Die Achtsamkeits-Revolution
wird möglicherweise ein Medium aufgesucht. Ist aber der Grund für das Auftauchen der Dämonen der, dass man den neurotischen Geist keinem Hausputz unterzieht, werden alle äußerlichen Bemühungen, sie loszuwerden, nichts helfen. Wir müssen die Probleme durcharbeiten. Wie machen wir das? Lass es aufkommen, lass es vorübergehen. Lass die Dämonen des Geistes sich selbst enthüllen, und statt dich an sie zu klammern oder mit ihnen zu kämpfen und zu ringen, lass sie von allein wieder im lichten Raum des Gewahrseins verschwinden. Das ist die Praxis, die dem Geist erlaubt, sich selbst zu heilen.
Düdjom Lingpa stellt in The Vajra Essence die Behauptung auf, dass alle solche Wesen nur in Form von Erscheinungen existieren, die sich dem Geist zeigen, dass sie ansonsten keine Existenz besitzen. Eine Auffassung, die heutzutage viele Psychologen mit ihm teilen. Dabei muss man aber auch wissen, dass er ebenfalls klarstellt, dass auch das Ich nicht realer ist als diese anderen im Geist auftretenden Erscheinungen. Beide sind »leer« von eigenständiger, objektiver Existenz, und wir, nicht irgendwelche übernatürlichen Wesen, sind verantwortlich für das, was da über uns kommt. In vielen buddhistischen Meditationshandbüchern finden sich Berichte darüber, was man normalerweise bei einer korrekt durchgeführten meditativen Praxis zu erwarten hat. Das hat seinen Wert, gibt aber keinen klaren Aufschluss über die vielen Herausforderungen, die sich infolge einer richtigen Praxis ergeben. Die meisten Handbücher sagen uns, was passieren sollte , nicht aber, was dann oft tatsächlich passiert, selbst wenn die Praxis korrekt und beständig durchgeführt wird.
Im Gegensatz dazu erhalten wir in The Vajra Essence zu Beginn der Darlegung des gesamten Pfades zur Erleuchtung einen Bericht darüber, was an vielfältigen meditativen Erfahrungen (tibet. ny- am) auf dem Shamatha-Pfad auftreten kann. Die von Düdjom Lingpa als Vorbereitung auf das Dzogchen hervorgehobene spezifische Shamatha-Praxis ist die des Den-Geist-in-seinem-natürli- chen-Zustand-zur-Ruhe-Bringens. Er nennt sie: »Den Geist und seine Erscheinungen zum Meditationsobjekt nehmen.«
In The Vajra Essence betont er vor allem, dass sich die spezifischen Erfahrungen von Person zu Person unterscheiden. Jeder Geist ist so unvorstellbar komplex, dass man keinesfalls zuverlässig vorhersagen kann, welche Art von Erfahrungen eine Person machen wird. Hier folgt nun eine Liste von nur einigen in diesem Text aufgeführten meditativen Erfahrungen, die sich bei diesem Training ergeben können, vor allem wenn man sich ihm in der Abgeschiedenheit monatelang täglich viele Stunden widmet. 57
Der Eindruck, dass all deine Gedanken in Körper und Geist verheerenden Schaden anrichten, wie Felsbrocken, die einen steilen Bergabhang hinabrollen und auf ihrer Bahn alles zermalmen und zerstören.
Ein stechender Schmerz im Herzen als Folge all deiner Gedanken, als ob es mit einer Schwertspitze durchbohrt worden wäre.
Das ekstatische glückselige Gefühl, dass mentale Stille und Un- bewegtheit angenehm ist; Bewegung hingegen ist schmerzhaft.
Die Wahrnehmung aller Phänomene als farbig strahlende Partikel.
Unerträglicher Schmerz im ganzen Körper von den Haarspitzen bis zu den Rändern der Fußnägel.
Das Gefühl, dass aufgrund einer Vielfalt von körperlichen Störungen, von denen man befallen ist, selbst das Essen und Trinken schädlich sind.
Ein unerklärliches Gefühl von Paranoia, wenn es darum geht, andere Menschen zu treffen, sie zu Hause zu besuchen oder sich an öffentlichen Plätzen aufzuhalten.
Zwanghafte Hoffnungen und Erwartungen, die man in medizinische Behandlungen, Wahrsagerei und Astrologie setzt.
Ein so unerträgliches Leid, dass man glaubt, das Herz würde einem zerspringen.
Schlaflosigkeit in der Nacht oder unruhiger Schlaf wie bei jemandem, der schwer krank ist.
Kummer, Schmerz und Desorientierung beim Aufwachen.
Die Uberzeugung, dass es da noch eine entscheidende Erkenntnis oder ein Wissen gibt, das man unbedingt haben muss, und das Sehnen danach so, wie ein durstiger Mensch sich nach Wasser sehnt.
Das reihenweise Auftauchen von allen möglichen Leid verursachenden Gedanken und der Zwang, sie verfolgen zu müssen, so schmerzhaft dies auch sein mag.
Verschiedene Behinderungen beim Sprechen und Atembeschwerden.
Die Uberzeugung, dass jeder Laut, den man im Außen vernimmt, und jede Form, die man sieht, eine ganz besondere Bedeutung hat, und der Gedanke: »Das muss
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