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Die achte Karte

Die achte Karte

Titel: Die achte Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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Druckerei, sondern auch Cousins ersten Grades von Jules Lascombe, weshalb sie nach seinem Tod die Domaine de la Cade geerbt hatten.
    Meredith ging die Seite durch, bis sie gefunden hatte, was sie suchte. Sie klickte und begann zu lesen:
    Das Bousquet-Tarot ist ein seltenes Deck und außerhalb Frankreichs kaum in Gebrauch. Die frühesten Exemplare wurden in den späten neunziger Jahren des 19 . Jahrhunderts in der Druckerei Bousquet hergestellt, die ihren Sitz bei Rennes-les-Bains im Südwesten Frankreichs hatte.
    Angeblich geht es auf ein sehr viel älteres Deck zurück, das aus dem 17 . Jahrhundert stammt.
    Zu den Besonderheiten des Bousquet-Tarots zählen, dass Maître, Maîtresse, Fils und Fille die Hofkarten der vier Farben ersetzen, sowie die zeitgenössische Gestaltung der Kleidung und die Ikonographie. Der Maler der großen Arkana, deren Entstehung zeitlich mit dem ersten gedruckten Deck zusammenfällt, ist unbekannt.
    Neben ihr auf dem Schreibtisch klingelte das Telefon. Das schrille Geräusch, das die Stille des Zimmers durchdrang, ließ Meredith zusammenfahren. Sie riss den Hörer von der Gabel.
    »Ja? Ja, am Apparat.«
    Es war das Restaurant, das wissen wollte, ob sie ihre Reservierung noch wahrnehmen würde. Meredith schaute auf die Uhr auf dem Laptop und bemerkte verblüfft, dass es schon zwanzig vor neun war.
    »Ehrlich gesagt, ich glaube, ich lasse mir lieber was aufs Zimmer schicken«, sagte sie, wurde aber sogleich darauf hingewiesen, dass der Zimmerservice nur bis sechs Uhr zur Verfügung stand.
    Meredith war hin- und hergerissen. Sie wollte nicht aufhören, nicht jetzt, wo sie gerade eine Spur gefunden hatte – die allerdings auch ins Nichts führen konnte, wie sie sich eingestehen musste. Aber sie war auch wie ausgehungert. Sie hatte den Lunch ausfallen lassen, und mit leerem Magen war mit ihr nichts anzufangen.
    Ihre verrückten Halluzinationen am Fluss und auf der Straße bewiesen das zur Genüge.
    »Ich komm gleich runter«, sagte sie.
    Sie speicherte die Seite als Lesezeichen und loggte sich aus.

Kapitel 31
    W as zum Teufel ist bloß los mit dir?«, wollte Julian Lawrence wissen.
    »Was mit mir los ist?«, schrie Hal. »Was soll das heißen, was mit mir los ist? Meinst du, abgesehen davon, dass ich gerade meinen Vater beerdigt habe? Meinst du das?«
    Er knallte die Tür des Peugeot zu fest zu, drehte sich zur Treppe um, riss sich im Gehen die Krawatte ab und stopfte sie in die Jacketttasche.
    »Leise«, zischte sein Onkel. »Ich möchte nicht noch eine Szene erleben. Das hatten wir heute Abend zur Genüge.« Er schloss den Wagen ab und folgte seinem Neffen über den Personalparkplatz zum Hintereingang des Hotels. »Was hast du dir bloß dabei gedacht? Noch dazu vor der ganzen Stadt?«
    Von weitem sahen sie aus wie Vater und Sohn, die gemeinsam auf dem Weg zu irgendeinem förmlichen Abendessen waren. Elegant gekleidet, schwarzer Anzug und glänzende Schuhe. Nur ihre Mienen und die geballten Fäuste von Hal verrieten den Hass, den die beiden Männer füreinander empfanden.
    »Das ist ja mal wieder typisch!«, schrie Hal. »Das ist natürlich das Einzige, was dich interessiert. Der gute Ruf. Was wohl die Leute denken.« Er tippte sich an den Kopf. »Ist der Umstand, dass da in der Kiste dein Bruder gelegen hat – mein Vater –, überhaupt in dein Bewusstsein gedrungen? Ich bezweifle es!«
    Lawrence streckte den Arm aus und legte seinem Neffen eine Hand auf die Schulter.
    »Hör mal, Hal«, sagte er ruhiger. »Ich verstehe ja, dass du aufgewühlt bist. Jeder versteht das. Das ist ganz normal. Aber es bringt doch nichts, mit wüsten Beschuldigungen um sich zu werfen. Das macht alles nur noch schlimmer. Die Leute fangen schon an zu glauben, da könnte irgendwas Wahres dran sein.«
    Hal versuchte sich loszureißen. Sein Onkel griff fester zu.
    »Die Stadt – das Kommissariat, die Mairie –, alle sind voller Mitgefühl für dich. Und dein Vater war sehr beliebt. Aber wenn du so weitermachst …«
    Hal funkelte ihn zornig an. »Willst du mir etwa drohen?« Mit einem heftigen Ruck aus der Schulter schüttelte er die Hand seines Onkels ab. »Ja?«
    Schlagartig verhärtete sich der Blick in Julian Lawrence’ Augen. Das Mitgefühl, die onkelhafte Besorgnis waren verschwunden. An ihre Stelle war Gereiztheit getreten, und noch etwas anderes. Verachtung.
    »Mach dich nicht lächerlich«, sagte er unterkühlt. »Und reiß dich zusammen, Herrgott noch mal. Du bist achtundzwanzig, kein verzogener

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