Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Achtsamkeits-Revolution

Die Achtsamkeits-Revolution

Titel: Die Achtsamkeits-Revolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Wallace
Vom Netzwerk:
Ausgeglichenheit, die wir möglicherweise als physisches und mentales Wohlbefinden wahrnehmen. Wenn sich der Staub des Geistes legt, entdecken Sie vielleicht ein noch nie da gewesenes Maß an luzidem Gewahrsein. Und wenn die tief eingewurzelte Gewohnheit des denkenden Ergreifens nachlässt, nehmen Sie unter Umständen physische Objekte auf eine andere Weise wahr. Normalerweise stülpt der Geist unserer Wahrnehmung von visuellen Gegenständen unwillkürlich das Gefühl von Festigkeit über, obwohl die Augen gar nicht dazu geschaffen sind, solche dem Bereich des Tastsinns zugehörige Merkmale auszumachen. Wenn der in Vorstellungen und Begriffen denkende Geist zur Ruhe kommt, werden Sie klarer verstehen, was der Buddha mit seiner Aussage »Im Gesehenen ist nur das Gesehene« meinte. Visuelle Objekte werden schlicht und einfach nur als visuelle Objekte gesehen, ohne dass sie von vergangenen Wahrnehmungen und Erfahrungen von Solidität überlagert sind. Gegenstände der Sinneswahrnehmung erscheinen transparent, als bloße Erscheinungen im Gewahrseinsfeld des Geistes, statt als solide Gegenstände, die sich »da draußen« befinden. Sogar der eigene Körper scheint »leer« von materieller Substanz. Weil das Gefühl von verdinglichter Dualität schwindet, erscheint dem Geist nichts weiter als eine vernetzte Matrix sensorischer Phänomene, deren Eigenschaften und Merkmale aber nicht mehr etwas absolut Objektivem zugehörig zu sein scheinen.
    Eine weitere bemerkenswerte Erfahrung im Zusammenhang mit dieser Praxis kann die innere Gewissheit sein, dass nichts dem Geist Schaden zufügen kann, gleich ob die Gedanken aufgehört haben oder nicht. Das impliziert, dass Ihr Gewahrsein frei von Assoziationen und begrifflichen Konstrukten bleibt, auch wenn Gedanken auftauchen. Wie ist das möglich? Wenn Gedanken erscheinen, greifen wir normalerweise und oft nur halb bewusst nach ihnen, und unsere Aufmerksamkeit ist auf die gedanklichen
     
    Bezüge gerichtet. Wenn zum Beispiel in Ihnen ein geistiges Bild von Ihrer Mutter auftaucht, fangen Sie an, über Ihre Mutter nachzudenken. Oder wenn Erinnerungen in Ihnen aufsteigen, wie Sie einmal jemand lächerlich gemacht hat, kehrt Ihr Geist aus Gewohnheit zu diesem Vorfall zurück, erweckt wieder die Emotionen von damals und verstärkt sie somit. Aber bei dieser Praxisübung beobachten Sie ganz einfach nur die in Ihnen aufsteigenden Gedanken oder geistigen Bilder, unabgelenkt und ohne nach ihnen zu greifen. Ihr Gewahrsein nimmt sie als in der Gegenwart auftretende mentale Ereignisse zur Kenntnis, ohne sich ihren Bezügen zuzuwenden und ohne von ihnen angezogen oder abgestoßen zu werden. Sie lassen sie einfach so, wie sie sind. Auf diese Weise können Sie ein nicht-haftendes Gewahrsein bewahren, das frei von assoziierten Vorstellungen ist und Gedankenketten vermeidet.
    »Stock und Stein zerbrechen das Gebein«, wie man sagt, aber im Geist auftretende Erscheinungen können uns keinen Schaden zufügen, wenn wir nicht nach ihnen greifen, uns mit ihnen identifizieren und sie so mit Energie und Macht aufladen. Wenn Sie den Geist in seinem natürlichen Zustand ruhen lassen - ein Zustand, der sich zutiefst von seinem gewohnheitsmäßigen dualistischen Zustand der Abgelenktheit und des Greifens unterscheidet werden Sie feststellen, dass er sich selbst heilt und seine inneren Ressourcen der Wohlbefindlichkeit enthüllt. Gyatrul Rinpoche sagte mir: »Wenn dein Geist in seinem natürlichen Zustand ruht, könnten dir selbst tausend Dämonen, die sich erheben, um dich anzugreifen, keinen Schaden zufügen. Und auch wenn dir tausend Buddhas in einer Vision erscheinen würden, würdest du ihren Segen nicht brauchen.« Wenn der Geist frei ist von Greifen, bietet er kein Angriffsziel; er kann ebenso wenig beschädigt werden wie der Himmel durch einen Raketenangriff. Und wenn Ihr Geist in seinem natürlichen Zustand zur Ruhe gekommen ist, werden Sie für
    sich selbst seine ureigensten Qualitäten von Glückseligkeit, lichtvoller Klarheit und stiller Unbewegtheit entdecken, die schon immer vorhanden waren.
    Was immer an mentaler Bildersprache auftritt - sei es sanft oder gewalttätig, fein oder grob, von langer oder kurzer Dauer, stark oder schwach, gut oder schlecht -, beobachte seine Natur und vermeide jegliche Art von obsessiver Beurteilung, die besagt, dass es sich hierbei um das eine oder andere handelt.
    Bei der Praxis der Achtsamkeit auf die Atmung sind Sie vor die Herausforderung gestellt, die mit der

Weitere Kostenlose Bücher