Die achte Karte
Verlangen Platz machte, einer Hitze, die sich in ihr ausbreitete, von den Fußsohlen aufwärts, zwischen ihre Beine, in die Magengrube, die Handflächen, bis hinauf in den Kopf, wo ihr das Blut in den Ohren rauschte.
Hal bückte sich ein wenig, hob sie mit einer einzigen schwungvollen Bewegung auf und trug sie zum Bett. Der Schlüssel fiel Meredith aus der Hand, landete mit einem dumpfen Schlag auf dem dicken Florteppich.
»Wie leicht du bist«, flüsterte er und küsste ihren Hals.
Er legte sie vorsichtig hin, setzte sich dann neben sie, die Füße noch fest auf dem Boden, ein wenig schüchtern.
»Bist du sicher …«, setzte er an, stockte, versuchte es erneut. »Bist du sicher, du willst …«
Meredith legte ihm einen Finger an die Lippen. »Schsch.«
Langsam begann sie, ihre Bluse aufzuknöpfen, nahm dann seine Hand und führte sie. Halb Einladung, halb Anweisung. Sie hörte Hal nach Luft schnappen, dann das Auf und Ab seines Atems im silbrig gesprenkelten Licht des Mondes. Meredith setzte sich am Rand des Mahagonibettes in den Schneidersitz und beugte sich vor, um ihn zu küssen, ihr dunkles Haar wie ein Vorhang im Gesicht, der Größenunterschied zwischen ihnen jetzt aufgehoben.
Hal versuchte, seinen Pullover auszuziehen, und verhedderte sich, als Meredith die Hände unter sein T-Shirt schob. Sie lachten beide ein bisschen verlegen, dann standen sie auf und zogen sich ganz aus.
Meredith fühlte sich ganz unbefangen. Es schien ihr das Natürlichste auf der Welt, vollkommen richtig. Alles hier in Rennes-les-Bains kam ihr vor wie außerhalb der Zeit. Als wäre sie für ein paar Tage aus ihrem normalen Leben getreten – aus der Person, die sie sonst war, die an Konsequenzen dachte, deren Leben in immer gleichen Bahnen verlief – und erlebte hier einen Ort, wo andere Regeln galten.
Ihr letztes Kleidungsstück fiel zu Boden.
»Wow«, sagte Hal.
Meredith machte einen Schritt auf ihn zu, nackte Haut an nackter Haut, von Kopf bis Fuß, so intim, so erstaunlich. Sie spürte, wie sehr er sie begehrte, aber er konnte warten, überließ ihr die Führung.
Sie nahm seine Hand und zog ihn zurück zum Bett. Sie hob die Decke an, und beide schlüpften sie zwischen die Laken, das Leinen frisch und kühl auf der Hitze ihrer Körper. Einen Moment lang lagen sie Seite an Seite, Arm an Arm, wie ein Ritter und seine Dame auf einem steinernen Grabmal, dann stützte Hal sich auf einen Ellbogen und begann, mit der anderen Hand ihr Gesicht zu liebkosen.
Meredith atmete tief ein, entspannte sich unter seiner Berührung.
Jetzt glitt seine Hand tiefer, er strich über ihre Schultern, die Mulde an ihrem Hals, streifte ihre Brüste, verschränkte ihre Finger mit seinen, flüsterte mit den Lippen und der Zunge über ihre Haut.
Meredith spürte das Verlangen in sich brennen, rotglühend, als könnte sie seine Spur verfolgen, entlang der Adern, der Knochen, in jedem Teil von sich. Sie hob sich ihm entgegen, und ihre Küsse wurden hungrig, wollten mehr. Als das Warten beinahe unerträglich wurde, veränderte Hal seine Position und schob sich in den Raum zwischen ihren nackten Beinen. Meredith schaute hoch in seine eisblauen Augen, und für einen kurzen Augenblick sah sie in ihnen den Widerschein jeder erdenklichen Möglichkeit. Das Beste von ihr und das Schlechteste.
»Bist du sicher?«
Meredith lächelte und griff nach unten, um ihn zu lenken. Behutsam drang Hal in sie ein.
»Es ist in Ordnung«, murmelte sie.
Einen Moment lang verharrten sie ganz still, genossen den Frieden, einander in den Armen zu liegen. Dann begann Hal, sich zu bewegen, zuerst langsam, dann immer drängender. Meredith legte die Hände fest auf seinen Rücken. Ihr Körper war erfüllt vom Hämmern des Blutes, das in ihr pulsierte. Sie spürte seine Kraft, die Stärke in seinen Armen und Händen. Ihre Zunge schnellte zwischen seine Lippen, nass, aller Worte beraubt.
Hal atmete keuchend, bewegte sich schneller, getrieben von Lust, Verlangen, der Ekstase des instinktiven Rhythmus. Meredith presste ihn an sich, fester, hob sich ihm entgegen, nahm ihn in Besitz, auch sie ganz von dem Augenblick erfüllt. Er stöhnte ihren Namen, erbebte, und beide verharrten reglos.
Das Rauschen in ihrem Kopf ebbte ab. Auf einmal spürte sie sein volles Gewicht, das ihr die Luft aus dem Körper presste, aber sie rührte sich nicht. Sie streichelte sein dichtes schwarzes Haar und hielt ihn in den Armen. Es dauerte einen Moment, bevor sie merkte, dass sein Gesicht nass
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