Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
Vom Netzwerk:
halte sie jeden Abend in meinen Armen und wiege sie in den Schlaf, und ich singe für sie, wie Martha einmal für mich gesungen hat:
      Die Nacht ist dunkel, aber der Tag schon nah,
 Still, kleines Baby, hab keine Angst …
      Aber ich habe jetzt Angst. Der Lohn, den ich für meine Arbeit als Näherin bekomme, reicht nicht aus, um uns beide zu ernähren, und obwohl die Menschen hier wunderbare Freunde sind – Polly und ihre Mutter und die anderen Nachbarn –, kann ich nicht bleiben. Ich habe mich entschieden, nach Wyldcliffe zurückzukehren. Ich werde versuchen, meine Eltern zu sehen. Es ist nicht das Geld oder ihr herrschaftliches Haus, was ich für meine Kleine will, nur ihre Liebe. Ich möchte, dass sie ihre Familie kennen lernt, und das wilde Tal, in das sie eigentlich gehört. Ich verdiene es nicht, dass sie mir das Leid vergeben, das ich ihnen zugefügt habe, aber meine Tochter tut es.
      Ich werde allerdings nicht direkt zur Abtei gehen, denn es könnte ja sein, dass ich dort nicht willkommen bin. Stattdessen werde ich bei Martha wohnen, die mir immer mal wieder hat schreiben können. Sie lebt jetzt auf dem Hof ihres Neffen und sagt, dass sie sich danach sehnt, mein Baby zu sehen. Und ich sehne mich danach, wieder zu Hause zu sein.
     

 Achtunddreißig
 
 
      
      M it jeder Faser meines Körpers sehnte ich mich danach, Sebastian zu sehen. Auch nur noch eine einzige Sekunde länger zu warten, war unerträglich. Da im Schlafsaal alles still und ruhig wirkte, entschied ich mich, das Risiko einzugehen. Lautlos wie eine Katze schlich ich durchs Zimmer zur Tür.
      »Evie!«
      Es war Helen. Ihre Augen funkelten in der Dunkelheit.
      »Was ist?«, flüsterte ich zurück. Ich versuchte, mich gleichgültig zu geben.
      »Bleib hier. Du darfst heute Nacht nicht weggehen.«
      »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
      »Es ist Neumond«, sagte sie. »Sie werden da draußen sein.«
      »Wer? Wer wird da draußen sein?«
      »Ich … das kann ich dir nicht sagen.«
      »Oh, du machst mich wahnsinnig«, zischte ich. »Aber ich lasse mich von diesem Ort nicht fertigmachen. Verstehst du mich?«
      »An diesem Ort gibt es Dinge, von denen du nichts weißt«, erwiderte sie. »Du musst vorsichtig sein.«
      India bewegte sich im Schlaf. Wenn ich nicht aufpasste, w?rden wir sie aufwecken. Ich trat n?her an Helens Bett und beugte mich zu ihr.
      »Hör zu, Helen, ich bin dir dankbar dafür, dass du mir einen Rat gibst, aber ich brauche deine Hilfe nicht. Ich kann ganz gut selbst auf mich aufpassen.«
      Ich drehte ihr den Rücken zu und schlüpfte hinaus, stieg dann so rasch ich konnte die schmale Hintertreppe hinunter. Schließlich stieß ich die alte grüne Tür auf und trat hinaus in die kalte Nachtluft.
      Sebastian wartete auf mich; er ging im Hof auf und ab. Er zog mich in die Schatten und küsste mich, dann umarmte er mich fest. »Gott sei Dank geht es dir gut. Ich habe mir solche Sorgen gemacht.«
      »Sorgen? Was ist los?«
      »Jedes Mal, wenn ich dich zurückgehen lassen muss, weiß ich nicht, wann wir uns wiedersehen werden. Jede Sekunde, die ich nicht bei dir bin, leide ich.« Er küsste meine Lippen, meine Augen, meine Stirn, so sanft, als würden Schmetterlinge über mein Gesicht streichen. »Liebste Evie, Liebling«, murmelte er. »Wir können hier nicht bleiben.«
      Er führte mich über den Hof in den ummauerten Gemüsegarten. Die Bohnenstangen wirkten im Mondlicht wie Wächter.
      »Wieso gehen wir hierher?«, fragte ich.
      »Ich glaube, dass wir beim See beobachtet werden.«
      »Von wem?«
      Er zuckte mit den Schultern. »Von einem von denen, die hier angestellt sind, um das Gelände zu bewachen und Unerwünschte wie mich fernzuhalten. Unterhalten wir uns lieber hier drinnen.« Wir fanden eine Steinbank in einer dunklen Ecke. Sebastian atmete etwas leichter und l?chelte. ?Hast du mich heute vermisst??
      »Jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde.« Ich lächelte zurück. Er schlang seine Arme um mich, und ich kuschelte mich an ihn, spürte seine Wärme und fühlte mich geborgen. Alles würde gut werden. Ich vertraute ihm voll und ganz, und es gab nichts, das ich ihm nicht sagen konnte.
      »Sebastian, ich wollte dich fragen, ob du etwas über Lady Agnes weißt.«
      »Über Agnes? Was ist mit ihr?« Sein Körper versteifte sich plötzlich und wurde ganz starr.
      »Du hast mir einiges über Lord Charles erzählt, als du mir die alte Höhle gezeigt hast, und daher

Weitere Kostenlose Bücher