Die Akademie der Lüste (German Edition)
das war für mich ein genauso großer Schock wie für dich.«
Jaine kicherte. »Ich würde es mehr eine Überraschung nennen. Aber es ist doch wundervoll, dass du dich endlich verliebt hast! Ist er von hier? Und was sagt er dazu?«
Eileens Augen verengten sich. »Er wird niemals etwas davon erfahren!«, erklärte sie. »Das bleibt unter uns – ich treibe mir das schon aus, und spätestens wenn wir von dieser verdammten Insel runter sind, wird das auch wieder aufhören.«
Jaine neigte den Kopf zur Seite. Das war Eileens typische Reaktion, wenn ihr etwas nicht gefiel – sie wurde wütend. Sosehr sie ihre Freundin auch liebte, aber mit diesem Wesenszug kam sie nicht klar. Sie schüttelte den Kopf. Auf dieser Insel hatten sie sich bereits einmal heftig gestritten. Und im Augenblick wollte Jaine ihre Freundin einfach nur schütteln, damit sie endlich verstand, dass Liebe sie nicht umbringen würde. Im Gegenteil. Sosehr Jaine ihre neuen Erfahrungen mit Lorna auch genoss und trotz der Tatsache, dass sie wütend auf Michael war, gab es doch ein winziges Eckchen in ihrem Herzen, das ihn vermisste.
»Jaine, ich mein’s ernst!« Eileen hatte sich aufgesetzt.
»Wem soll ich es denn erzählen?«, entgegnete Jaine müde. »Aber ich denke trotzdem, dass du übertreibst. Was spricht denn dagegen, dass …«
»Dagegen spricht, dass ich mich nicht mehr benutzen lasse!«, fauchte Eileen. »Kein verdammter Mann wird mich jemals wieder so ausnutzen und betrügen wie …« Sie brach abrupt ab und presste die Lippen zusammen, die nun wie ein dünner Strich in Eileens hübschem Gesicht wirkten.
»Wie wer?«, hakte Jaine vorsichtig nach. Seit sie Eileen kannte, war diese Single gewesen. Sie schlief mit Männern, die ihr gefielen, ließ sich aber niemals auf einen ein und verschwand, sobald es ernster wurde. Jaine hatte geglaubt, dass es immer so gewesen war. Dass ihre Freundin doch einmal mit jemandem zusammen gewesen war, hatte sie niemals in Betracht gezogen.
»Niemand«, erwiderte Eileen knapp.
Jaine spürte eine tiefe Enttäuschung in sich aufwallen. »Ich dachte, wir hätten keine Geheimnisse voreinander.«
»Das heißt aber nicht, dass ich dir alles erzählen muss.«
Die Worte trafen sie tief. Jaine war wie vor den Kopf gestoßen. Sie versuchte Eileens Hand zu berühren, um der Freundin eine Möglichkeit zu geben, sich zu entschuldigen und ihr zu zeigen, dass sie es nicht so gemeint hatte. Doch Eileen entzog sich ihr und wich Jaines Blick aus. »Geh am besten«, flüsterte Eileen.
Wortlos stand Jaine auf und ging hinaus.
Eileen stand erst wieder auf, als die ersten Sonnenstrahlen über den Boden krochen. Sie fühlte sich zerschlagen, und ihr Gesicht war ganz heiß. Als sie sich ins Badezimmer geschleppt hatte und einen Blick in den Spiegel warf, sah sie genau das, was sie erwartet hatte: die roten, vom Weinen verquollenen Augen einer Verräterin. Sie hätte es Jaine einfach sagen sollen. Nicht nur die Sache mit ihrem Exmann Miles, sondern auch die Sache mit Michael. Gerade die Sache mit Michael. Stattdessen hatte Eileen in ihrem dummen Stolz einen Menschen verletzt, der ihr sehr viel bedeutete. Einmal mehr.
Eileen spritzte sich einige Handvoll eiskaltes Wasser ins Gesicht und mied dabei jeden weiteren Blick in den Spiegel. Stattdessen kroch sie ins Bett und schloss die Augen, um die Welt um sich herum zumindest für einige Stunden auszusperren.
Jaine lief ohne Ziel los – sie wusste nicht, wo sie hingehen sollte, aber sicher war, dass sie nicht weiter in dieser Hütte bleiben wollte. Nein, mehr noch, sie konnte einfach nicht mehr bleiben. Dennoch war sie nicht überrascht, als sie sich plötzlich vor Lornas Tür wiederfand. Obwohl es kurz vor vier war und sie sich erst wenige Stunden zuvor getrennt hatten, öffnete die Frau mit den geheimnisvollen Augen die Tür und begrüßte Jaine herzlich.
»Alles in Ordnung, Liebes?«, fragte sie mit echter Besorgnis in der Stimme, aber Jaine ertrug es gerade nicht, auch nur ein einziges Wort zu sagen. Mit einem rauen Schluchzen sank sie einfach in Lornas Arme und ließ sich von ihr zu ihrem weichen Bett führen, um dort erholsamen Schlaf bis zum nächsten Morgen zu finden.
Jaine wurde durch die zarte Berührung einer Hand geweckt. Sie blinzelte verwirrt und sah ihre Aikane auf dem Bettrand sitzen, die Haare zu einem losen Knoten hochgebunden und ein sanftes Lächeln auf dem Gesicht.
»Du hast so lange geschlafen«, sagte Lorna, und zum ersten Mal bemerkte Jaine die feine
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