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Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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eine brodelnde Schwärze von hinten heranschießen. Der Antrieb sprang an und beschleunigte das Boot auf die in bunten Farben wogende Anomalie zu, doch es war bereits zu spät. Als es in die reflektierenden Farbwogen eintrat, prallte ein erstickendes, tödliches Gebirge aus Schwärze gegen das kleine Raumfahrzeug. Robert schrie auf, dann schleuderte ihn das Grauen in die Finsternis.

13 Julia
    Wider Erwarten starb sie nicht.
    Der abgeschwächte Kontext, den das Polymot für sie aufbereitete, der gebündelte, gleißende Lichtstrahl, der den Strom von Talaveras virtuellen Grausamkeiten symbolisierte, schrumpfte, zunächst ganz langsam, dann immer schneller. Es schien beinahe so, als bliebe er hinter ihr zurück, während sie eine funkelnde Dunkelheit durchflog.
    Dann wandelte sich die Empfindung, wenn man es denn so nennen wollte, erneut. Eine leuchtende Nadel stieß aus einem rauschenden, regenbogenfarbenen Fluss herab, der in eine gewaltige, lang gestreckte Höhle strömte und sich in vielfarbene Stränge teilte, die sich wiederum in zahllose funkelnde Bächlein verzweigten. An den Wänden zeichneten sich glänzende Türme, Kuben, Kuppeln und Pyramiden ab, die in Gruppen angeordnet waren und die Datenströme aufnahmen, die in ihrem durchscheinenden Inneren glommen und schimmerten. Die gleißende Nadel stach in eine spezielle Datenleitung hinein, wurde von polyedrischen Linsen mehrfach gebrochen und traf auf Hunderte konische Vertiefungen. Die glühende Nadelspitze baute Schicht um Schicht scharf konturierter Symbole, Muster, Schriftzeichen und Verbindungen von scheinbar unermesslicher submikroskopischer Komplexität auf.
    Ich werde aufgebaut, wurde Julia bewusst.
    Als der leuchtende Datenpfeil unvermittelt erlosch, wusste sie, dass sie es geschafft hatte. Sie war Talavera und deren virtuellem Gefängnis entronnen!
    Aber wo befand sie sich? Von früheren Recherchen her wusste sie, dass das Schichtnetz das konsensuelle Resultat der Myriaden von Verbindungen zwischen Milliarden Welten, Orbitalen, Raumschiffen, AIs und kommerziellen Wesenheiten war. Es gab beträchtliche Unterschiede im Programmcode, in den Protokollen und in der Sicherheit, weshalb die meisten Welten den Kontakt mit dem Schichtnetz über Pufferstationen herstellten. Diese bestanden aus zahlreichen Wächter-Servern, die für gewöhnlich von Intelligenzen und AIs bedient wurden und sich meist im Orbit befanden. Bevor das Polymot sie hatte hochladen können, musste es eine ausreichend sichere und empfangsbereite Adresse im näheren Umkreis des Darien-Systems ausfindig gemacht haben.
    Aber wie ging es jetzt weiter? Sie nahm ihre Umgebung in Rundumsicht wahr, was sie in der Annahme bestätigte, dass sie gegenwärtig kein richtiger Mensch war. Die meisten konischen Vertiefungen gaben ein blasses Leuchten ab, einige waren heller als die anderen, aber keine so hell wie sie selbst. Und im Hintergrund war ein hohes, zitterndes polyphones Tönen, wie von einem weit entfernten tausendstimmigen Chor, der einen melancholischen Refrain sang.
    Sehen und Hören, das waren die einzigen Wahrnehmungen, die von außen in ihr Bewusstsein Eingang fanden. Julia war körperlos, ein von den biochemischen Strömen und Wallungen des organischen Lebens abgeschnittenes Bewusstsein, das sich aber eine gewisse Neugier bewahrt hatte, den Wunsch, die Umgebung zu erkunden und zu erklären. Sie wollte sich bewegen, und das tat sie auch. Als sich ihre Sehachse von ihrer konischen Vertiefung hob, tauchte über ihr ein dreidimensionales Gitter aus rechtwinklig und diagonal angeordneten geraden Linien auf. In diesem Moment schwirrte ein kleiner grüner Punkt in eine der oberen Ebenen und sandte einen roten Lichtimpuls aus. Die umliegenden Vertiefungen antworteten mit einem blauen Strahlenpuls. Ihre jedoch nicht.
    Der grüne Punkt kam zielstrebig näher. Währenddessen bildete er Stacheln und Haken aus, was nicht unbedingt auf freundliche Absichten hindeutete. Sollte sie versuchen, ihm auszuweichen? War sie imstande, sich schnell genug zu bewegen? Oder deutete sie die Situation aus purer Ignoranz womöglich falsch? Unwillkürlich sank sie tiefer in ihre konische Nische ein, wo sie sich über ihren offenkundigen Mangel an Angst wunderte.
    Der grüne Eindringling kam näher, seine Stacheln und Haken funkelten auf, als er zu ihr herumschwenkte. Er verharrte einen Moment über ihr in der Schwebe, dann senkte er sich auf sie herab.
    Auf einmal verschwamm ihr die Sicht, und sie empfand große

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