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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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zeigte er sich dann doch, nachdem er erfolglos und ohne Rücksicht auf den Schrankinhalt die Rückwand des Möbelstücks abgeklopft hatte.
    »Wir müssen versuchen, den Schrank von der Wand wegzurücken«, sagte Malberg und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Er wandte sich an Paolo: »Komm, pack an!«
    Caterina hielt die Lampe, während Lukas und Paolo den schweren Schrank ruckweise von der Wand schoben. Erschwert wurde die Arbeit dadurch, dass dies möglichst lautlos vonstatten gehen musste.
    Sie hatten ihr Ziel schon beinahe erreicht, als sich im Innern des Möbelstücks ein Fach löste und mit seiner Last, einem Dutzend alter Schüsseln und Gläser, zu Boden krachte.
    Malberg, Caterina und Paolo blieben wie versteinert stehen. Der Krach war laut genug gewesen, um das ganze Haus aufzuwecken.
    »Nichts wie weg!«, zischte Paolo.
    Caterina klammerte sich an den linken Arm ihres Bruders.
    Malberg legte den Finger auf die Lippen und lauschte.
    Noch war es still. Aber schon im nächsten Augenblick würden im Treppenhaus die Türen aufgehen. Schritte würden näher kommen, und sie würden entdeckt werden.
    Aber es geschah nichts. Kein Laut. Die Stille wirkte beklemmend. Wie konnte es sein, dass niemand den Lärm gehört hatte?
    Minutenlang verharrten sie regungslos, wagten in banger Erwartung kaum zu atmen. Malberg hielt den Lampenstrahl auf die Tür gerichtet. Als Erster gewann Paolo die Fassung zurück.
    »Ich kann es nicht glauben!« wiederholte er ein ums andere Mal. »Irgendjemand muss doch den Krach gehört haben.«
    Immerhin stand der alte Schrank jetzt so weit von der Wand entfernt, dass Malberg einen Blick dahinter werfen konnte.
    »Nichts«, bemerkte er enttäuscht. »Keine Geheimtür, nichts.«
    Paolo trat hinzu und klopfte mit gekrümmtem Zeigefinger die Wand hinter dem Schrank ab. Er schüttelte den Kopf. Schließlich nahm er Malberg die Taschenlampe aus der Hand und begann alle Ecken und Winkel des Dachbodens zu erforschen. Malberg stand abseits im Dunkeln. Er hatte die Hoffnung aufgegeben.
    Plötzlich spürte er Caterinas Hand auf seiner rechten Schulter. Malberg ergriff sie mit der Linken. »Du hast mir von Anfang an nicht geglaubt«, bemerkte er leise.
    »Vergiss es!«
    »Du denkst, ich habe mir das alles nur eingebildet. Es gibt gar keine zugemauerte Wohnung. Vielleicht habe ich den Mord an Marlene auch nur erfunden.« Seine Worte klangen resigniert.
    »Und die Beerdigung? Das rätselhafte Notizbuch? Die Fahndung nach dir?«
    Malberg ließ den Kopf hängen. »Ich weiß selbst nicht mehr, was ich glauben soll.«
    »He!« Paolo gab einen unterdrückten Schrei von sich. Aufgeregt fuchtelte er mit der Taschenlampe in der Luft herum. An der Wand mit dem Schrank, etwa vier Meter über dem Boden, zappelte der Lichtstrahl. Man musste zweimal hinsehen, um zu erkennen, dass in das verwitterte Mauerwerk eine niedrige Tür eingelassen war.
    »Die Leiter!«, rief Paolo leise.
    Malberg legte die Leiter an und kletterte vorsichtig nach oben. Die Tür hatte keinen Griff, nur ein einfaches Schlüsselloch. Ohne Schlüssel oder spezielles Werkzeug bestand kaum eine Chance, sie zu öffnen.
    »Lass mich das machen«, meinte Paolo ungeduldig.
    Mit einer einfachen Fahrradspeiche rückte er dem Schloss zuleibe. Ein Ruck, und die Tür war offen. Aus dem Innern fiel ein schwacher Lichtstrahl auf das verstaubte Gebälk des Dachbodens.
    »Was siehst du?«, rief Caterina nach oben.
    Ohne zu antworten, trat Paolo den Abstieg an. Unten angelangt, sagte er leise: »Man sieht eine Art Galerie mit einer Liege und einem kostbaren Sekretär und einem Lehnstuhl. Alles wirkt ziemlich aufgeräumt.« Er zeigte nach oben. »Es würde mich nicht wundern, wenn dort plötzlich ein Kopf erschiene.«
    Malberg und Caterina sahen sich an.
    »Und jetzt?«, fragte Paolo ungeduldig.
    Ohne ein Wort zu verlieren, stieg Malberg auf die Leiter und verschwand in der Tür. Er hatte keine Ahnung, was ihn erwarten würde, er gab nur dem inneren Drängen nach, das ihn seit Wochen verfolgte.
    »Hallo«, rief Malberg zaghaft. »Ist da jemand?«
    Von der Galerie, die von einem dunklen Holzgeländer eingerahmt wurde, blickte er in den schummrig beleuchteten Salon, den er schon kannte. Warum brannte dort unten Licht, wenn keiner dawar?
    »Hallo?«, wiederholte er. Auch dieses Mal kam keine Antwort.
    Eine Treppe mit offenen Holzstufen führte an der gegenüberliegenden Wand nach unten. Darauf bedacht, keinen Lärm zu verursachen, nahm Malberg eine

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