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Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Titel: Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Archer
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verstehst du? Das kommt mir alles so mittelalterlich vor. Tut mir leid, aber es ist und bleibt unverzeihlich. Halt sie auf! Egal wie, halt sie einfach nur auf!« Gertie knallte den Hörer auf die Gabel.
    »Sieht so aus, als würde Chessie zum Dinner kommen«, meinte Beatrice.

9. Kapitel
    Aber Chessie kam nicht zum Dinner, im Gegenteil: Es verlief ohne größere Zwischenfälle. Das Essen selbst war nicht sonderlich appetitanregend, obwohl es ordentlich angerichtet war. Die Gespräche bei Tisch wurden zurückhaltend geführt und vom ersten bis zum letzten Moment von den Battersby-Eltern beherrscht. Alle am Tisch hatten nur einen Gedanken: es so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
    Ein Vorfall war allerdings erwähnenswert. Gerade wurde das Hauptgericht serviert, da erhob sich draußen auf der Wiese ein Tumult, der in einem Schuss gipfelte – zumindest klang es so. Gideon ließ daraufhin die Salatgabel in sein Weinglas fallen. Gleichzeitig schrie Daphne auf, und Cecil wollte nach dem Rechten sehen. Gertie teilte ihnen mit, sie könnten sich beruhigen und dem glasierten Rehrücken ihre ganze Aufmerksamkeit schenken.
    Wer sich fragt, was während des Dinners in Ralph vorging: Seine höfliche Miene verriet nichts – zumindest glaubte er das. Bei näherem Hinsehen allerdings war doch eine vorsichtige, distanzierte Aufmerksamkeit zu erkennen. Er hatte Angst, sich in den illustren adligen Kreisen, zu denen die Battersbys gehörten, und erst recht gegenüber einer Vertreterin des höchsten Hochadels wie der berühmten Herzogin falsch zu benehmen. Gleichzeitig war er sich nicht sicher, ob er Gertie wirklich mochte, und bei Gideon wusste er nicht einmal, ob er das überhaupt herausfinden wollte.
    Beatrice aber beobachtete Ralph genau. Sie hatte ihm all diese Gedanken vom Gesicht ablesen können – ganz wie ihr Vater. Gideon berichtete seiner Frau später vor dem Zubettgehen alles, was er an Ralphs Gesichtsausdruck bemerkenswert gefunden hatte. Er tat es allerdings mit anderen Worten als ich. Bei ihm klang es eher so: »Nicht gerade einer von uns, was?«
    Und dann Gertie … Sie war so bemüht, sich für Ralph zu begeistern, dass es ihm unangenehm war. Sie war absolut fasziniert von seinen beiden Hauskätzchen in Amerika. Sie war baff , dass er Vorsitzender des Technik-Fördervereins seiner Highschool gewesen war. Und sie fand es einfach bezaubernd , dass er die USA bisher noch nie verlassen hatte und seine bürgerlichen Lehrer-Eltern liebte. (»Das ist einfach bezaubernd von dir, wirklich, Schätzchen!«) Umso irritierter war Ralph, als sie – überglücklich , dass Ralph seine neue Unterkunft gefiel – im nächsten Atemzug alle Kinder dazu anhielt, den soeben gefallenen Schuss zu ignorieren.
    Die Kinder – Mehrzahl! Und wer lässt sich schon gern mit seinen Geschwistern in einen Topf werfen? – starrten sie wütend an.
    »Wirklich, Schatz«, fuhr Gertie fort, »es gehört sich nicht, darüber nachzudenken, wirklich nicht! Sag etwas Nettes, Beatrice! Etwas, das sich gehört.«
    »Meine Mum ist gerade beerdigt worden, Gertrude.«
    »Ja, natürlich, das stimmt. Lasst uns weiteressen! Wo bleibt das Essen eigentlich?«
    Nach dem Dinner trafen sich die Battersby-Kinder im Innenhof, um sich auf eine Strategie gegen die Eltern zu einigen. Ralph und Cecil gingen auf und ab, während sich Beatrice in glanzvoller Pose auf einem Kutschbock zurücklehnte und Daphne, um sich abzureagieren, an einem Dachvorsprung herumturnte.
    »Okay, Daph, jetzt reicht’s!«, meinte Cecil schließlich und breitete die Arme aus, damit sich Daphne hineinplumpsen ließ.
    »Also? Wisst ihr nun, was los war?«, fragte Daphne. Für einen kurzen Augenblick sah man von ihr nur weiß bestrumpfte Beine und Rüschenunterröcke. Dann setzte Cecil sie ab.
    »Wir sind uns ziemlich sicher, dass es ein Schuss war«, verkündete Beatrice.
    »Im Moment ist doch keine Jagdsaison, oder?«, fragte Cecil.
    »Jagdsaison ist immer«, sagte Beatrice. » Irgendwas lässt sich immer erlegen.«
    »Warum fragen wir Mummy und Daddy nicht noch mal, wenn kein Personal dabei ist?«, fragte Daphne.
    »Vergiss es!«, lautete Cecils abschlägige Antwort.
    »Da schauen wir Briten nun auf eine jahrtausendealte Zivilisation zurück, und was haben wir davon? Probleme lösen wir immer noch am liebsten, indem wir sie ignorieren«, meinte Beatrice in leicht affektiertem Ton und zwinkerte Ralph dabei zu. »Aber wahrscheinlich ist das keine britische Besonderheit,

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