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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Korrespondenz getippt, einschließlich dem ursprünglichen Angebot für das deutsche Olympische Organisationskomitee, und ich sage Ihnen mit Bestimmtheit, dass ich das dort nicht getippt habe. Zum einen gibt es einen Schreibfehler. Würzburg schreibt sich nicht mit
    «Oh?»
    «Kein Würzburger schreibt den Namen der Stadt mit . Und der Buchstabe auf dieser Maschine sitzt ein wenig höher als die übrigen Buchstaben.» Sie legte den Brief vor mich und zeigte mit einem gepflegten Fingernagel auf den beleidigenden Letter. «Sehen Sie?»
    Offen gestanden war meine Sicht bereits seit etlichen Minuten recht verschwommen, doch ich nickte trotzdem.
    Sie hielt das Blatt ins Licht. «Und wissen Sie was? Es ist nicht mal unser Papier. Es sieht im ersten Moment so aus, als wäre es unser Briefkopf, aber das Wasserzeichen ist ein anderes.»
    «Ich verstehe.» Und das tat ich wirklich.
    «Natürlich!», fuhr ich fort. «Max Reles hat die Angebote manipuliert. Ich denke, es funktioniert folgendermaßen: Er gibt ein Angebot ab und sorgt anschließend dafür, dass die Angebote der Konkurrenten viel höher liegen. Oder er verjagt die anderen Anbieter mit allen erforderlichen Mitteln. Das hier ist ein gefälschtes Angebot. Max Reles ist wahrscheinlich beteiligt an der Firma, die den Kontrakt zur Lieferung des Kalksteins erhalten hat. Wahrscheinlich war sein Angebot ebenfalls überzogen, jedoch nicht ganz so stark wie das, das Ihre Firma angeblich unterbreitet hat. Wer hat diesen Kontrakt erhalten, wenn ich fragen darf?»
    «Die Würzburger Jura-Kalkstein», sagte sie finster. «Unser Hauptkonkurrent. Die gleiche Firma, an die ich unseren Steinbruch verkaufen will.»
    «Also schön. Vielleicht hat Reles Ihren Mann irgendwie überredet, ein überhöhtes Angebot zu machen, sodass der Konkurrent den Kontrakt erhält. Falls ja, hat er ihm wahrscheinlich eine Kommission gezahlt. Und vielleicht hat Ihr Mann den Stein an die Würzburger Jura-Kalkstein geliefert. Auf diese Weise hätte er zweimal verdient.»
    «Heinrich mag ein untreuer Ehemann gewesen sein», sagte sie. «Aber in geschäftlichen Dingen war er aufrecht.»
    «In diesem Fall hat Max Reles wahrscheinlich versucht, ihm Daumenschrauben anzulegen - ohne Erfolg, wie es aussieht. Oder er hat einfach das Angebot Ihrer Firma gefälscht. Oder beides. Wie dem auch sei, Ihr Mann fand es heraus, und Max Reles hat ihn aus dem Weg geräumt. Schnell. Diskret und für immer. Jetzt verstehe ich. Am ersten Abend, als ich Ihren Mann kennengelernt habe, war er bei einem Essen, das Max Reles für seine Geschäftsfreunde arrangiert hatte. Es gab Streit, und einer der Geschäftsmänner stürmte wütend nach draußen. Vielleicht, weil er gebeten wurde, ein überzogenes Angebot für irgendetwas anderes abzugeben.»
    «Und was unternehmen wir jetzt?»
    «Morgen früh habe ich eine Verabredung bei der örtlichen Gestapo. Es scheint, als wäre ich nicht der Einzige, der sich für Max Reles interessiert. Vielleicht verrät mir die Gestapo, was sie weiß, wenn ich als Gegenleistung verrate, was ich weiß, und vielleicht finden wir gemeinsam einen Weg, wie wir von dort aus weitermachen. Doch ich fürchte, das alles führt zu einer neuerlichen Autopsie. Der Berliner Pathologe muss etwas übersehen haben, so viel steht fest. Heutzutage geschieht es öfter. Die Standards der Forensik sind längst nicht mehr so hoch, wie sie einmal waren. Nichts ist mehr wie früher.»
     

Kapitel 28
    Die Eingangstür wurde von zwei Männern in schwarzen Uniformen mit schwarzen Stahlhelmen und weißen Handschuhen bewacht. Ich war nicht sicher, welchem Zweck die weißen Handschuhe dienten - sollten sie uns anderen das Gefühl geben, die SS wäre rein im Herzen und unschuldiger Hand? Falls ja, dann war ich nicht überzeugt: Es war dies die Miliz, die Ernst Röhm ermordet hatte und Gott weiß wie viele andere sa-Männer.
    Hinter der schweren Tür aus Holz und Glas lag eine breite, hohe Eingangshalle mit Steinfußboden, die zu einer Marmortreppe führte. Neben dem Empfangsschalter hingen eine Nazi-Fahne und ein lebensgroßes Porträt von Adolf Hitler. Hinter dem Schalter stand ein weiterer Mann in schwarzer Uniform mit dem gleichen abweisenden Gesichtsausdruck, den man heute überall in Deutschland sah. Es war die Fratze der totalitären Bürokratie und des Beamtentums. Beamte scherten sich nicht mehr darum, ob man lebte oder starb. Sie betrachteten einen nicht als Bürger, sondern als ein Objekt, das bearbeitet

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