natürlich nicht! Und wir sind auch nicht darauf beschränkt.« Er packte meine Hände und zog mich näher zu sich heran. »Lauf jetzt nicht vor diesem Abenteuer weg. Wir könnten etwas Gutes erschaffen, das ewig währt. Begleite mich dabei, Agnes.«
      »Aber es ist nur wirrer Unsinn«, wandte ich ein.
      Er lachte plötzlich und ließ mich los; die Leidenschaft verschwand aus seinem Gesicht.
      »In diesem Fall würden wir auch niemandem Schaden zufügen, außer, dass wir uns selbst zum Narren machen. Abgesehen davon sind unsere Absichten rein, wie das Buch fordert. Was kann es schon schaden, wenn wir uns die Zeit meiner Genesung mit diesem Spiel vertreiben? Wieso sollten wir nicht mehr so zusammen spielen, wie wir es als Kinder getan haben?«
      Er lächelte mich an, als wäre ich der einzige Mensch auf der Erde, der für ihn wichtig war. Ein winziger Knoten aus Sehnsucht zupfte unter meinen Rippen. Ich sah zur Seite, plötzlich gehemmt und sprachlos.
      »Also schön«, sagte ich schließlich. »Spielen wir.«
      Und so ist es ein Spiel geworden. Das ist alles. Und ich hoffe mit meiner ganzen Seele, dass es genauso wie die Spiele unserer Kindheit zu einem glücklichen Ende führen wird. Aber wenn es an mir wäre, würde ich dieses Buch in den See werfen und im tiefen Wasser versinken lassen, so dass es nie wieder auftaucht.
     

 Acht
 
 
      
      I ch schwimme in den hohen Wellen des Meeres bei uns zu Hause. Es ist Sonnenaufgang. Das Licht auf dem Wasser leuchtet perlmuttfarben, und eine tiefe Freude ist in mir, als könnte ich ewig so weiterschwimmen, ohne jemals müde zu werden. Dann spüre ich, wie etwas an meinem Knöchel entlangstreicht. Ich halte es für Seetang und trete mit dem Fuß dagegen, aber es ist eine kalte Hand, die mich unter die Wasseroberfläche zieht, tiefer und tiefer und tiefer, viel zu tief hinunter. Voller Panik trete ich wild um mich, dann sehe ich die tote und gespenstische Laura vor mir – die Haare wogen um ihr lebloses Gesicht, und ihre leeren Augenhöhlen starren mich an. Sie zieht mich mit sich hinunter in die schwarze Tiefe. Ich will schreien, aber ich kämpfe verzweifelt darum, Luft zu bekommen. Ich kann nicht atmen, ich bin in Gefahr … welche Gefahren warten auf ein Mädchen vom Meer… ich kann nicht atmen …
       
 
      Ich öffnete die Augen und schlug die drückenden Decken zur Seite. Als ich nach meiner Uhr tastete, sah ich, dass es drei Uhr in der Früh war. Mein Herz pochte, und ich musste aufstehen, um den Alptraum abzuschütteln. Leise schlich ich mich zu dem Fensterplatz und ließ meinen Blick über das Gelände weiter unten schweifen, das jetzt von einem Muster aus Mondlicht und harten, schwarzen Schatten gezeichnet war. Jeder Baum und jeder Busch schien sich k?nstlich abzuheben, wie auf einer Theaterb?hne. Ich lehnte meinen Kopf an das k?hle Fensterglas und versuchte, meine Atemz?ge wieder unter Kontrolle zu bringen. Ich wagte nicht, einen Blick auf Lauras Bild zu werfen, das an der Wand hing. Ich hoffe, sie verfolgt dich, hatte Celeste gehöhnt. Ich hoffe, sie verfolgt dich bei jedem einzelnen Atemzug.
      Bitte lass Laura in Frieden ruhen, bitte, bitte … bat ich in einem recht chaotischen Gebet. Die Vorstellung, dass sie ganz allein, voller Verzweiflung in diesem See um ihr Leben rang, machte mich richtig krank -, im kalten schwarzen Wasser keine Luft zu bekommen, musste ein furchtbarer Tod sein.
      Ich hatte mich bisher immer geweigert, über das nachzudenken, was mit Mom geschehen war. Obwohl sie im Meer gestorben war, hatte es mich angezogen, als könnte ich die Vergangenheit auslöschen, indem ich den Wellen trotzte. Jedes Mal, wenn ich aus dem prickelnden Salzwasser stieg und mich am Strand abtrocknete, hatte ich das Gefühl, ich hätte dem Tod ein Schnippchen geschlagen, als

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