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Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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hatte: Celeste. Sie musste die Sache aufgezogen haben; es war ganz ihr Stil …
      Denk nach, Evie, denk nach.
      Ich musste zurück in den Schlafsaal gelangen, bevor Celeste zu einer der Mistresses gehen konnte. Ein winziger Lichtschimmer fiel durch ein Oberlicht über der Tür in den alten Gang. Das musste genügen.
      Es war leicht, mir zu sagen, dass ich ruhig bleiben sollte, aber je weiter ich ging, desto dunkler wurde es. Schon bald tastete ich mich in tiefster Schwärze voran, und der einzige Anhaltspunkt waren die Wände. Es raschelte um mich herum, und ich hörte etwas hin und her huschen und in der Dunkelheit flüstern. Da war ein schwaches Rascheln von einem Kleid und das Klappern von Stiefeln, als ich an der alten Küche vorbeikam. Kannst du ihre Stimmen nicht hören? Ich fürchtete mich davor, plötzlich die Berührung einer toten Hand auf meinem Arm zu spüren. Sei nicht dumm , redete ich mir zu. Es ist nur deine Einbildung; die Dunkelheit kann dir nichts tun … das kann sie nicht.
      Ich fand den schmalen Eingang zu der Dienstbotentreppe und stieg, ohne auch nur irgendetwas sehen zu können, nach oben. Während ich mit stockenden Atemzügen die Stufen zählte, war ich überzeugt, die leichten Schritte eines anderen Mädchens hören zu können, das mich verfolgte. Swisch-swisch-swisch: das Geräusch des raschelnden Kleides näherte sich.
      Schließlich konnte ich ein Stück voraus einen Lichtschimmer sehen, die Umrisse der Tür, die zum Korridor mit den Schlafsälen führte. Ich griff in genau dem Moment nach der Türklinke, als ich hörte, wie auf der anderen Seite der Riegel vorgeschoben wurde. Celeste musste in der Zwischenzeit die Haupttreppe hochgegangen sein und mir den Weg abgeschnitten haben.
      Meine ganze Mühe war also umsonst gewesen. Ich war im Flügel der Bediensteten eingeschlossen, gefangen. Ich sank auf den Boden, lehnte mich mit dem Rücken gegen die Tür und versuchte zu atmen. Niemand folgte mir, redete ich mir ein. Ich war allein. Ich musste nur bis zum Morgen warten, dann w?rde Helen die T?r bestimmt wieder entriegeln und mich hier finden.
      Atmen … atme einfach nur weiter.
      Ich erinnerte mich an die Worte eines alten Liedes, das Frankie gesungen hatte, als ich ein kleines Mädchen gewesen war.
      Die Nacht ist dunkel, aber der Tag schon nah,
 Still, kleines Baby, hab keine Angst.
      Die Nacht ist dunkel , wiederholte ich wieder und wieder, die Nacht ist dunkel , bis ich glaubte, schreien zu müssen. Dann wurde an der Tür hinter mir gerüttelt, und jemand riss sie auf. Ich fiel rücklings in den Flur, rechnete fest damit, Celeste zu sehen. Aber es war nicht Celeste, die die Tür aufgemacht hatte.
      Es war Miss Scratton. Und neben ihr stand Helen.
     

 Einundzwanzig
 
 
      
      I ch hatte mich gründlich geirrt. Celeste hatte mit dem, was auf der Treppe passiert war, überhaupt nichts zu tun gehabt. Es war Helen, die mich an Miss Scratton verraten hatte.
      Als wir schließlich wieder ins Bett gekommen waren, hatte ich ihr wütend zugeflüstert: »Warum hast du das getan?« Und sie hatte etwas gemurmelt von wegen, dass ich sie eines Tages verstehen würde. Ich war fuchsteufelswild, und ausnahmsweise stimmte ich mit Celeste überein: Helen Black war vollständig verrückt. Und jetzt war ich ihretwegen in Ungnade gefallen.
      »Ich kann gar nicht sagen, wie enttäuscht ich von dir bin, Evie«, erklärte Miss Scratton am nächsten Tag. Die gesamte Klasse wartete – gegen den Novemberwind in Mäntel und Hüte eingepackt – an der eindrucksvollen Eingangstür. Auch Miss Dalrymple war da, herausgeputzt in Wanderstiefeln und mit einer Karte in der Hand. »Es war sehr dumm von dir, mitten in der Nacht auf dieser alten Treppe herumzulaufen. Du hättest nur zu leicht stürzen und dir einen Knöchel brechen können. Die Oberste Mistress wird sehr ungehalten sein, wenn sie das hört.«
      Celeste warf India und Sophie einen triumphierenden Blick zu.
      »Das ist bereits die zweite Verwarnung, die du dir in der kurzen Zeit eingeheimst hast, seit du auf Wyldcliffe bist. Sorge dafür, dass es die letzte ist!« Ich nahm die karmesinrote Karte in die Hand, die Miss Scratton mir gab, und steckte sie in meine Tasche. »Die anderen Mädchen werden heute nicht mit dir sprechen, und du wirst an meiner Seite mit zur Fairfax Hall gehen. Du kannst dich glücklich schätzen, dass du überhaupt noch mitkommen darfst.«
      Ich entfernte mich ein Stück von den anderen. Sarah

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