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Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Titel: Die Adler von Lübeck: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Klugmann
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Rosländer gedacht sei. Aber Anna war nicht zu beruhigen.
    »Bisher war es das Schiff!«, rief sie. »So unangenehm der Streit war, er war klar und eindeutig. Ich wusste, wer gegen mich war und wer für mich, weil ich wusste, wer das Schiff ablehnte und wer es begrüßte. Aber die Schuldscheine! Da kommt eine neue Farbe ins Spiel, und ich kenne die Namen nicht.«
    Er erinnerte daran, dass noch vieles unklar sei. Man solle abwarten, vielleicht würde nichts passieren, dann habe man sich umsonst verrückt gemacht.
    Anna blieb vor ihm stehen und sagte: »Sie wollten nicht den Schmuck und nicht das Geld. Sie wollten etwas, das viel wertvoller ist. Ihren guten Ruf! Sie haben Schuldscheine gesucht. Sie fürchten sich davor, dass bekannt wird, wer alles in Rosländers Schuld steht. Das ertragen sie nicht. Gestern noch ein ehrbarer Bürger, der aus nachvollziehbaren Gründen ein Schiffbauprojekt ablehnt. Heute ein Schuldner, der seinen guten Ruf in der Stadt nur aufrechterhalten konnte, weil er sich Geld lieh. Und von wem? Von dem, den er bei jeder Gelegenheit attackiert hat. Jeder, der bei Rosländer in der Schuld steht, wird ihn jetzt noch mehr hassen. Nein, unterbrich mich nicht. Es muss doch so sein: Die Einbrecher sind geschickt worden! Von einem oder von mehreren, die die Schuldscheine aus der Welt haben wollen. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder haben sie die Schuldscheine gefunden, was ich für die bessere Lösung halte. Dann wird künftig Ruhe herrschen. Oder sie hatten keinen Erfolg, dann werden sie weitersuchen. Das heißt: Sie werden wiederkommen, und beim nächsten Mal werden sie wütender sein und mit mehr Wut suchen. Ich habe Angst um das Haus.«
    Er wusste von den acht Schuldscheinen, die sie gefunden hatte, und erkundigte sich vorsichtig, ob sich das Rätsel um die Namen der Geldgeber geklärt habe. Es gab keine neue Entwicklung. Mit einer Stimme, die nebensächlich klingen sollte, erwähnte er, dass er in den letzten Tagen mehr als einen Kaufmann gesprochen habe, Händler, Reeder, Menschen, die von Berufs wegen mit Geld hantierten. Er habe schon zuversichtlichere Gesichter gesehen.
    Anna fragte: »Was willst du damit sagen? Wissen schon wieder alle Bescheid? Natürlich wissen sie Bescheid. Ich sollte nach London ziehen. Wie man hört, haben Geheimnisse dort die Chance, geheim zu bleiben.«
    Er lachte: »Ich habe andere Sachen gehört. Die Engländer sind keinen Deut weniger neugierig als die Lübecker.«
    »Aber es sind mehr, die Neugier verteilt sich besser.«
    »Das gleichen sie durch erhöhte Neugier aus.«
    »Man sollte systematisch vorgehen«, schlug er vor. »Ein Möbelstück nach dem anderen, alles leermachen , alle beweglichen Teile entfernen, an doppelte Böden und verschiebbare Rückwände denken. Alles, was massiv aussieht, könnte hohl sein. So wie ich Rosländer erlebt habe, würde ich nicht ausschließen, dass er den Fußboden als Versteck genutzt hat. Oder die Wand, die Decke, das Haus steckt voller Verstecke. Deshalb muss jedes Stück, das durchsucht wurde, an einen anderen Platz wandern. Man muss von Norden nach Süden suchen.«
    »Was meinst du, was ich den Tag über mache? Jedenfalls seit dem Einbruch?«
    Sie hielt den blauen Daumen der linken Hand in die Höhe. Er trat vor sie, streichelte ihre Wangen und hauchte einen Kuss auf den blauen Daumen.
    »Wie zart du sein kannst«, murmelte Anna erstaunt und betrachtete den Daumen.
    »Holz ist ein empfindlicher Stoff«, sagte er lachend. »Wäre ich unempfindlich, wäre ich Bankier geworden. Oder Schlachter.«
    Sie blickten sich an. Es war still im Haus. Das einzige Geräusch kam von den Kerzen. Die am Fenster knisterten, und bogen sich in der Zugluft. Ihre Hände hielten sich umfasst, etwas lag in der Luft und kein Anzeichen, dass einer von ihnen nicht bereit wäre, ihm nachzugeben.
    Vor dem Haus fuhr eine Kutsche. Es war die tausendste oder zweitausendste, keine war so laut gewesen wie diese. Schreie waren zu hören, von einem Mann oder Männern und von einer Frau, einer einzigen. Jemand hämmerte gegen die Haustür, im Wohnraum war das nur zu hören, wenn Gewalt angewendet wurde. Die Tür wurde geöffnet, Stimmen wurden laut. Als die Tür vom Flur aufgerissen wurde, standen Anna und Ivanauskas so weit auseinander, wie es notwendig war.
    Die Haushälterin, zornig und mit glühenden Eulen-Augen, wollte, bevor sie den Besuch ankündigte, sich über dessen Benehmen beschweren, da flog die Prinzessin schon an ihr vorbei. Ob sie

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