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Die Achtsamkeits-Revolution

Die Achtsamkeits-Revolution

Titel: Die Achtsamkeits-Revolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Wallace
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erfahren können. Lassen Sie dann das Wunschgebet »Möge ich glücklich sein und die Ursachen des Glücks besitzen« in sich erstehen, verbinden Sie es mit dem Ausatmen. Visualisieren Sie bei jedem Ausatmen, wie von der unerschöpflichen Quelle bei Ihrem Herzen Licht ausströmt und jede Zelle Ihres Körpers und jeden Aspekt Ihres Geis
     

    tes durchdringt. Stellen Sie sich vor, wie dieses Licht Ihr ganzes
Sein durchdringt und mit jedem Ausatmen den sehnlichen
Wunsch Ihres Herzens erfüllt.
    Rufen Sie sich als Nächstes jemanden, den Sie sehr lieben, in Ihr
Gewahrseinsfeld. Wenden Sie nun die eben beschriebene Vor-
gehensweise auf diese Person an. Ziehen Sie bei jedem Einatmen
voller Mitgefühl die Dunkelheit ihres Leidens und seiner Ursa-
chen ins Licht bei Ihrem Herzen und schicken Sie mit jedem Aus-
atmen voller Liebe das Licht des Glücks und seiner Ursachen hin-
aus. Stellen Sie sich dabei vor, wie diese Person vom Leiden befreit
wird und das echte Glück, das sie anstrebt, entdeckt.
    Nachdem Sie das Erscheinungsbild dieser von Ihnen geliebten
Person im Raum Ihres Gewahrseins wieder aufgelöst haben, rufen
Sie sich einen Menschen ins Gedächtnis, dem Sie relativ neutral
gegenüberstehen. Praktizieren Sie wie beschrieben in der Erkennt-
nis, dass das Leiden und Wohlbefinden dieses Menschen ebenso
real und wichtig sind wie das Ihre und das der von Ihnen geliebten
Personen.
    Im nächsten Abschnitt dieser Übung folgen Sie den gleichen
Schritten, dieses Mal bezogen auf eine Person, die entweder Ihnen
oder den von Ihnen geliebten Menschen Schaden zugefügt hat,
oder die Sie, vielleicht wegen ihres beklagenswerten Verhaltens,
nicht mögen. Achten Sie ganz besonders darauf, dass Sie beim Ein-
atmen die Dunkelheit der Ursachen für das Leiden dieser Person -
zum Beispiel Gier, Feindseligkeit oder Täuschung - ins Licht zie-
hen, Ursachen, die indirekt vielleicht auch noch vielen anderen
Menschen Schaden zufügen. Stellen Sie sich bei jedem Einatmen
vor, wie diese Person von diesen schädlichen Neigungen befreit
wird. Stellen Sie sich bei jedem Ausatmen vor, wie sie zu echtem
Glück findet, während sie dessen wahre Ursachen kultiviert.
    Bevor Sie diese Meditation zum Abschluss bringen, können
Sie Ihr Gewahrsein nach allen Richtungen hin öffnen und alle füh-
     

    lenden Wesen ins Feld Ihrer Liebenden Güte und Ihres Mitgefühl
einbeziehen. Ziehen Sie mit jedem Atemzug voller Mitgefühl die
Dunkelheit des Leidens auf dieser Welt und seiner Ursachen ins
Licht hinein, und durchfluten Sie voller Liebe die Welt mit dem
Licht des Glücks und seiner Ursachen. Entlassen Sie in den letzten
Momenten dieser Meditation alle Wünsche und Bilder aus sich
und lassen Sie Ihr Gewahrsein einfach ohne Objekt im gegenwär-
tigen Augenblick ruhen. Seien Sie einfach nur gegenwärtig.
    STUFE 6
    BERUHIGTE ACHTSAMKEIT
    W
    enn Sie mit dem vollzeitlichen Praktizieren von Shama-
tha fortfahren, werden Sie nach einigen tausend Stunden
    rigorosen Trainings die sechste Stufe, befriedete Achtsamkeit, erlan-
gen. Sie wird durch die Kraft der Selbstbeobachtung erreicht, und
jetzt erleben Sie keinen Widerstand mehr gegen das Training. Sie
müssen noch immer vor einer auftretenden Laschheit mittleren
Grades auf der Hut sein, bei der Sie zwar des Achtsamkeitsobjektes
gewahr sind, es aber nicht sehr klar und deutlich ist. Dazu kommt,
dass Sie jetzt auch zu subtiler Erregung neigen, was Sie ebenfalls
wahrnehmen können müssen. Dabei bleibt der meditative Gegen-
stand im Zentrum der Achtsamkeit, doch am Rande tauchen un-
freiwillige Gedanken auf. Wenn wir auf unsere schon erwähnte
Metapher des Radiohörens zurückkommen wollen, ist das so, als
sei der erwünschte Sender eingestellt, aber ganz schwach ist auch
ein anderer Sender oder einfach nur Rauschen zu hören. Sie stre-
ben hier eine Qualität der Achtsamkeit an, die wie ein ganz klarer
Kanal ist, der von äußerlichen Geräuschen absolut unberührt
bleibt.
    Auf der sechsten Stufe durchziehen die unfreiwilligen Gedan-
ken Ihr Bewusstsein wie ein gemächlich durch ein Tal fließender
Fluss. Da der Geist nun entspannter ist, flattern Gedanken wie
Schmetterlinge durch den Raum des Gewahrseins, und Sie kön-
     

    nen dem ganzen Ablauf passiv zusehen: Gedanken steigen auf, agieren sich aus und verschwinden dann. Sie scheinen insofern weniger »Gewicht« zu besitzen, als sie Ihre Achtsamkeit nicht mehr so stark auf sich ziehen können. Wie bei Einsteins Theorie, wonach der Raum durch in ihm befindliche

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