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Die Akte Golgatha

Die Akte Golgatha

Titel: Die Akte Golgatha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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versteckt hatte.
    Gropius schüttelte den Kopf.
    Er trat auf Francesca zu, packte sie an den Oberarmen, und mit eindringlicher Stimme redete er auf sie ein: »Was hast du noch über diesen Rodriguez in Erfahrung gebracht? Denk nach, die kleinste Bemerkung kann von Bedeutung sein!«
    Francesca fiel es nicht leicht, den genauen Ablauf der vergangenen drei Stunden in ihr Gedächtnis zu rufen. Denn auch an ihr war die Wirkung des Champagners nicht spurlos vorübergegangen. Nach kurzer Überlegung meinte sie: »Er hatte eine merkwürdige Redensart und sprach von sich immer nur in der Mehrzahl, als scheute er sich, das Wort ich in den Mund zu nehmen.«
    »Wirklich merkwürdig. Weiter!«
    »Als wir aufbrachen, nannte er mir seine Zimmernummer. Zweihunderteinunddreißig. Er zahlte mit einer goldenen Kreditkarte von VISA. Ansonsten nervte er mich mit seiner ständigen Fragerei nach Stoff.«
    Gropius ließ von Francesca ab und setzte sich wieder. »Und du«, richtete er an sie die Frage, »hast du gegenüber Rodriguez irgendwelche Andeutungen gemacht?«
    »Wo denkst du hin!«, rief Francesca entrüstet. »Ich will nicht behaupten, vollkommen nüchtern gewesen zu sein, aber ich war mir der Situation durchaus bewusst, in der ich mich befand. Nein, von mir hat Rodriguez kein Sterbenswort erfahren! Glaub mir.«
    Von Unruhe gepackt, stand Gropius auf und ging aus dem Zimmer. Die Küche des Hauses lag gleich neben dem Eingang. Gropius machte kein Licht. Durch das vergitterte Fenster spähte er nach draußen. Die Autos, die auf der Straße parkten, waren ihm allesamt bekannt, im Übrigen konnte er nichts Verdächtiges ausmachen. Gropius blickte auf die Uhr. Es war kurz nach eins. Unschlüssig kehrte er in den Salon zurück.
    Francesca hatte es sich auf der Couch bequem gemacht. »Entschuldige«, flüsterte sie mit belegter Stimme, »ich bin hundemüde.«
    »Schon gut«, entgegnete Gregor und verschwand. Als er zurückkam, hatte er eine Decke und einen Pyjama unter dem Arm. Doch Francesca schlief bereits.
    »He, aufwachen!«, rief Gropius mit zurückhaltender Stimme. »Du kannst doch nicht in diesen Klamotten schlafen!« Behutsam nahm er ihr die Brille ab.
    Nur kurz öffnete Francesca die Augen, dann drehte sie sich mit einem unwilligen Knurren zur Seite.
    »He«, wiederholte Gregor und tätschelte ihre Wange, »ich habe dir einen Pyjama mitgebracht. Zieh ihn an! Komm!«
    Mit Mühe und halb geöffneten Augen rappelte sich Francesca hoch und begann sich im Sitzen ihrer Kleidung zu entledigen, und noch ehe er sich versah, saß sie nackt und mit geöffneten Schenkeln vor ihm, den Kopf wie schlafend zur Seite geneigt. Sie hatte einen makellosen Körper, was heißt makellos – ihr Körper, die vollen Brüste, die schmale Taille und die straffen Schenkel – eine einzige Herausforderung.
    Er spürte, wie er eine Erektion bekam, und überlegte einen Augenblick, ob er seinem Verlangen, sich zu ihr zu legen, nachgeben sollte. Doch dann kamen Zweifel in ihm hoch. Vielleicht war Francescas Müdigkeit nur gespielt, vielleicht benutzte sie die Situation, um ihn zu verführen?
    Mag sein, dass du es später bereust, sagte eine innere Stimme; aber eine zweite fügte hinzu: oder auch nicht. Jedenfalls nahm Gropius die Pyjamajacke, zog die Ärmel über Francescas wie leblos herabhängende Arme und knöpfte sie zu; dann zog er ihr die Hose an, deckte sie zu und löschte das Licht.
    Er war ziemlich durcheinander, als er die Treppe emporstieg, die zu seinem Schlafzimmer im Obergeschoss führte.
    Am nächsten Morgen hörte Gropius nicht, dass Francesca längst wach war. Er hatte sich bis in die frühen Morgenstunden schlaflos im Bett gewälzt, wobei ihm die Bilder zweier Frauen nicht aus dem Kopf gingen. Da war Felicia, eine Frau von reifer Schönheit, selbstbewusst und dennoch anschmiegsam. Auf der anderen Seite Francesca, nach außen hin kühl, beinahe unnahbar, aber ihm gegenüber weich wie Wachs. Jeder Zentimeter an ihr wirkte auf ihn wie eine Aufforderung, sogar ihre feingliedrigen Finger und ihr schmaler Nasenrücken hatten etwas Erregendes an sich. Mit solchen Gedanken war er, schon dämmerte der Morgen, endlich eingeschlafen.
    Nach dem Duschen schlüpfte Francesca in ihre Kleidung. Auch ohne Schminke war sie eine äußerst attraktive Frau. Sie hatte Schwierigkeiten, sich in Gregors Küche zurechtzufinden, doch es gelang ihr, die chromblitzende Kaffeemaschine und den Toaster in Gang zu setzen.
    Frühstücksduft zog durch das Haus, als der Gong

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