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Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Titel: Die Adler von Lübeck: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Klugmann
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schlimmer.«
    Die Männer tranken sich auf einen Rausch zu. Längst hatte Pfeiffer vergessen, dass Deichmann nur indirekt zugegeben hatte, die verbotenen Mittel anzubieten. Ein Beweis lag nicht auf dem Tisch, dort lagen Safran, Zucker und Alraunen. Pfeiffer verbot sich, heimlich auszurechnen, welchen Wert das alles darstellte. Lieber sprach er dem Alkohol zu und verriet Deichmann leutselig, welche Häuser er aufgesucht und mit wem er dort gesprochen hatte. Deichmann erkannte, dass der Apotheker noch keine Sekunde an die Möglichkeit gedacht hatte, ein Opfer von Erpressung zu werden. Als er die Möglichkeit zart andeutete, geriet Pfeiffer in heftige Unruhe. Deichmann beruhigte den habgierigen Geschäftsmann und versprach, Pfeiffers Gesprächspartner auf andere Gedanken zu bringen.
    Später führte Deichmann den Apotheker in dessen Wohnung, wo er ihn zu treuen Händen an die erzürnte Gemahlin weiterreichte.

     
    H

     
    Als Pfeiffer am nächsten Morgen verkatert und halb blind die Apotheke betreten wollte, wartete vor der Tür ein junger Mann, ein halbes Kind. Er hieß Gotthart Hinsel und war angeblich der neue Lehrling, der lange eine Lehrstelle gesucht habe und hocherfreut sei, dass Pfeiffer sich gestern gegenüber dem Gastwirt Deichmann bereit erklärt hatte, ihn auszubilden. Pfeiffer erinnerte sich an nichts. Er war zu schwach, um sich auf Debatten einzulassen und nahm den Lehrling auf.

     
    H
    Am Nachmittag stürmte ein Mädchen in die Fluchbüchse, kaum dass geöffnet worden war. Sie fragte sich nach Joseph Deichmann durch und sprang dem überraschten Mann um den Hals, wo sie ihn vor den Augen seiner Frau und seiner ältesten Tochter herzte und küsste. Rot vor Aufregung und Freude ließ sie von Deichmann ab und sagte zu den Frauen: »Er hat gesagt, es wird klappen. Ich habe das nicht geglaubt. Aber es hat geklappt. Jetzt ist mein Liebster Lehrling bei meinem Vater.« Sie deutete auf Deichmann und sagte: »Passt gut auf diesen Mann auf. Er ist ein Heiliger!«
    Lachend sprang sie aus der Gaststube. Joseph Deichmann schnappte sich den Besen und begann, auszufegen, wobei er leise pfiff, was er sonst nie tat.

22
    Morgens kam das Fuhrwerk nicht . Querner erfuhr davon erst nach der Mittagspause. Eine halbe Stunde später stand er vor dem Tor des Zimmermannbetriebs. Tore, Türen und Fenster waren verschlossen. Querner fragte herum und erfuhr, dass der Meister morgens seine Angestellten am Tor abgepasst und nach Hause geschickt hatte. Eine Stunde später sei er mit Frau und drei Kindern davongegangen. Einem Nachbarn habe er zugerufen, man müsse wegen eines unerwarteten Todesfalls den Betrieb einige Zeit schließen.
    Zwei Tage später ereignete sich der gleiche Vorfall mit dem zweiten Betrieb, der die Werft mit Eichenholz für die Beplankung versorgte. Erneut wurden alle Angestellten nach Hause geschickt, erneut machte sich der Meister unsichtbar. Aber diesmal traf Querner die Ehefrau an, sie hatte zwei kleine Kinder, von denen eins noch die Brust bekam. Die Frau war schlecht gelaunt und wollte nicht mit Querner reden. Als der um Auskunft bat, drohte sie damit, ihn von Nachbarn verprügeln zu lassen. »Ihr habt mein Haus und meinen Grund widerrechtlich betreten.«
    Der sonst so besonnene Querner bekam einen Wutanfall, eine Nachbarin mischte sich ein, eine Schüssel fiel zu Boden und zersprang. Die Nachbarin klaubte die Einzelteile auf und lief ins Rathaus, wo sie eine neue Schüssel forderte und Querner wegen versuchten Mordes anzeigte. Es kam zu einem Durcheinander, niemand hielt sich an die zuständigen Dienstwege. Aber abends standen vier vom Gericht geschickte Männer vor der Werft und wollten den Querner festnehmen. Anna Rosländer trat dazwischen, die Männer zogen sich zurück.
    Seit diesem Tag schlief Querner auf der Werft und verließ sie nur, wenn es unumgänglich war. Jeden Tag erwartete er im Hafen die Ankunft des Holzschiffs aus dem Baltikum. Nur von dort waren die großen Mengen für das große Schiff zu beziehen. Querner wollte den Bau komplett mit Eichen aus dem Osten bewerkstelligen, es war Anna Rosländer gewesen, die darauf bestanden hatte, auch Betriebe aus der Region zu beteiligen.
    Querner brauchte vier Tage, um eine neue Bezugsquelle für Eichenholz ausfindig zu machen. So lange gab es auf der Werft Arbeit, dann würde das vorhandene Holz verbaut sein.
    Einen Tag später lieferte der neue Betrieb Holz in großen Mengen an. Die Erleichterung war groß, nur deshalb dauerte es einige Zeit, bis man

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