Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Titel: Die Adler von Lübeck: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Klugmann
Vom Netzwerk:
Kluft des Kontors irrte herum, bis ihn einer anhielt und dann zu Elsa weiterschickte. Sie sagte: »Ob ich Fiddi Topp kenne? Ich kenne seine Mutter, wie sollte ich da Fiddi nicht kennen?«
    Die Kontorseele war leicht zu täuschen, und während sie redete und redete, reimte sich Elsa zusammen, was er wollen könnte und behauptete, es ihm besorgen zu können. Geld wanderte von einem zur anderen, und als es Feierabend wurde und die Männer die Werft verließen, wurde Fiddi ganz aufgeregt, als die schöne Frau ihm im Vertrauen mitteilte, dass sie ein Gasthaus kennen würde, in dem heute Abend das Fass ausgetrunken werden würde, das gestern so unglücklich beim Entladen auf die Seite gerollt war.
    »Warum sagt Ihr mir das?«, fragte Fiddi erstaunt.
    »Weil ich einen Kavalier suche. Ich bin eine anständige Frau. Allein würde ich mich nicht in so eine Spelunke trauen. Willst du mein Kavalier sein?«
    »Das will ich von Herzen gern«, stammelte Fiddi verzaubert.
    Was er sonst noch wollte, gestand er ihr nach dem vierten Becher. Da sah er die schöne Frau längst doppelt, und die verstand es, ihn zum Reden zu bringen, sodass Fiddi glaubte, er würde alles freiwillig sagen. Die schöne Frau gestand ihm, einsam zu sein und treulose Männer zu hassen. Fiddi schwor Stein und Bein, dass er anders wäre, und bewies es ihr in dem Zimmer, das einer seiner Kollegen bewohnte. Fiddi war so aufgeregt, dass er nicht merkte, wie gut sich die schöne Frau mit Männern auskannte, obwohl sie behauptete, eine Klosterschule besucht zu haben. Auch beim zweiten Mal war er aufgeregt, und nach dem dritten Mal schlief er ein. Als er spät in der Nacht erwachte, war sein erster Gedanke: Jetzt bist du verheiratet.

14
    Sie hieß Rosalia, damit fing das schon an. Sie mochte diesen Namen nicht und behielt ihn nur, weil er ihr von Gott gegeben worden war. Ihre Mutter besaß eine Leidenschaft für das Theater, und weil ihr das Lübecker Theater zu steif und vornehm war, erfuhr sie als Erste, wenn auf dem Marktplatz eine reisende Truppe aufbaute. Dann stand sie am Rand und schaute zu und fieberte der Vorstellung entgegen. Bevor sie ihn zum ersten Mal erblickte, spürte sie, dass er sie beobachtete. Sie drehte sich um, er schlug einen Salto und noch einen und noch einen. Sie rief, er solle aufhören, weil sie mit ihm reden müsse, aber er rief zurück, dass tagsüber tausend mal ein Salto auf dem Programm stünde, weil er sonst abends keine schöne Frau ausführen dürfe.
    Er war ein Spanier und hieß Clemente. Sie führte ihn an die Orte, die ein Mädchen aufsuchen durfte, ohne sich zu schämen. Er führte sie an die anderen Orte. Zum Schluss flog er mit ihr durch die Wolken auf den Mond zu, und als sie sagte: »Um Gottes willen, was haben wir getan?«, behauptete er: »Das machen Artisten in jeder Stadt.«
    Er hatte sie herumgeschwenkt und den Nachtwächter wütend gemacht. Sie musste schrecklich lachen und würde das nie vergessen: Dieser Mann brachte sie zum Lachen und er machte sie zur Mutter. Während das geschah, war er schrecklich ernst.
    Als Magd musste Rosalia mit ihrem Namen leben, denn ständig rief jemand nach ihr. Nur die Herrin war anders, sie bediente die Glocke. Die Herrin war eine spröde Frau, die wenig redete. Sie war oft in Eile und täglich stritt sie mit ihrem Mann. Erst nach Monaten begriff Rosalia, dass dies ihre Art war, sich zu unterhalten.
    Die Herrin fragte sie nach ihrer Herkunft aus und berichtete von ihrer eigenen. Erst war die Magd Rosalia nur die Magd. Dann wuchs sie aus ihrer Rolle heraus und in eine andere hinein. Sie erledigte Besorgungen für die Herrin, niemand achtete darauf, wie lange sie bis zur Rückkehr brauchte. Rosalia nutzte ihre Freiheit nicht aus, sondern zeigte stolz ihre Bereitschaft, noch mehr Verantwortung zu übernehmen.
    Bevor sie in dieses Haus gekommen war, hatte sie sich nicht für Schiffe interessiert. Aber sie wusste, dass Spanien eine große Seefahrernation war, deshalb musste nur jemand kommen und sie mitnehmen. Der erste Besuch auf der Werft an der Seite der Herrin war ein Schock: so viel Neues auf einmal, fremde Arbeiter, fremde Werkzeuge, ein Kran, das Dock.
    Sie riss sich nicht darum, die Werft ein zweites Mal zu sehen. Aber die Werft kam zu ihr, denn auf dem Tisch der Herrin lagen Pläne, und der Mann, der die Pläne zeichnete, arbeitete im selben Haus, wenn er auch ein anderes Treppenhaus benutzte. Rosalia brachte Tee, als der Zeichner mit der Herrin sprach. Rosalia schwieg und machte

Weitere Kostenlose Bücher