Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
doch stehen wir heute als Verbündete hier. Nicht, daß ich in meiner Zelle weniger frei sein werde, denn Freiheit ist ein Geistes- und kein Daseinszustand. Wichtig ist jedoch, daß jeder Augenblick Folgen für die Zukunft hat und die Frau, die Sie demnächst sehen werden, eine andere Person sein wird. Die Anstalt ist mein Gefängnis, doch jeder hat seine eigene Zelle, in die er früher oder später zurückkehren will, will er nicht das Risiko eingehen, für alle Ewigkeit in einem Limbo zu existieren. Ich machte mir Sorge, daß Sie sich zu weit von Ihrer Zelle entfernen.«
    »Ich halte sie immer im Auge, Peet.«
    »Halten Sie sie auch im Gedächtnis, Fährmann. Zu Ihrem eigenen Besten.«

22
    »Guten Abend, Captain«, sagte Kimberlain zu der Gestalt, die zusammengekauert auf der Schwelle des Petrossian saß, das das Erdgeschoß eines ansehnlichen Beaux Arts Gebäudes an der Seventh Avenue und der 58 th Street vereinnahmte. Das exklusive Restaurant war seit einer Stunde offiziell geschlossen, doch da es sich um Zeus' bevorzugtes Etablissement in New York handelte, hatte er offensichtlich seine Beziehungen spielen lassen, damit ihre Zusammenkunft hier stattfinden konnte.
    »Hallo, Fährmann.«
    Kimberlain stellte fest, daß der Captain nur eine Denim-Weste über seinem Hemd trug. »Ein bißchen kalt, um draußen zu warten.«
    »Wollte nicht ohne dich reingehen, Boß.«
    »Dann hast du jetzt keine Entschuldigung mehr.« Sie gingen ein paar Stufen hinauf, die sie zu einer großen Holzbar und einem Glasschrank mit einer Auswahl an frischem und geräuchertem Fisch führte. Zur Rechten der Bar lag der kleine Speisesaal, der über höchstens fünfzehn Tische verfügte. An einem, der von der Straße aus nicht einsehbar war, saßen Zeus, seine stets gegenwärtigen stummen Leibwächter und David Kamanski.
    »Ah, der Fährmann. Wie immer pünktlich«, sagte der Blinde. Auf dem Tisch vor ihm lag ein silbernes Tablett mit drei verschiedenen Sorten Kaviar. Er gab eine Gabel davon auf ein Toastdreieck, das er aus einem mit einem Tuch abgedeckten Korb genommen hatte, und hob es langsam und genießerisch an den Mund. Seine Lippen spitzten sich vor Vorfreude. »Jetzt sehen Sie mich an, ich vergesse meine Manieren. Kann ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Später vielleicht.«
    Zeus kaute langsam und schlug dann freudig die Hände zusammen. »Kaum zu glauben, daß wir wieder vereint sind. Was für eine Freude! Fürwahr, die alten Zeiten leben wieder auf!«
    David Kamanski schwenkte die Eiswürfel in seinem Glas.
    »Nervös, Hermes?« stichelte der Blinde. »Ich habe Sie extra in eins der besten Restaurants der Stadt eingeladen, damit wir ein exzellentes Essen genießen können, und Sie erscheinen offensichtlich mit dem Verdacht, daß die Speisen vergiftet sind und Sie von einem einzigen Bissen sterben werden. Haben Sie Angst, ich wäre unzufrieden mit Ihnen gewesen, als Sie unsere Organisation im Stich ließen? Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Ich war schon lange vorher mit Ihnen unzufrieden.« Zeus widmete sich wieder dem Kaviar und den Toastecken. »Wo sollen wir anfangen, Fährmann?« sagte er zwischen zwei Bissen.
    »Mit dem Hinweis, die Mendelsons letzte Worte uns gaben – Jason Benbasset.«
    »Dann fangen wir mit einer Sackgasse an«, sagte Kamanski.
    An seinem Platz am anderen Ende des Tisches lachte Captain Seven höhnisch auf.
    »Das glaube ich nicht«, hielt Kimberlain dagegen. »Vor drei Jahren wurde Jason Benbasset anscheinend von Terroristen getötet. Ihre Tat sprach allen guten Werken Hohn, die Benbasset geleistet hatte. Im letzten Jahr bekamen wir es mit über einem Dutzend Morden an führenden Industriellen zu tun, die in irgendeinem Zusammenhang mit dem Militär und der Aufrüstung stehen, die Benbasset für die Probleme der Welt verantwortlich machte. Sie wissen ja, was ich von Zufällen halte.«
    »Morde aus Rache?« sagte Zeus.
    Kimberlain nickte. »Angenommen, Jason Benbasset ist bei dieser Explosion nicht gestorben. Angenommen, er hat irgendwie überlebt, doch seine Familie wurde ausgelöscht. Was dann?«
    »Dann würde er wahrscheinlich tatsächlich nach Rache dürsten«, sagte Zeus.
    »Rache an wem?« fragte Kimberlain Kamanski.
    »An den Mördern natürlich.«
    Der Fährmann schüttelte den Kopf. »Ihr Gesichtsfeld ist zu schmal, Hermes. Benbasset hätte die Mörder als Geschöpfe ihrer Umgebung angesehen, unserer heutigen Zivilisation. Also wäre seine Rache viel umfassender gewesen. Er machte die

Weitere Kostenlose Bücher