Die Achtsamkeits-Revolution
ein Omen oder Zeichen für mich sein.« Das zwanghafte Spekulieren über die Bedeutung des Vogelgezwitschers und allem anderen, was man hört, sieht und fühlt.
Das Empfinden, dass äußere Laute und Stimmen von Menschen, Hunden, Vögeln und so weiter das Herz durchbohren wie ein Dorn.
Unerträglicher Zorn aufgrund des paranoiden Gedankens, dass alle über dich reden und dich niedermachen.
Negative Reaktionen, wenn du andere lachen und herumalbern siehst; denken, dass sie sich über dich lustig machen und verbal zurückschlagen.
Sich zwanghaft nach dem Glück anderer sehnen, wenn du sie beobachtest, weil du selber so sehr leidest.
Entsetzen und Furcht vor Waffen und sogar auch vor deinen eigenen Freunden, weil dein Bewusstsein von einem ständigen Strom der Ängste und Besorgnisse erfüllt ist.
Alles, was dich umgibt, führt zu allen möglichen Hoffnungen und Ängsten.
Beim abendlichen Zubettgehen Erwartungen und Sorgen vorwegnehmen, die am nächsten Tag kommen werden.
Unkontrollierbare Angst, Wut, obsessive Anhaftung und Hass, wenn Bilder aufkommen, man die Gesichter anderer sieht, Formen, Gedanken und Gespräche wahrnimmt sowie auch Dämonen und so weiter, die einen am Einschlafen hindern.
Weinen aus Verehrung und Hingabe an die eigenen Gurus, aus Glauben und Hingabe an die Objekte religiöser Frömmigkeit, aus dem Gefühl der Entsagung und des Desillusioniertseins vom Daseinskreislauf und aus tiefempfundenem Mitgefühl für die fühlenden Wesen.
Harte Erfahrungen gefolgt vom Verschwinden all deines Leidens und das Durchdrungensein des Geistes von strahlender Klarheit und Ekstase wie von reinem ursprünglichem Raum.
Die Wahrnehmung, dass Götter oder Dämonen ganz real deinen Kopf, deine Gliedmaßen und lebenswichtigen Organe davontragen und nur noch eine Dunstspur hinterlassen; oder nur das Gefühl, dass dies geschieht, oder es träumen.
Das Gefühl von Ekstase, als ob ein gewitterverhangener Himmel wolkenfrei geworden wäre.
Während wohl viele von uns auf manche dieser unangenehmen
Erfahrungen mit der Einstellung der Praxis oder dem Ersuchen
um medizinische Hilfe reagieren würden, bezeichnet Düdjom
Lingpa sie allesamt als »Zeichen des Fortschritts«. Es bedeutet tat-
sächlich einen Fortschritt, wenn wir erkennen, wie durcheinander und unruhig unser Geist ist. Aber je tiefer Sie in den inneren Dschungel des Geistes vordringen, umso mehr werden Sie auf alle möglichen unerwarteten und zuweilen zutiefst verstörenden Erinnerungen und Impulse stoßen, die sich sowohl psychisch wie physisch bemerkbar machen. Manchmal können sie so besorgniserregend werden, dass vielleicht eine psychologische Beratung oder medizinische Behandlung nötig wird. Düdjom Lingpa rät, beim stetigen Kurs der Praxis zu bleiben und weiter zu beobachten, was aufsteigt, ohne sich ablenken zu lassen oder danach zu greifen. Das ist reichlich viel verlangt, aber es ist der Weg nach vorn. Es gibt keinen anderen Weg, die Tiefen des Bewusstseins zu erforschen, als den über die Psyche mit all ihren Neurosen und Unausgewogenheiten. Es sollte uns ein gewisser Trost sein, dass keine dieser entnervenden Erfahrungen durch die meditative Praxis neu in den Geist gelangt. Was immer aufsteigt, war schon da; es war nur von der Unruhe und Dumpfheit des Geistes überdeckt.
Düdjom Lingpa betont zwar, wie überaus unvorhersagbar diese meditativen Erfahrungen sind, kommentiert aber auch ein paar allgemeine Tendenzen, welche sich bei den einzelnen Personen entsprechend ihrer jeweiligen, auf die fünf Elemente bezogenen psychophysischen Konstitution finden lassen. 58
Bei einem Menschen mit einer vom Feuerelement dominierten Konstitution herrscht ein Gefühl von Freude vor; bei einem mit einer vom Erdelement dominierten Konstitution ein Gefühl von dumpfer Trägheit; bei einem mit einer vom Wasserelement dominierten Konstitution ein Gefühl von Klarheit; bei einem mit einer vom Luftelement dominierten Konstitution herbe Empfindungen; und bei einem mit einer vom Raumelement dominierten Konstitution eine Gefühl von Leere.
Aus tibetisch buddhistischer Sicht, die eng mit der traditionellen
tibetischen Medizin verbunden ist, setzt sich der menschliche Kör-
per, wie auch die physische Umwelt, aus fünf Elementen zusam-
men. Bei den meisten Menschen dominieren eines oder auch meh-
rere Elemente, und das wirkt sich auf ihre physische Konstitution,
ihr Verhalten und ihre mentalen Eigenschaften aus. Hier folgt nun
eine kurze Zusammenfassung dieser
Weitere Kostenlose Bücher