Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)
Sie zu weit gehen, wird ihr unerbittlicher, rechtschaffener Zorn Sie bis an den Rand der Galaxis und darüber hinaus verfolgen. Die Lords des Sonnenauge-Clans geben ihr Eigentum niemals preis!«
Dann kamen sie wild um sich schießend aus dem Lagerhaus hervorgestürmt und wurden von den Vox-H-Soldaten niedergemäht.
Anschließend ging die Evakuierung erstaunlich glatt vonstatten. Es gab nur wenige Verzögerungen und kaum Streit und Widerstand (wenngleich es zu leichteren Auseinandersetzungen kam, als hohe Würdenträger aus Tangxia meinten, sie würden bei der Vergabe der vermeintlich besseren Quartiere an Bord der Nestinar übergangen). Die meiste Zeit über stand Kao Chih in direktem Kontakt mit Qabakri und half ihm bei der Versorgung der Alten und Kranken, der Hungrigen und Schwachen. Einige der Bilder, die über die Bildschirme liefen, vertieften seinen Groll auf die Sonnenauge-Verbrecher.
Die Kenntnis der Bevölkerungszahlen war für die Verteilung der Flüchtlinge auf die Transportschiffe von Bedeutung. Die Bevölkerung von Yaotai betrug etwa 4400, die von Tangxia 9100 und die von Shibei 10158 (die Angabe stammte von einem alten Volkszähler). Die Gesamtschätzung belief sich auf 23700, somit würde die Kapazität der drei zur Verfügung stehenden Transporter nicht voll genutzt werden. Die Nestinar war größer als die Marzanna , hatte aber breitere Rampen, sodass bei der Einschiffung nicht mit Komplikationen zu rechnen war. Und wie das Schicksal es so wollte, setzten im Verlauf der Aktion bei drei Schwangeren die Wehen ein, und während des Aufstiegs in den Orbit kam eine vierte hinzu.
Die Marzanna und die Nestinar unternahmen jeweils zwei Transportflüge zum Truppentransporter Viteazul . Die Viteazul war danach zu zwei Dritteln mit über 11000 Kolonisten belegt, die beiden anderen Schiffe waren bis zum Rand ihrer Kapazität beansprucht. Insgesamt belief sich die Zahl der Flüchtlinge auf 24082. Von der Landung mit Kubaczyks Marodeur bis zum Start der Nestinar mit den letzten Kolonisten an Bord dauerte die Evakuierung fast vierzehn Stunden. Im kalten, dunstigen Morgenlicht lehnte Kao Chih am schwarzen Rumpf eines Marodeurs und beobachtete, wie die Gangways der Nestinar eingezogen wurden, wie die Luken sich schlossen und die Suspensoren zu arbeiten begannen. Die Antigrav-Helices saugten mit einem durchdringenden Rauschen Luft, Staub und Grus an. Dann hob das Raumschiff ab, und die Triebwerksdüsen beförderten es in die Flugbahn zum Orbit. Minuten später war es nur noch ein kleiner Punkt am Himmel.
Kao Chih ließ seinen Blick über die abgerundeten kahlen Hügel, die steinigen Berghänge und den Eingang zu den inzwischen geräumten Tunneln der Kolonie schweifen. Der Boden war mit allen möglichen Habseligkeiten übersät, mit Kleidungsstücken, Spielzeug, Vorhängen, Töpfen und Pfannen, sogar Möbeln, alles Dinge, die an Bord mitzunehmen man den Kolonisten ausdrücklich verboten hatte. Die Seiten eines aufgeschlagenen Buchs flatterten im Wind, illustriert mit Abbildungen von Bäumen am See, Vögeln im Geäst, einsamen Wanderern im Gebirge. Weitere weggeworfene Gegenstände lagen in der Landezone, die Überbleibsel von Biografien, geliebte Erbstücke, die man hatte zurücklassen müssen.
Seufzend begab er sich zur offenen Luke des Marodeurs und ging zusammen mit dem letzten Trupp Vox-Humana-Soldaten an Bord.
»Das war’s«, sagte er zum wartenden Sergeant. »Wir sollten jetzt ebenfalls verschwinden.«
Qabakri war bereits mit einem der anderen Marodeure zum Rougschiff, der Syroga , geflogen. Kao Chih hingegen würde zur Viteazul fliegen, wo Admiral Zhylinsky seinen Bericht erwartete.
Der Aufstieg aus der Gravitationssenke des Planeten ging ebenso rasch vonstatten wie die Landung, gestaltete sich allerdings etwas gemütlicher. In der stickigen Kabine des Marodeurs lehnte Kao Chih sich in die weich gepolsterte Liege zurück und versuchte sich mit geschlossenen Augen zu entspannen. Dann auf einmal wurde er vom Andockmanöver an die Viteazul geweckt.
Anders als die Marzanna und die Nestinar war die Viteazul ein zweckmäßiges militärisches Transportschiff mit einer Kapazität von 18000 Mann. Außerdem gab es an Bord mehrere geräumige Fallhangars und Frachträume. Als er die Scans und die Dekontaminierung absolviert hatte, wurde Kao Chih von einem weiblichen Lieutenant zu einem Aufzug eskortiert, der ihn in einer kleinen Lobby der oberen Administrationsebene absetzte. Die Offizierin geleitete ihn an zwei
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