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Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Robert, als er in die Tiefe schwebte. »Zumal wo es darum geht, die Gottheit mit seinen eigenen Träumen zu besiegen. Je öfter du das nämlich wiederholst, desto mehr Zutrauen fasse ich zu der ganzen Unternehmung.«
    »Meinetwegen«, antwortete die empathische Wesenheit mittels ihrer Drohne. »Im Gehirn der Gottheit gibt es einen bestimmten Bereich, wo sich die Erfordernisse des Schlafs und symbolische Erinnerungen miteinander vermengen. Ich habe dafür die Bezeichnung ›Traumgyrus‹ geprägt. Die Gottheit überlässt sich niemals vollständig dem Schlaf, gestattet es aber bestimmten Bereichen des Kortex, in den Traumzustand einzutreten, wenn neuronale Reparaturen oder kognitive Indexierungen auf niederer Ebene durchgeführt werden müssen.
    Sobald wir den Traumgyrus erreicht haben, werden wir uns mit dem lokalen synaptischen Netz verbinden und das Bewusstsein der Gottheit zwingen, in den Schlaf/Traum-Zustand überzuwechseln. Dann werden wir sie mittels deiner Erinnerungen an die Heimatwelt der Tanenth zwingen, sich ihren Schuldgefühlen zu stellen, und sie auf diese Weise dazu bewegen, den Raketenangriff abzublasen. Na – bist du jetzt zuversichtlicher?«
    »Eigentlich nicht«, meinte Robert. »Allerdings fühle ich mich auch nicht sonderlich entmutigt.«
    »Freut mich, dass ich dir zu Diensten sein konnte.«
    Von dem geradlinigen Gang bogen sie in einen gewundenen Tunnel ab, dessen Wände irgendwie organisch wirkten, dessen Farbe und Oberflächenbeschaffenheit aber der von Felsgestein entsprachen. Der Tunnel beschrieb mehrere scharfe Biegungen, die etwas mühsam zu bewältigen waren, doch nach einer Weile wurde er breiter, und sie kamen leichter voran. Schließlich hielt die Drohne der empathischen Wesenheit an und sagte:
    »Wir betreten nun den Traumgyrus. Das, was du als Metaquantenfluss bezeichnest, ist hier sehr stark, also wundere dich nicht über das, was du hier siehst oder zu sehen meinst. Sobald wir mit dem synaptischen Netz verbunden sind, können wir ein gewisses Maß an Kontrolle ausüben und störenden Manifestationen entgegentreten.«
    Robert runzelte skeptisch die Stirn und biss sich auf die Lippe, als die Liege in einer Biegung gegen die Wand stieß, was einen stechenden Schmerz auslöste.
    Schließlich gelangten sie in eine weite Höhle mit niedriger Decke, mit unebenem Boden und sich nach oben hin verjüngenden Erhebungen, die sich mit Deckenfortsätzen vereinigten. Dies alles war von leuchtenden, flackernden Nebelschleiern überlagert, doch als sie in die Höhle vordrangen, stellte Robert fest, dass die Nebelschleier Ströme bleicher Bilder waren, die zwischen Decke und Boden ausgetauscht wurden. Hin und wieder erhaschte er einen Blick auf sich selbst, unterwegs auf dem Fluss, in der Höhle des riesenhaften Schmieds, im Auditorium der Rosas. Werden hier die Erfahrungen der Gottheit als Träume recycelt, oder träumt sie die ganze Zeit über?
    »Eine gute Annäherung«, antwortete die empathische Wesenheit, als Robert seine Theorie kundtat. »Der Traumzustand Gottes ist ein kontinuierlicher Denkprozess, in den er willkürlich eintreten kann und aus dem er mich vor langer Zeit ausgeschlossen hat. Er ist seine größte Stärke und gleichzeitig seine größte Schwäche.« Die Drohne hatte die Suspensorenliege zum Halten gebracht. Aus ihrer Oberschale entfalteten sich zwei Gelenkarme, die eine zerbrechlich wirkende Netzkappe hielten. »Wir befinden uns im Zentrum des Traumgyrus, Robert Horst – sollen wir die Verbindung herstellen?«
    Robert sog scharf den Atem ein. »Ich glaube, wir sollten es tun, solange ich noch über einen Rest von Zuversicht verfüge.«
    Die empathische Wesenheit gab keine Antwort, sondern setzte ihm die Netzkappe auf den Kopf. Irgendetwas funkelte in der Mitte von Roberts Gesichtsfeld auf und strahlte nach außen aus. Plötzlich schärften sich die verschwommenen Bilder, zumindest die vollständigeren unter ihnen, die sich langsamer bewegten. Es gab eine Schichthierarchie von visuellen Darstellungen und Geräuschen. Die wichtigsten Dinge wurden hervorgehoben, mit größeren Details und häufig auch in Farbe, die weniger wichtigen traten nur kurz aus dem durchscheinenden Hintergrund hervor und verschwanden gleich wieder darin, und die peripheren, schwarzweißen Informationen bildeten eine Abfolge von Schnappschüssen, ausdrucksstarke Momentaufnahmen, die kamen und gingen und sich häufig wiederholten.
    In diesem Moment stellte das zentrale Bild einen Gang mit kreisförmigem

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