Die Akademie der Lüste (German Edition)
Morgan, der ganz ruhig wirkte. Der Einzige, der Unsicherheit zeigte, war der junge Mann mit dem schönen Mund, der ein wenig hilflos dabeistand. Anscheinend hatte er mit einem anderen Szenario gerechnet.
»Maleko erzählte mir, dass du den Kuss nur als Mittel zum Zweck missbrauchst. Dabei ist er die intimste Einladung, die es gibt. Du gewährst einem Fremden Einlass in den Ort, der, neben deinem Schoß, der empfindlichste ist. Zeig es ihr, Joshua.«
Flink und behände sprang der junge Mann auf den Palmenstamm und war so schnell neben Eileen, dass diese nicht einmal Zeit hatte, zu erschrecken. Sie hätte nicht gedacht, dass ein so großer Mann sich so schnell bewegen könnte, aber da saß er und lächelte sie so unschuldig an, als hätte sie ihn eingeladen, sich zu ihr zu setzen.
»Ich hoffe, ich trete dir nicht zu nah«, erklärte er mit einer erstaunlich tiefen Stimme, und gegen ihren Willen spürte Eileen eine Gänsehaut ihre nackten Arme hinaufwandern.
Sie kam nicht dazu zu antworten.
Er beugte sich zu ihr. Und mit einem Schlag konzentrierte sich Eileen nur noch auf den Mann neben sich. Sie wusste, dass Morgan ihnen zusah, aber Trotz und das Prickeln des Moments ließen sie den Gedanken daran verdrängen.
Der Junge fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Sie hinterließ einen feinen Glanz auf seiner vollen Unterlippe, und Eileen spürte das schiere Verlangen, ihn zu berühren. Schnell beugte sie sich vor, die Hand in seinem Nacken, aber er umfasste ihr Handgelenk und löste es sanft von sich.
Er sagt nichts weiter als »Nein«, doch es lag eine solche Bestimmtheit in seiner Stimme, dass Eileen tatsächlich ausnahmsweise nicht widersprach. Gehorsam legte sie die Hand wieder auf die Palme und harrte der Dinge, die da kommen mochten.
Nun umfasste er ihr Kinn mit sanften Fingern. Sein Blick glitt über ihr Gesicht, er musterte es ausgiebig, und was er sah, schien ihm zu gefallen. Er schmunzelte und glitt mit den Fingerkuppen zart über ihre Wangenknochen, den empfindlichen Hals und hauchzart über die Lippen. Es war wie das Schlagen eines Schmetterlingsflügels – kaum spürbar, aber doch ein sanftes Vibrieren irgendwo in ihrem Inneren. Eileen seufzte lautlos, und ihr Mund öffnete sich. Ein Kribbeln fuhr an jenen Stellen entlang, an denen er sie berührte, und sie spürte erneut Verlangen in sich aufsteigen, während ihr Blick sich mit seinem traf. Er mochte jung aussehen, aber in diesem Moment wusste er genau, was er tat. Sein herber Duft vermischte sich mit dem salzigen Geruch des Meeres, als er sich weiter vorbeugte und ihr winzige Küsse auf die Mundwinkel gab.
Eileen schloss die Augen, wollte ihm wieder entgegenkommen, aber er ließ sie nicht. Es sollte nach seinem Tempo gehen, und sie war zur Passivität verdammt. Doch nun regte Eileen ihre Machtlosigkeit an. Sie war gezwungen, sich ganz auf diesen unschuldigen und gleichzeitig so wissenden jungen Mann einzulassen, der sie gleichzeitig lockte und abwies. Die Mischung war aufregend, und Eileen merkte, dass sie sich mehr als alles andere danach sehnte, seine Lippen auf ihren zu spüren.
Er streichelte ihren Hals, neigte den Kopf und ließ Lippen und Zunge seinen Fingern folgen. Sie seufzte und umfasste sein Handgelenk, aber nicht um ihn abzuhalten, sondern um sich an ihm festzuhalten. Sein Mund verharrte nicht lange an ihrem Hals; quälend langsam wanderte er zurück zu ihren Lippen, die noch immer voll und rot auf ihn warteten.
Sanft lächelte er bei ihrem Anblick, und endlich tat er ihr den Gefallen, ihre Münder zusammenzuführen. Sie seufzte in den Kuss, der nicht mehr war, als das Streifen zweier Lippenpaare, und doch gleichzeitig so viel mehr in sich barg. Das Vergnügen dauerte nicht lange. Er entzog sich ihr, und Eileen musste ein frustriertes Knurren unterdrücken. Sie rückte näher, schmiegte sich an seinen Körper und bot ihm ihren Mund dar. Ihr Geschenk wurde angenommen, aber wieder nur so flüchtig und kurz, dass Eileen kurz davor war, ihn einfach rücklings auf diese Palme zu drücken und sich zu nehmen, was sie haben wollte.
»Lass nicht zu, dass deine Gier die Oberhand gewinnt.« Das war Morgans Stimme in ihrem Ohr. Wie war er so nah herangekommen? Seit wann stand er schon am Fuß der Palme? Sie blinzelte, und bemerkte, wie er noch näher trat und die Hand auf ihre nackte Wade unter dem Kleid legte. »Lass dich auf ihn ein. Ein Kuss ist nicht bloßes Mittel, um Sex zu bekommen. Er ist viel mehr – genieß ihn als das, was
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