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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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»Auf dem Dachboden von Marlenes Haus steht auch so ein Ungetüm. Ich bin sicher, dahinter verbirgt sich ein zweiter Zugang zu der Wohnung. Nur — wie kommen wir in das Haus?«
    »Paolo!« bemerkte Caterina trocken. »Es gibt kaum ein Schloss, das ihm standhält.« Als sie Malbergs skeptischen Blick sah, meinte sie: »Du kannst ihm vertrauen, Lukas. Der Junge mag dich.«
    Sie verabredeten sich für zweiundzwanzig Uhr an einem Kiosk in der Via Gora, von wo das Haus Nr. 23 gut einsehbar war.
    Als Malberg zum vereinbarten Zeitpunkt eintraf, warteten Caterina und Paolo bereits. Sie trugen Jeans und Turnschuhe, und Malberg kam sich etwas overdressed vor in seinem hellen Leinenanzug. Aber in sein Hotel zurück konnte er nicht, und bisher hatte er noch nicht die Zeit gefunden, sich neu einzukleiden.
    Anders als die meisten Straßen in Trastevere, in denen sich eine Trattoria und ein Restaurant an das andere reihte, zeichnete sich die Via Gora durch eine gewisse Verschlafenheit aus. Die Straßenlaternen an den Häuserwänden beleuchteten die schmale Gasse nur spärlich. Das fahle Licht schmeichelte den alten Fassaden.
    Malberg ließ seinen Blick über das Haus Nr. 23 schweifen. Plötzlich streckte er den Arm aus und deutete auf die Fenster im fünften Stock.
    »Seht mal, in Marlenes Wohnung brennt Licht«, sagte er aufgeregt. »Das gibt‘s doch nicht!«
    »Dort, im fünften Stock?«, fragte Caterina, und Paolo hielt, um besser sehen zu können, die Hand über die Augen und sagte: »Ich dachte, die Wohnung wäre zugemauert.«
    Die Geschwister sahen ihn ungläubig an. Malberg fühlte sich in die Enge getrieben. In einem Anflug von Verzweiflung schlug er die Hände vors Gesicht: »Ich bin doch nicht verrückt!«
    Caterinas Blick ruhte noch immer auf Lukas: »Bist du dir sicher? Ich meine, in der Aufregung sieht man manchmal Dinge ...«
    »Ich weiß, was ich gesehen habe!«, zischte Malberg wütend.
    Caterina war verunsichert: So kannte sie Lukas Malberg gar nicht.
    »Dann sollten wir erst recht nachsehen, was dort oben los ist!«, ging Paolo dazwischen. »Wartet hier.«
    Wie ein nächtlicher Spaziergänger überquerte Paolo die Via Gora. Vor dem Haus Nr. 23 blickte er noch einmal nach beiden Seiten. Dann zog er etwas aus seiner Hosentasche und machte sich am Türschloss zu schaffen.
    Es dauerte keine zehn Sekunden, und Paolo wandte sich um. Er pfiff leise durch Daumen und Zeigefinger. Malberg und Caterina folgten ihm über die Straße.
    Im finsteren Treppenhaus reichte Paolo Lukas eine Taschenlampe. Malberg schlich voraus. Sofort war der penetrante Geruch von Bohnerwachs und Wischwasser wieder gegenwärtig. Der zappelnde Strahl der Taschenlampe wies ihnen den Weg bis ins oberste Stockwerk.
    »Da!«, flüsterte Malberg und beschrieb mit der Lampe ein schattenhaftes Rechteck an der Wand. »Da war die Tür zu Marlenes Wohnung.«
    Linker Hand hatte Paolo inzwischen die Feuerschutztür zum Dachboden des Hauses entdeckt.
    Malberg leuchtete auf das Türschloss.
    »Nicht der Rede wert«, flüsterte Paolo und machte eine abfällige Handbewegung. In der Tat dauerte es nur Sekunden, und Paolo hatte auch dieses Schloss geknackt. Ohne das geringste Geräusch zu verursachen, verschwanden die drei hinter der schweren Eisentür.
    Der Dachboden war mindestens zwanzig Meter lang, aber nur halb so breit und verlor sich am anderen Ende in der Dunkelheit. Drei gemauerte Kamine, von denen der Putz bröckelte, und ein verwirrendes Dachgebälk durchkreuzten den Raum. Man musste den Kopf einziehen.
    Altes Mobiliar, das jedem Flohmarkt zur Ehre gereicht hätte, ein halbes Dutzend Fahrräder und eine Anzahl Kinderwagen, der älteste gewiss hundert Jahre alt, Munitionskisten aus dem Zweiten Weltkrieg, zerschlissene Säcke mit abgelegter Kleidung, eine Leiter, an einen Kamin gelehnt, eine Tretnähmaschine und ein Gerät aus den Kindertagen des Fernsehens bildeten ein verwirrendes, etwas unheimliches Sammelsurium wie aus einem Film von Alfred Hitchcock. Und über allem hing ein beißender Staubgeruch.
    Mit dem Lichtstrahl der Taschenlampe wies Lukas Malberg auf den Kastenschrank rechts neben der Eingangstür.
    Paolo hatte erwartet, dass der Schrank verschlossen wäre, aber als er das Schloss näher in Augenschein nahm, sprangen die beiden Flügel wie von selbst auf.
    Malberg trat hinzu und leuchtete in das Innere. Er hatte nicht unbedingt erwartet, dass sich in dem Kasten eine zweite Tür auftat wie in der Locanda der Signora Papperitz, aber enttäuscht

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