Die Abtruennigen
Valdrac schneller bewegen, als ein Mensch. Jedoch musst du diese Fähigkeit, wie alle anderen auch, trainieren. Komm lass es uns üben.“ Er stand auf, ging hinüber zur Matte und ich folgte ihm. Ich ging in Kampfstellung und konzentrierte mich auf das, was ich bereits gelernt hatte.
„Bereit?“, rief Tyrok. Ich ging noch einmal kurz in mich und nickte dann. Er ging sofort zum Angriff über und ich hatte die größte Mühe seine Schläge und Tritte irgendwie abzuwehren, an Eigeninitiative war nicht zu denken.
Der Kampf dauerte dieses Mal zwar länger, doch am Ergebnis änderte es natürlich nichts. Erschöpft lag ich auf der Matte. Tyrok stand über mir und sah auf mich herab.
„Du wirst immer besser. Erstaunlich, wie schnell das bei dir geht. Bald muss ich wohl schon Angst haben, dass du mich fertigmachst.“ Ich lachte nur und ließ mir von ihm auf die Beine helfen.
Ich verspürte plötzlich einen ziemlichen Durst nach Blut, so wie es Tyrok angekündigt hatte. Von Sekunde zu Sekunde wurde er stärker. Tyrok blickte mir in die Augen. „Wollen wir auf die Jagd gehen?“ Ich nickte nur, denn ich wollte so schnell wie möglich Blut trinken. Ich mochte den Durst nicht und die Art, wie er mich zu verändern schien.
„Ich habe Karten für das heutige Theater in der Stadt. Möchtest du mich begleiten, oder lieber alleine losziehen?“ Theater klang ganz interessant, also stimmte ich zu. „Gut, dann geh dich mal duschen, ich werde dir dann etwas Schönes zum Anziehen bringen.“
Einige Minuten später trat ich aus der Dusche und trocknete mich ab. Tyrok stand mir schon gegenüber und betrachtete mich. Ihm schien zu gefallen, was er sah. In meinem Kopf jedoch gab es nur eins und das war der Durst nach Blut, der immer schlimmer wurde.
Tyrok reichte mir das Kleid, das er für mich ausgesucht hatte. Es war schwarz und hatte einen recht weiten Ausschnitt. Ich zog es an und betrachtete mich. Ja, sah gar nicht so schlecht aus, obwohl es nicht unbedingt mein Geschmack war.
„Und kann ich so mit dir gehen?“, fragte ich Tyrok. „Du siehst wunderbar aus“, antwortete er mir und küsste mich auf die Stirn. Dann legte er mir eine Kette um den Hals, an der ein schöner Anhänger befestigt war. Ich blickte ihn fragend an.
„Wir wollen doch zu den anderen passen“, erklärte er. Das war doch etwas ungewohnt für mich, so fein herausgemacht zu sein. Nachdem ich mir meine langen Haare hochgesteckt hatte, führte mich Tyrok die Treppe hinunter. Vor dem Schloss wartete bereits die Kutsche auf uns. Der Kutscher half mir beim Einsteigen, was sich mit dem Kleid gar nicht so einfach war.
Gleich darauf fuhren wir los. Draußen war es schon dunkel und durch die Fenster konnte man fast nichts erkennen.
„Ist er auch ein Valdrac?“, wollte ich von Tyrok in Bezug auf den Kutscher wissen.
„Nein er ist ein Mensch. Ich werde dir morgen noch zeigen, wie du einen Valdrac an seiner Aura erkennst.“ Und wieder etwas Neues, das ich zu lernen hatte.
„Möchtest du etwas trinken?“, erkundigte sich Tyrok und deutete auf das kleine Schränkchen neben uns.
„Ja“, gab ich zurück. Am liebsten Blut , fügte ich in Gedanken hinzu. Er schenkte uns beiden ein Glas Wein ein und stieß dann mit mir an. Jedoch schmeckte er heute nicht so gut, wie das letzte Mal. Irritiert blickte ich auf.
„Der Blutdurst dämpft alle Geschmacksnerven, bis er gestillt ist“, sprach Tyrok, der wieder einmal mehr meine Gedanken gelesen hatte.
„Dann wird’s Zeit ihn zu stillen“, erwiderte ich. Tyrok lächelte. „Immer mit der Ruhe.“
Wenig später erreichten wir die Stadt Salavie und vor dem Theater war schon einiges los. Nachdem wir die Kutsche verlassen hatten, nahm Tyrok meine Hand und führte mich zum Eingang des Theaters. Auf dem Weg dorthin begrüßten uns allen Umstehenden ehrfurchtsvoll. Hier schien tatsächlich jeder Respekt vor dem Lord zu haben.
Im Theater führte uns ein junger Mann zu unseren Plätzen auf einer der vielen Emporen.
„Ich bin eingeteilt, euch während der Vorstellung zu Diensten zu sein. Wenn ich also etwas für euch tun kann, dann lasst es mich bitte wissen“, sagte er und stellte sich hinter eine Art Bar. Mir wäre sofort etwas eingefallen, das er für mich hätte tun können, doch ich wusste nicht, ob das in Ordnung war.
„Darf ich ihn haben?“, flüsterte ich Tyrok ins Ohr. „Warte bis nach der Vorstellung, sonst haben wir niemanden mehr, der uns bedient.“
Er hatte natürlich Recht, doch
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