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Die achte Karte

Die achte Karte

Titel: Die achte Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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aufgeweckter Junge – mit einem Hausmädchen der Debussys angefreundet, der Familie in der Wohnung unter den Verniers in der Rue de Berlin. Und die hat Leblanc erzählt, sie hätte gesehen, wie der Concierge des Hauses von einem Mann Geld genommen und ihm daraufhin eine Art Briefkuvert überreicht hat.«
    Bouchou stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Hat der Concierge das zugegeben?«
    Thouron nickte. »Zunächst hat er es geleugnet. Typisch bei solchen Leuten. Aber unter Androhung von Arrest ist er schließlich mit der Sprache herausgerückt: Er ist dafür bezahlt worden – und zwar ordentlich –, sämtliche an die Vernier-Wohnung adressierte Korrespondenz herauszugeben.«
    »Wer hat ihn bezahlt?«
    Thouron zuckte die Achseln. »Er behauptet, es nicht zu wissen. Die Sache wurde immer über einen Diener abgewickelt.«
    »Und Sie glauben ihm?«
    »Ja«, sagte er und trank sein Glas aus. »Alles in allem, ja. Um es kurz zu machen, der Concierge meinte, er könne es zwar nicht mit Sicherheit sagen, aber die Handschrift habe Ähnlichkeit mit der von Anatole Vernier gehabt. Und der Poststempel war aus dem Departement Aude.«
    »Et voilà,
deshalb sind Sie hier.«
    Thouron verzog das Gesicht. »Es ist nicht viel, ich weiß, aber es ist unsere einzige Spur.«
    Bouchou hob die Hand und bestellte noch eine Runde. »Und wegen Madame Verniers Liaison ist diese Angelegenheit besonders heikel.«
    Thouron nickte. »General Du Pont ist ein einflussreicher Mann, der einen Ruf zu verlieren hat. Er steht nicht unter Verdacht, aber …«
    »Wirklich nicht?«, fiel ihm Bouchou ins Wort. »Oder will Ihr Präfekt vielleicht nicht in einen Skandal verwickelt werden?«
    Zum ersten Mal erlaubte Thouron sich den Anflug eines Lächelns. Es verwandelte sein Gesicht, so dass er jünger als seine vierzig Jahre aussah.
    »Ich will nicht in Abrede stellen, dass meine Vorgesetzten, sagen wir … beunruhigt gewesen wären, wenn es gravierende Verdachtsmomente gegen Du Pont gegeben hätte«, erwiderte er behutsam. »Aber zum Glück für alle Beteiligten überwiegen bei dem General die entlastenden Faktoren. Er ist natürlich darauf bedacht, dass nichts an ihm hängenbleibt. Verständlicherweise fürchtet er, dass es Gerüchte geben wird, solange der Mörder nicht überführt ist, einen Fleck auf seiner weißen Weste.«
    Bouchou lauschte aufmerksam, während Thouron aufzählte, warum er Du Pont für unschuldig hielt – der anonyme Hinweis; die Tatsache, dass der Tod nach Einschätzung der Gerichtsmedizin schon einige Stunden vor Auffinden der Leiche eingetreten war, zu einem Zeitpunkt, als Du Pont ein Konzert besuchte und dafür viele Zeugen hatte; die Frage, wer den Concierge bestochen hatte.
    »Ein Nebenbuhler?«, spekulierte er.
    »Das habe ich mich auch gefragt«, gab Thouron zu. »Am Tatort standen zwei Champagnergläser, aber es wurden auch Scherben von einem Cognacglas gefunden, das im Kamin zerschmettert worden war. Und obwohl es einige Anzeichen dafür gab, dass Verniers Zimmer durchsucht worden war, sind sich die Bediensteten ganz sicher, dass außer einem gerahmten Familienfoto auf der Anrichte nichts entwendet wurde.«
    Thouron nahm ein ähnliches Foto aus seiner Tasche, aufgenommen bei derselben Sitzung in dem Pariser Atelier. Bouchou sah es sich kommentarlos an.
    »Natürlich ist mir klar«, fuhr Thouron fort, »dass die Verniers, falls sie tatsächlich hier waren, längst wieder woanders sein könnten. Die Region ist groß, und sollten sie sich hier in Carcassonne aufhalten oder in einem Privathaus auf dem Lande, dann könnte es sehr schwierig werden, an Informationen über ihren Verbleib zu gelangen.«
    »Haben Sie noch mehr Abzüge von dem Foto?«
    Thouron nickte.
    »Als Erstes lasse ich in allen Carcassonner Hotels und Pensionen nachfragen, dann vielleicht in den wichtigsten Touristenorten Richtung Süden. In der Stadt würden die Verniers weniger auffallen als auf dem Lande.« Er betrachtete das Foto. »Das Mädchen ist eine auffällige Erscheinung, nicht wahr?« Er schob die Aufnahme in seine Westentasche. »Überlassen Sie mir die Sache, Thouron. Ich will sehen, was ich tun kann.«
    Der Inspektor stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich bin Ihnen sehr dankbar, Bouchou. Der Fall zieht sich hin.«
    »Je vous en prie,
Thouron. So, jetzt was zu essen, ja?«
    Sie verdrückten jeder ein großes Kotelett und anschließend noch gedünstete Blutwurst, dazu einen
pichet
kräftigen Rotwein aus dem Minervois. Wind und Regen peitschten

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