Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)
Teenager verständlicherweise sehr aufgewühlt (meine Schuld, sorry). Aber dir jetzt lang und breit zu schildern, was sie sich diesbezüglich über den prasselnden Regen hinweg alles zubrüllten, wäre einfach zu langweilig. Lassen wir das also und klinken uns erst wieder in dem Moment ein, als die beiden in der Ferne das Trappeln von Titan-Knochen-Hufen hören!
»Mum?«, rief Beatrice, sprang vom Tisch und wäre beinahe auf der vom Regen aufgeweichten Erde ausgerutscht. Ralph konnte sie gerade noch halten (sehr galant von ihm, finde ich auch), und so lauschten sie Arm in Arm auf das lauter werdende Getrappel. »Ich wusste doch, dass Annabelles Pferd schneller sein würde!«, meinte Beatrice.
Aber Ralph schwieg. Denn er konnte inzwischen auch die ungestümen Hufschläge des eben-noch-lebenden Pferdes hören. In den Baumwipfeln schwankten erste Zweige, untote Vögel flatterten auf. Der Hufschlag war zwar noch weit entfernt, aber Gideon kam offensichtlich in halsbrecherischem Tempo angaloppiert.
»Komm, wir gehen ihr lieber aus dem Weg!«, schlug Ralph vor, als Annabelles Pferd auf die Lichtung stürmte. Mit wehenden Haaren und von weißen Flammen umzüngelt stieß die Geisterreiterin einen Siegesschrei aus.
Doch kaum war sie an dem verfallenen Tisch vorbeigaloppiert, kam von der anderen Seite auch schon Gideons Pferd samt Reiter auf die Lichtung geprescht. Sein Ross rutschte im Schlamm aus und kam schlitternd in einem Knäuel aus Gliedmaßen vor Annabelles Füßen zu Fall. Gideon schaffte es trotzdem irgendwie, so zu tun, als wäre er abgesessen. Kaum dass er wieder Boden unter den Füßen hatte, machte er schnell einen höflichen Diener.
Im gleichen Moment setzte ein dumpfes Grölen ein, das von der Stadt der Bald-Toten herüberhallte. Die Untoten hatten alle auf einmal zu brüllen begonnen: schrecklich.
» Ich habe gewonnen!«, betonte Annabelle vom Rücken ihres Pferdes herab. Wie zur Bekräftigung ließ das Metallpferd einen kristallenen Sabberfaden unter sich fallen.
»Mit drei Metern Vorsprung«, bestätigte Gideon und maß die Strecke bis zum Tisch mit Schritten ab. »Allerdings musste ich zwischendurch umdrehen und deshalb zwei Mal über die Kristallbrücke reiten. Womit ich nicht die Regeln infrage stellen will, aber ich wollte es wenigstens gesagt haben.«
»Oh ja, Giddy, du warst schon immer gut darin, jeden Sieg von mir, und war er noch so winzig, kleinzureden!«
»Komm schon, hier geht’s ja wohl um mehr als nur um uns, oder?« Gideon deutete in die Richtung der beiden Städte.
»Ja«, sagte Annabelle, wobei sie erst durchsichtig wurde und dann wieder aufloderte. Ralph fand, das verlieh ihrer Position wirklich noch einmal Nachdruck. »Aber es ist ja wohl auch kein Zufall, dass ausgerechnet wir beide die Reiter sind, oder?«
»Ich fürchte, jetzt kann ich dir nicht mehr folgen«, versetzte Gideon.
»Aber deine Tochter vielleicht«, erwiderte Annabelle.
Sie drehten sich zu Beatrice um. Diese hatte dem Gespräch bis dahin in etwa so andächtig gelauscht, wie man sich in einen Liebesbrief vertieft.
»Beatrice!« Gideon ließ die Reitpeitsche fallen und ging auf sie zu. »Schatz?«
»Hallo, Vater«, sagte Beatrice ruhig.
»Warum bist du hier?«, fragte er verzweifelt. »Bist du …?«
Beatrice nickte. »Und du bist auch …?«
Er nickte ebenfalls.
Sie umarmten sich. Dann seufzte Gideon. Er klang verärgert. »Das war wirklich unüberlegt von dir, Beatrice! Du hättest erst sehr viel später sterben müssen!«
»Ich dachte, ich gehöre hier vielleicht hin«, meinte Beatrice.
»Ja, ja, ist schon klar«, grummelte Gideon.
»Sie gehört auch hierhin«, schaltete sich Annabelle ein.
»Nein«, widersprach Gideon. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das nicht tut!«
»Sie kann bei mir und ihrer Halbschwester bleiben«, sagte Annabelle.
»Annabel ist auch untot?«
Annabelle nickte.
In der Ferne wurde ein Widderhorn geblasen. Im Umkreis der Stadt der Bald-Toten begannen die Baumwipfel zu schwanken.
»Was hat das denn zu bedeuten?«, fragte Gideon.
»Meine Landsleute haben ja wohl das Recht, herzukommen und mitzufeiern«, antwortete Annabelle etwas verschnupft.
»Du hast drei Meter dazugewonnen! In Ordnung, hör zu, Beatrice, die Untoten dürfen Ralph und mich hier nicht finden! Du musst dich jetzt schnell entscheiden: Willst du dem Tod oder dem Leben näher sein?«
»Mach es bitte nicht zu einer Entscheidung zwischen dir und meiner Mutter, Dad! Das ist nicht fair!«
»Aber so ist
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