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Die achte Karte

Die achte Karte

Titel: Die achte Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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Polizeiakte hat sie quietschende Reifen gehört. Gesehen hat sie nichts.«
    »Hat sie die Polizei verständigt?«
    »Nein. Der Kommissar, mit dem ich gesprochen habe, meinte, viele Leute würden da vor Rennes-les-Bains zu schnell in die Kurve fahren. Erst als sie am nächsten Morgen den Rettungswagen und die Polizei bei der Bergung des Wagens gesehen hat, hat sie zwei und zwei zusammengezählt.« Er hielt inne. »Ich dachte, ich rede mal mit ihr. Vielleicht fällt ihr ja noch irgendetwas ein.«
    »Aber sie hat doch bestimmt schon alles der Polizei erzählt?«
    »Ich hatte nicht den Eindruck, dass die sie für eine zuverlässige Zeugin halten.«
    »Wieso nicht?«
    »Sie haben es nicht klar ausgesprochen, aber doch angedeutet, dass die Frau betrunken war. Es waren auch keine frischen Bremsspuren auf der Straße, daher ist es unwahrscheinlich, dass sie wirklich etwas gehört hat. Sagt jedenfalls die Polizei.« Er stockte. »Ihre Adresse wollten sie mir nicht geben, aber ich konnte mir heimlich ihre Telefonnummer aus der Akte notieren. Ehrlich gesagt …« Er stockte kurz. »Ich hab sie für morgen hierher eingeladen.«
    »Meinen Sie, das ist eine gute Idee?«, sagte Meredith. »Wenn die Polizei glaubt, Sie mischen sich ein, haben sie vielleicht erst recht keine Lust mehr, zu helfen.«
    »Die sind ja jetzt schon stinksauer auf mich«, sagte er verbittert, »aber offen gestanden, ich habe das Gefühl, mit dem Kopf gegen eine Wand zu rennen. Mir ist inzwischen egal, was die denken. Seit Wochen unternehme ich alles, damit die Polizei mich endlich ernst nimmt, sitze hier rum, zeige Geduld, aber erreicht hab ich nichts.« Er hielt inne, und seine Wangen wurden rot. »Tut mir leid. Für Sie ist das bestimmt nicht lustig.«
    »Kein Problem«, sagte sie und dachte, wie ähnlich Hal und sein Onkel sich doch in gewisser Hinsicht waren – beide waren leicht aufbrausend –, dann bekam sie ein schlechtes Gewissen, weil sie sich dachte, dass Hal der Vergleich sicher nicht gefallen würde.
    »Sie müssen das, was ich sage, natürlich nicht für bare Münze nehmen, aber ich glaube einfach nicht an die offizielle Unfallversion. Ich behaupte ja nicht, dass mein Dad vollkommen war – ehrlich gesagt, wir hatten nicht viel gemeinsam. Er war distanziert und zurückhaltend, ging selten aus sich heraus – aber er hätte sich nie im Leben alkoholisiert ans Steuer gesetzt. Nicht mal in Frankreich. Undenkbar.«
    »So was schätzt man leicht falsch ein, Hal«, sagte sie sanft. »Das ist uns doch allen schon mal passiert«, fügte sie hinzu, obwohl das auf sie nicht zutraf. »Man trinkt ein Gläschen zu viel und lässt es drauf ankommen.«
    »Mein Dad ganz bestimmt nicht«, sagte er. »Er hat gern Wein getrunken, aber wenn er was getrunken hatte, setzte er sich nicht ans Steuer, da war er eisern. Nicht einmal nach nur einem Glas.« Er ließ die Schultern hängen. »Meine Mum ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Der Unfallverursacher war betrunken«, fuhr er mit leiserer Stimme fort. »Sie wollte mich in dem Dorf, wo wir wohnten, von der Schule abholen. Nachmittags um halb vier. Irgend so ein Idiot hatte zu viel Champagner intus und war mit seinem BMW viel zu schnell unterwegs.«
    Jetzt konnte Meredith absolut nachvollziehen, warum Hal die offizielle Unfallversion nicht glauben wollte. Aber Wunschdenken änderte nun einmal nichts an den Fakten. Das wusste sie aus leidvoller Erfahrung. Wenn Wünsche die Wirklichkeit verändern könnten, dann wäre ihre leibliche Mutter gesund geworden. Dann wären all die schlimmen Szenen und Streitereien nie passiert.
    Hal hob den Blick und sah sie beschwörend an. »Dad hat sich nie ans Steuer gesetzt, wenn er was getrunken hatte.«
    Meredith lächelte unverbindlich. »Aber wenn er laut Laborbericht Alkohol im Blut hatte …« Sie ließ die Frage unausgesprochen. »Was hat die Polizei gesagt, als Sie sie darauf angesprochen haben?«
    Hal zuckte die Achseln. »Offensichtlich dachten sie, ich wäre so fertig durch die ganze Situation, dass ich nicht klar denken könnte.«
    »Okay. Betrachten wir das Ganze mal aus einem anderen Blickwinkel. Könnten die Tests falsch sein?«
    »Die Polizei sagt, nein.«
    »Haben die im Labor noch nach etwas anderem gesucht?«
    »Zum Beispiel?«
    »Drogen?«
    Hal schüttelte den Kopf. »Hielten sie nicht für notwendig.«
    Meredith überlegte. »Und wenn er zu schnell gefahren ist? In der Kurve einfach die Kontrolle verloren hat?«
    »Da sind wir wieder bei den

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