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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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den Nazis. Das Geschäft blüht, seit Hitler an die Macht gekommen ist. Die Nazis können gar nicht genug kriegen von unserem Kalkstein. Es hat den Anschein, als würde jetzt jedes öffentliche Gebäude aus Jura-Kalkstein gebaut. Paul Troost, Hitlers persönlicher Architekt, war vor seinem Tod in Würzburg, um sich in unserem Steinbruch das Material für das neue Kanzleigebäude anzusehen.»
    «Was ist mit dem Olympiastadion?»
    «Diesen Auftrag haben wir nicht erhalten. Nicht, dass es noch eine Rolle spielen würde. Ich verkaufe das Geschäft, verstehen Sie? Meine Söhne interessieren sich nicht dafür. Sie studieren Jura und wollen Anwälte werden. Ich kann das Geschäft nicht alleine fuhren. Ich habe ein sehr gutes Angebot von einer anderen Firma hier aus Würzburg, und ich denke, ich werde das Geld nehmen. Es macht mich zu einer von diesen reichen Witwen.»
    «Aber Sie haben ein Angebot abgegeben für das Olympiastadion?»
    «Selbstverständlich. Das war der Grund, aus dem Heinrich in Berlin war. Er war sogar mehrere Male dort, um mit Werner March, dem Architekten des Stadions, über unseren Tender zu sprechen, und mit einigen anderen Leuten vom Reichsministerium des Innern. Am Tag vor seinem Tod hat Heinrich aus dem Adlon angerufen und gesagt, wir hätten den Auftrag nicht erhalten. Er war sehr verärgert darüber und meinte, er würde die Angelegenheit bis zu Werner March tragen, der ganz wild gewesen war auf unseren Stein. Ich erinnere mich noch, wie ich ihm gesagt habe, dass er auf seinen Blutdruck achten soll. Er bekam immer ein ganz rotes Gesicht, wenn er sich wegen etwas aufgeregt hat.»
    «Fällt Ihnen ein Grund ein, wie Max Reles mit dem Angebot Ihrer Firma zu tun haben könnte?» «Ist er jemand vom Ministerium?»
    «Ganz und gar nicht. Er ist ein amerikanisch-deutscher Geschäftsmann.»
    Sie schüttelte den Kopf.
    Ich zog den Brief hervor, den ich in dem chinesischen Kästchen gefunden hatte, und entfaltete ihn vor ihr auf dem Esstisch. «Ich hatte den Verdacht, dass Reles sich einen Anteil sichert von den Kontrakten der Lieferanten. Eine Art Finderlohn oder Kommission, wenn Sie so wollen. Aber Ihre Firma hat keinen Kontrakt erhalten, daher bin ich nicht mehr sicher, was für eine Verbindung zwischen Reles und Ihrem Mann bestand. Oder warum Reles die Tatsache nervös macht, dass ich Fragen über Ihren Mann stelle. Nicht, dass ich das bisher getan hätte, verstehen Sie mich nicht falsch. Bis jetzt nicht. Nicht, bevor nicht jemand anderes eine Verbindung zwischen Heinrich Rubusch und Isaac Deutsch hergestellt hatte. In der Annahme, ich hätte die beiden bereits in Verbindung gebracht.» Ich gähnte unwillkürlich. «Was ich nicht hatte. Verzeihung, Sie können ja gar nicht verstehen, was ich da rede. Ich bin müde, schätze ich. Und wahrscheinlich ein wenig betrunken.»
    Angelika Rubusch hörte mir gar nicht zu. Ich konnte es ihr nicht verdenken. Sie wusste nichts von Isaac Deutsch, und es war ihr wohl auch egal. Mein Gestammel schien ihr so plausibel wie die Idee, eine Fußballmannschaft aus Blinden zusammenzustellen. Bernie Gunther, der durch die Dunkelheit stolperte und nach einem Ball trat, der überhaupt nicht da war. Sie schüttelte den Kopf, und ich wollte mich schon wieder bei ihr entschuldigen, als ich sah, dass sie auf ihr eigenes Angebotsschreiben starrte.
    «Das verstehe ich nicht», sagte sie.
    «Dann sind wir schon zu zweit. Ich verstehe bereits seit einer ganzen Weile nichts mehr. Ich bin nur ein ganz normaler Kerl, dem die Dinge einfach passieren, und ich weiß nicht, warum. Ich bin ein schöner Detektiv, wie?»
    «Woher haben Sie das?»
    «Bei Max Reles gefunden. Er scheint seine Finger da drin zu haben. Ich fand dieses Schreiben in einem Kästchen, das ihm gehörte. Einem antiken chinesischen Lackkästchen, das verlorengegangen war. Ich hatte den Eindruck, dass er sehr scharf darauf war, es zurückzuerlangen.»
    «Ich denke, ich verstehe den Grund dafür», sagte Angelika Rubusch. «Das da ist nicht unser Angebot. Es ist unser Papier, aber es sind nicht unsere Zahlen. Dieses Angebot liegt weit über dem Preis, den wir für diese Menge an Steinen veranschlagt hatten. Es ist ungefähr doppelt so teuer. Ich sehe dieses Angebot vor mir und denke, kein Wunder, dass wir den Zuschlag nicht erhalten haben.»
    «Sind Sie sicher?»
    «Und ob ich sicher bin! Ich war Heinrichs Sekretärin. Um ihn davon abzuhalten ... Sie wissen schon. Nun ja, das ist jetzt nicht wichtig. Ich habe all unsere

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