Die Achtsamkeits-Revolution
die Gelegenheit, sich nicht von ihr mitreißen zu lassen, indem Sie sich mit ihr identifizieren. Stattdessen können Sie sich der lichtvollen Klarheit zuwenden, die sich als Wut und Zorn manifestiert, und anfangen, die tiefere Natur des Bewusstseins zu ergründen.
Sogar auch in der Verblendung findet sich ein Aspekt des Speicherbewusstseins: Nichtkonzeptualität. Wenn Sie Verblendung wahrnehmen, dann wenden Sie sich ihrer tieferen, nicht Leid verursachenden Natur der Nichtkonzeptualität zu. Wenn wir uns mit erkennendem Gewahrsein höchst achtsam dem Geist zuwenden, nehmen wir allmählich die drei Qualitäten des Speicherbewusstseins wahr - Glückseligkeit, lichtvolle Klarheit und Nichtkonzeptualität während sie sich als Wut, Begehren und Verblendung manifestieren. Lassen wir uns von diesen mentalen Prozessen mitreißen oder identifizieren wir uns mit ihnen, zerstören sie das geistige Gleichgewicht und führen zu Schaden und Leid verursachendem Verhalten. Doch wenn wir uns ihnen ohne Ablenkung und ohne Greifen zuwenden, werden sie zu Portalen, die uns den Zugang zu den Grundmerkmalen des Speicherbewussteins gewähren.
ZWISCHENSPIEL · LUZIDES TRÄUMEN -
PRAXIS BEI NACHT
W
enn Sie nun weiterhin den Tag hindurch die Stabilität
und wache Klarheit Ihrer Achtsamkeit fortentwickeln,
wollen Sie diese Qualitäten vielleicht auch auf die Erhellung Ihrer
nächtlichen Erfahrungen verwenden. Schließlich verbringen die
meisten von uns ein Drittel ihres Lebens mit Schlafen. Mit Ihrer
nunmehr erlangten verfeinerten Achtsamkeit sind Sie gut darauf
vorbereitet, den Teil Ihres Lebens, den Sie mit Schlafen zubringen,
in Ihre meditative Praxis einzubeziehen. Wenn Sie sich in nächt-
liche Praxisübungen für das luzide Träumen vorwagen, können
Sie allmählich erkunden, welche Ähnlichkeiten und Unterschiede
zwischen den Wach- und den Schlafzuständen des Bewusstseins
bestehen. Stephen LaBerge, ein bekannter Forscher auf diesem
Gebiet, sagt dazu, dass man das Träumen als Sonderfall der Wahr-
nehmung betrachten kann, die nicht den Zwängen und Beschrän-
kungen eines von außen kommenden sensorischen Inputs unter-
worfen ist. Und dass umgekehrt die Wahrnehmung als Sonderfall
des Träumens angesehen werden kann, das durch sensorischen In-
put eine Einschränkung erfährt. 72 Der einzige wesentliche Unter-
schied zwischen den Erfahrungen im Wachzustand und jenen im
Traum ist der, dass sie im ersteren Fall mit dem sensorischen Input
zustande kommen und ihm letzteren ohne ihn. Unter dem Aspekt
der Hirnaktivität betrachtet, kommt das Träumen, dass man etwas wahrnimmt oder tut, dem Wahrnehmen oder Tun von etwas im Wachzustand sehr gleich. Deshalb halten wir unsere Träume auch fälschlicherweise regelmäßig für die Realität. 73
Um luzide träumen zu lernen, bedarf es dreier wesendicher Voraussetzungen: ausreichende Motivation, korrektes Ausüben effektiver Methoden und ein hervorragendes Gedächtnis für Träume. Die ausreichende Motivation können wir entwickeln, indem wir über den potenziellen Nutzen nachdenken, den eine solche Praxis für das Ergründen der Natur des Bewusstseins hat. Und das hervorragende Gedächtnis für Träume lässt sich dadurch trainieren, dass wir sehr genau auf unsere Träume achten und sie in einem Journal festhalten. Stephen LaBerge gibt in seinem Buch Hellwach im Traum detaillierte praktische Anweisungen für diese Praxis, die ich hier kurz zusammenfassen möchte.
Eine der Techniken baut direkt auf die Übungen bei Tage auf, die im vorhergehenden Zwischenspiel besprochen wurden. Man nennt sie Mnemonische Induktion luzider Träume ( Mnemonic In- duction of Lucid Dreams - MILD). Bei dieser Übung nehmen Sie sich beim nächtlichen Zubettgehen vor, während der Nacht aufzuwachen und sich an Ihre Träume zu erinnern. Sobald Sie aus einem Traum erwachen, versuchen Sie, sich an so viele Einzelheiten wie möglich zu erinnern, und wenn Sie dann wieder am Einschlafen sind, konzentrieren Sie sich auf den Vorsatz: »Wenn ich das nächste Mal träume, werde ich den Traum als Traum erkennen.« Und stellen Sie sich kurz, bevor Sie wieder in Schlaf versunken sind, vor, dass Sie sich wieder in dem Traum befinden, aus dem Sie eben erwacht sind.
Vom Traumzustand aus induzierte luzide Träume ( Dream- Initiated Lucid Dreams - DILD) ereignen sich dann, wenn Ihnen inmitten eines Traumes irgendwie klar wird, dass Sie träumen. Diese Erkenntnis mag Ihnen kommen, weil Sie ein starkes oder
schwaches
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