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Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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seinen Gedanken weilen. Ich kann nicht beschreiben, wie weh mir das tut. Ich würde alles für ihn tun … alles, bis auf das.
      Ich fürchte, wir vertrauen einander nicht mehr richtig.
     

 Zwanzig
 
 
      
      I ch dachte, du hättest gesagt, dass du mir vertrauen würdest«, zog Sebastian mich auf.
      »Ich vertraue dir ja auch«, erwiderte ich lachend. »Aber diesem Boot hier nicht.«
      Sebastian hatte von irgendwoher ein altes Ruderboot organisiert, das gemächlich am Rand des Sees schaukelte, und die Vorstellung, es zu benutzen, ließ ihn so aufgeregt wie ein Kind werden. Ich betete, dass uns niemand beobachten würde, aber es tat gut zu sehen, wie ausgelassen er war. Als hätte er es geschafft, seine Sorgen für eine Weile zu vergessen.
      Obwohl ich lachte, fühlte ich mich nicht wirklich wohl. Es war die Nacht vor der Klassenfahrt zur Fairfax Hall, der Himmel war klar, es war windstill und schneidend kalt. Ich trug ein dickes Sweatshirt über meinem Nachthemd, aber ich zitterte trotzdem, als würde ich krank werden. Trotz meiner anhaltenden Sehnsucht zu schwimmen wirkte der See nicht gerade einladend. Das schwarze Wasser war still und düster, und ich fühlte mich unsicher. Dies war kein harmloser Swimming-Pool, wie ich mich erinnerte. Laura war hier gestorben, genau an dieser Stelle.
      Ich hatte genug von Schatten und Geheimnissen.
      Ich wünschte mir, dass Sebastian und ich uns wie andere Leute auch treffen könnten, in Cafés und im Kino und auf Partys. Das Übliche eben. Ich war es leid, mich in der Dunkelheit verbergen zu müssen.
      »Schlimmstenfalls sinken wir ein bisschen ins Wasser, wenn das Boot ein Leck bekommt, das ist alles«, sagte Sebastian und löste die Taue. Dann sah er mich an. »Ist alles in Ordnung, Evie? Du hast doch keine Angst, oder?«
      »Ich habe vor gar nichts Angst«, sagte ich, stieg in das Boot und versuchte, meine seltsame Stimmung abzuschütteln. Es schwankte ein wenig hin und her. Von den feuchten Brettern stieg ein leichter Geruch nach Schimmel auf.
      »Wo hast du es her?«, fragte ich.
      »Oh, die Leute lassen in Wyldcliffe alles Mögliche liegen, das für sie keinen Wert mehr hat. Dieses schöne Boot ist in einem alten, völlig mit Lorbeerbüschen zugewachsenen Bootshaus verrottet …«
      »Es ist verrottet!«, rief ich und hatte immer weniger Lust auf unseren Ausflug.
      »Diesen einen Ausflug wird es wohl noch überstehen.« Er lächelte mich auf seine bezwingende Weise an. »Mach dir keine Sorgen. Lehn dich einfach zurück, und genieß die Fahrt. Hier, Evie, nimm meinen Mantel.«
      Sebastian wirkte richtig glücklich, als er mir den dicken Mantel reichte, so dass ich nicht widerstehen konnte. Er begann, mit geübten Bewegungen über den See zu rudern. Seine Wangen waren gerötet, und die dunklen Schatten unter seinen Augen schienen sich verzogen zu haben. Mein Magen krampfte sich bei seinem Anblick zusammen, als er sich in seinem weißen Leinenhemd dehnte und streckte. Am liebsten h?tte ich die Hand nach ihm ausgestreckt und ihn ber?hrt.
      Aber ich wusste nicht, ob er das auch wollte. Liebste Evie, süße Evie, wunderbare Evie … Seit wir zu der alten Festung geritten waren, verhielt Sebastian sich nett und aufmerksam und voller Zuneigung, aber er hatte mich nie wieder angefasst oder den Arm um mich gelegt. Und er hatte mich noch nie geküsst, noch nicht einmal auf die Wange.
      Wieso eigentlich nicht? Immer wieder fragte ich mich das. Hielt er mich für unattraktiv? Und was war mit diesem anderen Mädchen wirklich geschehen? Während wir weiter auf den tiefen See hinausglitten, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf.
      Das Mädchen, das Sebastian einmal gekannt hatte, konnte die arme tote Laura gewesen sein.
      Laura. Natürlich. Das würde erklären, wieso er in der Nacht, als ich das erste Mal zum See gegangen war, dort herumgelungert war. Offenbar hatte er an der Stelle, an der Laura gestorben war, Wache gehalten. Es war Laura, die Sebastian zum See gezogen hatte, nicht ich. Jetzt ergab alles einen Sinn. Ich hatte in Lauras Bett geschlafen, hatte ihren Platz in der Schule eingenommen, und jetzt war ich mit dem Jungen zusammen, den sie zurückgelassen hatte. Ich hoffe, sie verfolgt dich auf Schritt und Tritt.
      Also deshalb war er so fest entschlossen, in mir nur eine gute Freundin zu sehen. Wie konnte ich schließlich auch mit der idealisierten Erinnerung an ein tragisches Opfer konkurrieren? Aber was hatte er dann damit gemeint,

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