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Die Abtruennigen

Die Abtruennigen

Titel: Die Abtruennigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Brunder
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Großmutter schien ganz in ihre Erinnerungen vertieft zu sein.
    „Wir setzten uns an einen der Tische und begannen zu reden. Am Ende des Tages war ich nirgendwo anders gewesen und als ich mich auf den Rückweg machen musste, wollte er wissen, wo ich lebte. Er versprach, mich zu besuchen und mir mehr Bücher zu bringen. Ich war mir nicht sicher, ob er das tatsächlich machen würde, doch genau das tat er. Viele Male und jedes Mal brachte er mir etwas Neues zum Lesen. Als ich von ihm wissen wollte, wo er denn lebte, behauptete er ein Reisender zu sein, der kein Zuhause hatte.“
    Was natürlich eine Lüge gewesen war, wie Tyrok zuvor gestanden hatte.
    „Joe war natürlich zuerst einmal eifersüchtig, dass ich einen anderen Mann getroffen hatte, aber die beiden kamen sehr gut miteinander aus und selbst deine Mutter schien ihn zu mögen. Natürlich war sie viel zu klein, um sich später an sehr viel zu erinnern. Nach fast einem Jahr gestand er mir wer, beziehungsweise, was er wirklich war. Er nahm an, ich würde mich fürchten und war erstaunt, dass ich keine Angst hatte.“
    Warum hatte er es gerade ihr verraten? Hatte er sie verwandeln wollen?
    „Das meiste, was er mir erzählte, schrieb ich in meine Bücher, ich wollte sicherstellen, dass ich nichts vergessen würde, da ich meiner Tochter alles beibringen wollte. Leider stellte sich heraus, dass sie zu kleingeistig dafür war, weshalb ich mich entschloss, es stattdessen dir beizubringen.“
    Ich lächelte. „Ich bin froh über deine Entscheidung.“ Sie lächelte ebenfalls.
    „Mit den Jahren wurden seine Besuche immer spärlicher. Eines Nachts teilte er mir mit, er könne nicht mehr wieder kommen, da er nicht alterte, würden meine Familie und Freunde misstrauisch werden, was sie und mich gefährden würde.“
    Sie klang traurig, als sie sich daran zurückerinnerte und ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie sie sich gefühlt haben musste.
    „Er schickte mir andere Leute zu Besuch, aber das war seltenes Vergnügen. Eines Nachts traf ich einen Nazami, der mir ein wenig über seine Reisen berichtete und die anderen Rassen, die er dabei getroffen hatte.“
    Auch ich hoffte, auf die anderen Rassen unsere Welt zu treffen. Als ich sie nach mehr Details über den Nazami fragte, behauptete sie, sich nicht an ihn erinnern zu können. Bevor ich dazu kam, sie zu fragen, weshalb sie davon nichts in ihren Büchern geschrieben hatte, tauchte Tyrok wieder an unsere Seite auf.
    „Neuigkeiten?“, wollte ich wissen.
    „Einer der Wachen hat einen der Angreifer erkannt. Damit wissen wir, wo er lebt. Die Miliz plant ihm einen Besuch abzustatten, aber wenn wir uns beeilen können wir noch vor ihnen dort sein.“
    Hin und her gerissen zwischen dem Verlangen diese Monster zur Rechenschaft zu ziehen und bei meiner Großmutter zu bleiben, blickte ich zu ihr.
    Sie schien zu bemerken, was in mir vorging, denn sie drückte meine Hand und sagte: „Na los Sharai, ihr müsst euch beeilen. Die anderen Menschen werden vielleicht versuchen, diese ganze Geschichte zu begraben. Ihr werdet nie herausfinden, wer dahinter steckt, wenn ihr jetzt zögert.“
    Widerwillig stand ich auf und verabschiedete mich von ihr. „Keine Sorge, ich werde immer noch hier sein, wenn ihr wieder zurückkommt und jetzt beeilt euch.“ Auf dem Weg zu Tür rief sie jedoch: „Einen Augenblick bitte, Tyrok, ich hätte gern ein Wort unter vier Augen mit dir.“
    Er ging zurück zu ihrem Bett, während ich das Haus verließ und mich fragte, warum sie ihn alleine sprechen wollte.
     
     
    Tyrok kam schon einige Augenblicke später zu mir. „Was wollte sie von dir?“, fragte ich neugierig. Er lächelte. „Ach du weißt schon, das übliche Großmutter Zeugs. Sei gut zu meiner Enkelin und so weiter.“
    Obwohl ich ihm nicht so wirklich glaubte, hakte ich nicht weiter nach, denn wenn es eine Lüge war, würde er mir die Wahrheit ohnehin nicht sagen.
    Tyrok teilte dem Kutscher mit, wo er uns hinbringen sollte, bevor wir beide wieder in der Kutsche Platz nahmen. Wir waren auf dem Weg in ein nahegelegenes Dorf, von dem ich meine Mutter des Öfteren hatte sprechen hören. Irgendetwas über den Markt dort, der angeblich die besten Früchte in der Region verkaufte.
    Mit den sechs Pferden dauerte es nicht wirklich lange, bis wir das Dorf erreichten. Es war immer noch Nachmittag und die Straßen waren ziemlich voll.
    „Scheint Markttag zu sein“, kommentierte Tyrok. „Das ist gut, wir werden in der Menge nicht

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