Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)
besprachen. Er selbst musste sich schwer zusammenreißen, um nicht wie ein Verrückter durch die Gegend zu rennen und permanent dazwischenzurufen.
»Nein, wir müssen es Mum sagen«, entgegnete Cecil.
»Gertrude?! Die würde ausflippen, wenn sie wüsste, dass Chessie mit Ralph gesprochen hat, und dann dürften wir das Schloss den ganzen Sommer nicht mehr verlassen. Wenn der Bann uns schützt, warum sollen wir Mum damit behelligen? Das sollten wir wirklich lassen!«
»Nein, wir müssen Mum davon erzählen! Schließlich hat Chessie ihren eigenen Sohn umgebracht. Auf solche Leute lässt man sich nicht ein!«
»Du bist genauso ein Snob wie Gertie. Wir wissen doch gar nicht, ob er wirklich tot ist.«
»Mit Snobismus hat das überhaupt nichts zu tun. Es ist eine Frage der Sicherheit.«
»Sicher war es ein Unfall«, schaltete Ralph sich ein. »Sie hat ihm doch nur einen Wunsch gewährt. Und irgendwie hat das zu seinem Tod geführt. Insofern könnte man höchstens sagen, Chessie habe dazu beigetragen, dass ihr Sohn ums Leben gekommen ist.« Ralph ertappte sich dabei, wie er nachdrücklich nickte.
»Aber selbst wenn es ein Unfall war – willst du, dass wir der nächste Unfall werden?«, fragte Beatrice. »Tante Chessie ist leichtsinnig.«
»Ich glaube, wir sollten uns vor allem fragen«, sagte Ralph nach kurzem Räuspern, »warum es sie so sehr interessiert, uns Wünsche zu gewähren.«
»Sie ist eine Traditionalistin der alten Schule«, fauchte Cecil. »Das ist der Grund – schlicht und ergreifend!«
»Wenn mit ihrem Sohn etwas schiefgegangen ist«, gab Beatrice zu bedenken, »will sie vielleicht das ganze Wunschsystem rehabilitieren. Dieser Fehlschlag muss sie doch belasten.«
»Daran habe ich auch schon gedacht«, sagte Ralph. »Aber vielleicht hofft sie auch, ihren Sohn doch noch irgendwie zurückzubekommen.«
»Oh, das klingt ja fast … nett«, meinte Beatrice.
»Du denkst also, dass wir eine gute Tat vollbringen und uns gleichzeitig unsere größten Wünsche erfüllen könnten?«, fragte Cecil mit hochgezogener Augenbraue. »Das wäre ja praktisch.«
»Ja, ich glaube, so hab ich das gemeint.«
»Hm.« Cecil runzelte die Stirn. »Hm.«
»Das Verbot, Wünsche zu gewähren, gilt schon seit vielen Jahren«, warf Beatrice ein. »Wenn wir uns nicht daran halten, das wäre schon was!«
»Warum interessiert es dich eigentlich so sehr?«, fragte Cecil.
Beatrice zuckte die Achseln, und vermutlich hätte er nachgehakt, wäre nicht in diesem Moment Daphne hereingestürmt.
»Da seid ihr ja! Wie könnt ihr euch vor mir verstecken, ausgerechnet jetzt, wo ich gerade durch die Luft gezaubert worden bin! Wirklich, ich schwör’s, Ralph war dabei – stimmt’s, Ralph?«
Beatrice hob sie auf ihren Schoß. »Ich weiß. Wir sprechen gerade darüber.«
»Tut mir leid, dass ich dich nicht gleich wieder runtergeholt habe«, entschuldigte sich Ralph.
»Ist schon okay. Ich weiß, wie man eine Treppe benutzt. Und? Was jetzt?«
»Wie fändest du es, wenn …«, fing Beatrice an.
»Lass es!«, unterbrach Cecil sie. »Das dürfen wir nicht tun! Fang gar nicht erst damit an, wir dürfen, können und werden es nicht tun!«
»Wie fände ich was? Los, raus damit!«
»Gut, dann erklär du es ihr!«, sagte Beatrice zu Cecil.
Cecil spielte mit dem Kerzenwachs, tauchte eine Fingerspitze hinein und sah zu, wie das Wachs abkühlte.
»Wenn ihr’s mir nicht sofort sagt, gehe ich zu Mummy!«
»Eine böse Hexe will uns mit einem Fluch belegen, und deshalb werden wir sie einfach nicht beachten«, platzte Ralph heraus.
»Oh!«
Cecil streckte eine Hand aus. »Wir versprechen uns jetzt gegenseitig, dass wir sofort ins Bett gehen und bis morgen früh nicht mehr über die Sache reden. Unsere Besprechung ist beendet.«
Daphne biss sich aufgeregt auf die Lippen und legte ihre Hand auf die von Cecil. Ralph tat es als Nächster und zuletzt auch Beatrice. Ihre Finger berührten dabei sachte sein Handgelenk.
12. Kapitel
Auf dem Weg zum Torhaus musste Ralph am großen Arbeitszimmer des Schlosses vorbei. Dort lief er Lord Gideon Battersby in die Arme. Offenkundig hatte Gideon bereits auf ihn gewartet. Er stand vor der geöffneten Tür und blickte Ralph entgegen. Die Brille hatte er in sein silbrig schimmerndes Haar hochgeschoben.
»Oh, hallo, Gideon«, grüßte Ralph seinen Onkel.
»Ralph.« Gideon nickte. »Würdest du bitte hereinkommen? Ich möchte kurz mit dir sprechen.«
Ralph ging über den hohen Teppich. Im Zimmer standen
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