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Die achte Karte

Die achte Karte

Titel: Die achte Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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sich auf alles einen Reim zu machen.«
    Meredith schaute verblüfft und meinte schon, sich verhört zu haben. »Bitte?«
    Aber Laura hielt ihr die Karten hin. »Dieses Deck gehört zu Ihnen.«
    Als Meredith merkte, dass sie richtig gehört hatte, setzte sie zum Widerspruch an.
    »Ich kann doch unmöglich …«
    Doch Laura griff schon unter den Tisch, holte ein großes schwarzes Seidentuch hervor und schlug die Karten darin ein. »Bitte«, sagte sie und schob sie über den Tisch. »Eine andere Tarot-Tradition. Viele Menschen glauben, man sollte sich niemals selbst Tarotkarten kaufen. Sondern stets warten, bis man die richtigen geschenkt bekommt.«
    Meredith schüttelte den Kopf. »Laura, das kann ich unmöglich annehmen. Außerdem wüsste ich gar nicht, was ich damit machen soll.«
    Sie stand auf und zog ihre Jacke an.
    Auch Laura erhob sich. »Ich glaube, Sie werden sie brauchen.«
    Wieder trafen sich ihre Augen für einen Moment.
    »Aber ich will sie nicht.«
    Wenn ich sie annehme, gibt es kein Zurück mehr.
    »Das Deck gehört zu Ihnen.« Laura stockte. »Ich glaube, tief in Ihrem Innersten wissen Sie das auch.«
    Meredith hatte das Gefühl, als würde das Zimmer immer enger. Die bunten Wände, das gemusterte Tuch auf dem Tisch, die Sterne und Mondsicheln und Sonnen, alles drehte sich, wurde größer, kleiner, veränderte die Gestalt. Und da war noch etwas, ein Rhythmus in ihrem Kopf, fast wie Musik. Oder der Wind in den Bäumen.
    Enfin.
Endlich.
    Meredith hörte das Wort so deutlich, als hätte sie es selbst ausgesprochen. Es war so klar, so laut, dass sie sich umdrehte, um nachzusehen, ob jemand hinter ihr stand. Es war niemand da.
    Dinge, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her gleiten.
    Sie wollte nichts mehr mit diesen Karten zu tun haben, aber Laura ließ sich nicht von ihrem Vorsatz abbringen, und wenn sie das Deck nicht annahm, würde sie wohl nie hier wegkommen.
    Sie nahm die Karten. Dann wandte sie sich wortlos ab und eilte die Treppe hinunter.

Kapitel 17
    M eredith wanderte benommen durch die Pariser Straßen und hatte das Gefühl, als könnten die Karten in ihrer Hand jeden Moment explodieren und sie irgendwie mitreißen. Sie wollte sie nicht haben, und doch war ihr klar, dass sie es nicht über sich bringen würde, sie wegzuwerfen.
    Erst als die Kirchenglocken von Saint-Gervais ein Uhr schlugen, merkte sie, dass sie drauf und dran war, ihre Maschine nach Toulouse zu verpassen.
    Meredith riss sich zusammen. Sie hielt ein Taxi an und versprach dem Fahrer ein dickes Trinkgeld, wenn er sie noch rechtzeitig zum Flughafen brachte, woraufhin sie mit quietschenden Reifen losbrausten.
    Sie schafften es in knapp zehn Minuten zur Rue du Temple. Während der Taxameter weiterlief, sprang Meredith aus dem Taxi, stürmte durch die Lobby, die Treppe hinauf und in ihr Zimmer. Sie warf die dringendsten Sachen in die Reisetasche, schnappte sich Laptop und Ladegerät und flitzte wieder nach unten. Alles, was sie nicht mitnahm, gab sie an der Rezeption ab, wo sie zusicherte, gegen Ende der Woche wieder zurück zu sein und weitere zwei Nächte in Paris zu verbringen, dann hechtete sie ins Taxi und ließ sich quer durch die Stadt zum Flughafen Orly bringen.
    Sie schaffte es in letzter Sekunde.
    Die ganze Zeit war Meredith wie auf Autopilot. Ihre effiziente, durchorganisierte Seite hatte die Führung übernommen, aber sie handelte quasi unbewusst, während sie mit den Gedanken woanders war. Halb erinnerte Formulierungen, angedachte Vorstellungen, entgangene Zwischentöne. All die Dinge, die Laura gesagt hatte.
    Welche Gefühle sie bei mir ausgelöst haben.
    Erst als sie durch die Sicherheitssperre ging, fiel Meredith ein, dass sie vor lauter Hast, aus dem kleinen Zimmer herauszukommen, ganz vergessen hatte, Laura zu bezahlen. Beschämt rechnete sie sich aus, dass sie mindestens eine, wenn nicht sogar fast zwei Stunden bei ihr gewesen war, und nahm sich vor, das Honorar plus einen Bonus per Post zu schicken, sobald sie in Rennes-les-Bains war.
    Sortilège.
Die Kunst, in den Karten die Zukunft zu sehen.
    Als das Flugzeug abhob, zog Meredith ihr Notizbuch aus der Tasche und begann, alles aufzuschreiben, woran sie sich erinnern konnte. Eine Reise. Der Magier und der Teufel, beide mit blauen Augen, keinem von ihnen war richtig zu trauen. Sie selbst als jemand, der für Gerechtigkeit sorgen soll. Alle Achten.
    Während die 737 in den blauen nordfranzösischen Himmel stieg, dann das Massif Central überflog und die

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