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Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Titel: Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Archer
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großen Oberschenkel- und Oberarmknochen kam er gut voran. Nur gab es reichlich Gedärme und Sehnen, die ihm das Klettern schwer machten. Schließlich war er oben angelangt und zog sich über die Mauerkrone.
    Hinter den Zinnen wartete Beatrice schon auf ihn. Sie machte Anstalten, auf der anderen Seite hinunterzuklettern, hinein in die Stadt. Aber Ralph legte ihr eine Hand auf den Arm. »Wohin gehen wir?«
    »Zu meiner Mutter und meiner Schwester«, erwiderte Beatrice.
    »Deiner Schwester!«
    Sie nickte.
    »Du meinst Daphne?«
    »Nein, meine Halbschwester Annabel. Die andere Tochter meiner Mum.«
    »Sie sind hier, echt?«, fragte Ralph. »Wie willst du das denn wissen?«
    »Ich habe es mir einfach fest gewünscht«, antwortete Beatrice einfach und schwang sich mit flatterndem Kleid über die Mauer.
    Ralph setzte ihr lautlos hinterher, hinab in die Stadt der Untoten.

56. Kapitel
    Allmählich gewöhnten sich Ralphs Augen an die Lichtverhältnisse. Er entdeckte, dass Beatrice und er eigentlich gar nicht in einer richtigen Stadt gelandet waren. Vielmehr befanden sie sich auf einem riesigen Platz mit zahlreichen Lagerfeuern, zwischen denen die Untoten ziellos hin und her schlurften.
    Alle Arten von Untoten gab es hier: Manche bestanden nur noch aus Knochen; andere waren völlig intakt bis auf ein abgerissenes Ohr oder ein herausgefallenes Auge. Entlang der Stadtmauer versammelten sich weiße Frauen, Todesfeen. Zombie-Kobolde rissen Passanten Fleischstücke vom Leib und bewarfen einander damit. Dazwischen huschten Scharen von geflügelten Elfen-Skeletten mit Chihuahua-Totenköpfen umher, deren Zustrom ganz offensichtlich eine Folge von Cecils Guerilla-Krieg gegen Chessie war.
    »Besser wir zeigen uns denen nicht«, meinte Beatrice, an eine Mauer gekauert.
    Ralph, der Die Nacht der lebenden Toten gesehen hatte, konnte ihr nur zustimmen. »Was für eine Art Monster sind deine Mutter und deine Schwester denn deiner Meinung nach?«, fragte er, nachdem er kurz überlegt hatte, ob die Frage wohlmöglich unhöflich war.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Beatrice.
    »Waren sie glücklich, als sie starben?«, wagte sich Ralph noch weiter vor.
    »Eher nicht, glaub ich. Mum war im Krankenhaus, und meine Schwester … Eher nicht.«
    »Vielleicht sind sie Geister. Das könnte schon hinkommen.«
    »Ich sehe hier niemanden, der als echter Geist durchgehen würde«, stellte Beatrice fest.
    Ohne mein Zutun wären Ralph und Beatrice vielleicht noch stundenlang durch die Gegend geirrt. Aus Gründen, die du schon bald erfährst, lief meiner süßen Beatrice aber die Zeit davon. Deshalb ließ ich den Geisterschlund einfach für einen kurzen Moment orange aufleuchten. Das war selbstverständlich ein Ereignis, das Ralph und Beatrice in dieser schwarz-weißen Welt nicht entgehen konnte.
    »Hast du das gesehen?«, fragte Ralph.
    »Ja«, flüsterte Beatrice aufgeregt.
    Geister sind wie kohlrabenschwarze Aschewolken, deren Ränder noch glühen. Im steten Auf und Ab lösen sie sich vom Boden und schweben dann ein Stück schwerelos durch die Lüfte, ehe sie wieder herabsinken. Auf diese Weise bewegen sie sich fort. Hier nun umkreisten sie einen tiefen Schlund, der sich mitten in der Stadt der Untoten auftat.
    »Wahrscheinlich müssen wir genau in diese stinkende Grube rein«, sagte Ralph vorsichtig (und alles andere als begeistert). »Wir beobachten sie erst noch eine Weile und schleichen uns rein, wenn die Geister schlafen. Wie wär das?«
    »Ralph, ich bin mir ziemlich sicher, dass Geister nie schlafen. Und selbst wenn … Du weißt nicht zufällig, wie viel Uhr es ist, oder?«
    »Wie viel Uhr?« Er wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass es so etwas wie Zeit überhaupt noch gab. Seine Taschenrechneruhr war schon lange weg. Aber in der Hosentasche, unter dem Kuschelstein Jeremiah, steckte doch noch das Handy. Bestimmt würde es nicht mehr funktionieren … Aber als Ralph es aus der Tasche zog, sah er, dass es die Reise zum Meeresgrund offenbar unbeschadet überstanden hatte. Geradezu ehrfürchtig starrte er darauf.
    Lieber Leser, an dieser Stelle – und aus gegebenem Anlass – muss ich mich für meine ständige Präsenz im Plot entschuldigen. Meine dauernden Einmischungen werden aufhören, sobald die reizende Beatrice wieder weiß, wo’s langgeht, das verspreche ich.
    Ralph hatte einmal eine ganze Woche mit der Suche nach dem besten Handynetz zugebracht und daraufhin seinen Netzbetreiber gut ausgewählt: Sein Handy hatte sich automatisch auf

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