Die Akademie der Lüste (German Edition)
Sorgenfalte auf der Stirn.
»Entschuldige, ich bin es nicht gewohnt, die Nächte durchzumachen«, sagte sie verlegen lächelnd und neigte leicht den Kopf zur Seite, als Lorna sie auf die Wange küsste.
»Das ist in Ordnung«, erwiderte die exotische Schönheit und streichelte Jaines Hals. »Aber jetzt steh bitte auf – du musst etwas essen.«
Es hätte ein Befehl sein können, aber Jaine bemerkte, wie sich die Falte vertiefte und Lorna sie aus großen Augen ansah. Daher nickte sie und setzte sich auf. Für die Nacht hatte ihre Aikane ihr ein violettes Trägerkleidchen gegeben, in dem sie jetzt vor dem Bett stand und sich streckte. Ihr entging dabei nicht Lornas aufmerksamer Blick, der über ihren Körper glitt, aber sie sagte nichts dazu. Diese Liebkosung war Jaine zu ihrer eigenen Überraschung nicht einmal unangenehm. Ganz im Gegenteil – sie verspürte ein aufgeregtes Prickeln, und sie genoss es. Allein der Gedanke an das, was Lorna mit ihr anzustellen vermochte …
Und dabei waren sie erst zweimal wirklich intim gewesen! Jaine konnte darüber nur den Kopf schütteln. Alles andere hatte sich auf versteckte Zärtlichkeiten und vereinzelte Küsse beschränkt. Dennoch fühlte Jaine sich geborgen, wie sonst nur … nun, sonst nur bei Michael.
Sie seufzte und versuchte den Gedanken an ihren Verlobten von sich zu schieben. Stattdessen schnupperte sie und war froh, den Geruch von gebratenen Zwiebeln und Balsamico-Essig zu riechen, der von der unteren Etage zu ihr heraufwehte. Anders als ihre Hütte hatte Lornas eine zweite Etage, auf der sich ihr Schlafzimmer befand. Über eine Wendeltreppe aus dunklem Holz gelangte man ins Erdgeschoss und dort direkt die Küche.
Jaine ließ sich auf einen der Küchenstühle sinken und beobachtete Lorna, wie sie eine große Pfanne mit einem dampfenden Omelett brachte und die Eierspeise auf einen Teller gleiten ließ.
»Iss, sonst kippst du mir noch um«, forderte Lorna sie mit einem Lächeln auf.
Jaine griff nach Messer und Gabel und bemerkte nach den ersten Bissen, wie groß ihr Hunger wirklich war. Innerhalb weniger Minuten hatte sie das Omelett verspeist.
Lorna sah sehr zufrieden aus. »Bist du denn einigermaßen ausgeschlafen?«
Jaine massierte sich den Nacken und spürte kurz darauf Lornas kühle Finger, die diese Aufgabe für sie übernahmen. Zufrieden seufzend, schloss sie die Augen. »Ja«, antwortete sie auf Lornas Frage. »Ich habe wahrscheinlich den ganzen Tag verschlafen.«
»Fast«, erwiderte die Aikane schmunzelnd, und kurz darauf spürte Jaine ihren warmen Atem an ihrer Wange.
»Das Weinen muss dich sehr erschöpft haben. Was ist denn passiert?«
Mit diesen Worten kam schlagartig die Erinnerung daran zurück, warum Jaine geweint hatte und wieso sie die Nacht in Lornas Bett anstatt in ihrem eigenen verbracht hatte. Jaine biss die Zähne zusammen und schüttelte leicht den Kopf.
Lorna legte ihre Arme um Jaines Schultern und schmiegte sich an sie. »Du bist bedrückt. Was hältst du davon – ich werde dich heute Abend ablenken, und anschließend zeige ich dir für einige Tage einen Teil der Insel, den du bisher noch nicht gesehen hast. Dort ist es nahezu unberührt, aber wunderschön. Was hältst du davon?«
»Urlaub im Urlaub?«, entgegnete Jaine ungläubig und drehte den Kopf ein wenig, um Lorna ansehen zu können. Diese wirkte angesichts der Feststellung vergnügt. »Ja, so etwas in der Art. Wenn du es denn willst.«
Jaine ließ sich die Vorstellung durch den Kopf gehen. Sie hatte sich geschworen, sich für die Dauer ihres Aufenthaltes neu zu erfinden, mal jemand anderer zu sein als die langweilige Jaine aus Neuengland. Aber hieß das auch, dass sie auf Teufel komm raus an jedem Kurs in diesem Resort teilnehmen musste? Reichte es nicht, dass sie jemanden gefunden hatte, dem sie vertraute? Die Aussicht, mit Lorna allein einige Tage zu verbringen, war verlockend. Und hinzu kam, dass sie keine Lust verspürte, in die Hütte zu Eileen zu gehen. Die Zurückweisung tat einfach weh.
Jaine nickte. »Ich glaube, das würde mir gefallen.«
Lorna lachte hell und streichelte Jaines Schultern. »Wunderbar. Dann komm mit, für heute Abend müssen wir für dich ein passendes Outfit finden. Eins, das atemberaubend ist.«
Es stimmte, befand Jaine, als sie sich selbst kurze Zeit später in dem mannshohen Schrankspiegel in Lornas Schlafzimmer betrachtete. Das Kleid, das ihre Aikane ihr gegeben hatte, schmiegte sich wie ein Liebhaber an ihre Kurven, betonte ihr nacktes
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